Das Christentum sagt der Welt, was sie nicht hören will. C. R. Trueman

DER MENSCH 

Und seine Sexualität

Der Schöpfer schuf uns als Mann und Frau. Heterosexuell. Ein Gott, der uns mit erotischen Reizen ausgestattet hat, ist schon genial! Es ist also schöpfungskonform, sexuelle Empfindungen zu haben. Das hat nichts mit Sünde zu tun. 

Leider hat die Kirchentradition diese Schöpfungsidee in Verruf gebracht. Ehelosigkeit und Zölibat wurden ethisch höher bewertet, als die von Gott gewollte normale Beziehung zwischen Mann und Frau. Wir übertreiben daher nicht, wenn wir die erotisch-sexuelle Seite menschlichen Lebens eher dem Paradies als der Hölle zuordnen (vgl. 1. Mose 1,27-28; 2,18.21-23.25). Das Alte Testament singt begeistert das „Hohe Lied der Liebe“: 

„Komm doch und küss mich! Deine Liebe berauscht mich mehr als Wein“ (Hoheslied 1,2). „Schön bist du, zauberhaft schön, meine Freundin, und deine Augen sind lieblich wie Tauben“ (Hoheslied 1,15). „Liebessehnsucht hat mich krank gemacht“ (Hoheslied 2,5b). „Sein Mund ist voll Süße, wenn er mich küsst – ja, alles an ihm ist begehrenswert“ (Hoheslied 5,16a). Ich „will mich freuen an deinen Brüsten“ (Hoheslied 7,9b „Nur ihm, meinem Liebsten, gehöre ich, und mir gilt sein ganzes Verlangen“ (Hoheslied 7,11).

 Die Bibel ist alles andere als prüde und sexual-pessimistisch. Im Gegenteil. Das Hohelied beschließt seine erotische Hymne mit einem leidenschaftlichen Bekenntnis zur körperlichen Liebe: „Unüberwindlich ist der Tod: Niemand entrinnt ihm, keinen gibt er frei. Unüberwindlich – so ist auch die Liebe, und ihre Leidenschaft brennt wie ein Feuer. Kein Wasser kann die Glut der Liebe löschen, und keine Sturzflut schwemmt sie je hinweg“ (Hoheslied 8,6b-7a).

 Gläubige Christen sollten die besten und fröhlichsten Liebhaber sein. Denn erotisch-sexuelle Liebe ist schön und gottgewollt – ein berauschendes Geschenk unseres Schöpfers für diese Welt. Zugleich gilt natürlich: „Wer meint, er könne solche Liebe kaufen, der ist ein Narr, er hat sie nie gekannt“ (Hoheslied 8,7b).

 So unbefangen und positiv die Bibel von Eros und Sexualität auch spricht, so konsequent bindet sie diese leidenschaftliche Kraft an die verantwortliche und lebenslange Beziehung von Mann und Frau in der Ehe. Außerdem kennt die biblische Offenbarung keine Varianten im Raum menschlicher Sexualität. 

 Abweichende, Identität zerstörende und die Ehe verachtende Praktiken sind nach biblischer Auffassung Symptome einer zerrütteten Gottesbeziehung (vgl. 3. Mose 20). Dazu gehören etwa Verhaltensweisen wie diese:

► Inzest [Geschlechtsverkehr mit Verwandten], 

► männliche und weibliche Homosexualität, 

► Konkubinat [eheähnliche Gemeinschaft], 

► Nekrophilie [auf Leichen bezogener Sexualtrieb], 

► Pädophilie [auf Kinder bezogener Sexualtrieb], 

► Partnertausch, 

► Pornografie, 

► Prostitution [käufliche Liebe], 

► Sadomasochismus [aktive/passive Gewalt],

► Sexismus [Unterdrückung des anderen Geschlechts],

► Sodomie [auf Tiere bezogener Sexualtrieb],

► Unzucht [griech. porneia: vor- und außerehelicher Sex],

► – Voyeurismus [heimliches Anschauen von Sexualpraktiken].

 Wer sich auf solche Handlungen einlässt, muss sich mit verwirrten Gefühlen, verdrehten Neigungen, schmerzhafter Entfremdung, Gewissensqualen und abgrundtiefer Leere auseinandersetzen. 

 Natürlich verhalten sich nicht alle Betroffenen bewusst unmoralisch oder bösartig. Viele Männer und Frauen sind familiär belastet. Andere sind missbraucht und durch traumatische Kindheitserfahrungen in falsche Bahnen gelenkt worden. Wenn dann noch die schädlichen Einflüsse von Internet-Pornografie, TV-Sex, Gender-Irritation und unreife Beziehungen hinzukommen, ist das sexual-ethische Chaos ziemlich perfekt.

 Gerade auf diesem Gebiet sollten wir aber auch die Macht der Sünde nicht unterschätzen. Mit sozial-psychologischen und kulturellen Ursachen allein lässt sich die Sexual-Verwahrlosung unserer Zeit nicht erklären. Wenn wir ehrlich sind, steckt in uns allen ausnahmslos ein unwiderstehlicher Hang, unserer Lust zu folgen, die sich ohne Rücksicht auf Liebe, Verantwortung und Treue durchsetzen will. 

 Leidenschaft ohne Liebe, wie sie heute vielfach propagiert wird, hinterlässt immer eine Wüste – frustrierte, verletzte und schuldig gewordene Partner.

 Auf diesem Hintergrund wird das sechste Gebot „Du sollst nicht die Ehe brechen“ verständlich: Es schützt unsere eheliche Beziehung und Liebesgemeinschaft vor einer vagabundierenden und pervertierenden Sexualität. Sex ist kein Konsumartikel, der sich im Orgasmus erschöpft – egal mit wem. 

 Dabei will uns Gottes Gebot keinesfalls den Spaß an der körperlichen Liebe verderben. Im Gegenteil: Das göttliche Niveau, nicht die Ehe zu brechen bzw. sich für die Ehe zu bewahren, soll unsere persönliche Integrität – unsere innere und äußere Unversehrtheit – schützen und zu einer erfüllten ehelichen Partnerschaft beitragen.

 Dazu gehört auch, jugendlichen Freundschaften zu helfen, sich vor der Ehe sexuell zu bewahren. Wie schnell gehen durch enttäuschende geschlechtliche Erfahrungen junge Beziehungen wieder auseinander. Wenn der Sex dominiert, bleibt die geistige und seelische Reifung auf der Strecke. Der Mensch besteht aber aus Geist, Seele und Leib. 

 Vor jeder Art sexuellen Intimität sollten zuerst die seelischen und geistlichen Grundlagen miteinander geklärt werden, um sich wirklich kennen zu lernen. Dazu gehören Stichpunkte wie –

► persönliche Prägung,

► Charakter, 

► Biografie, 

► Herkunft,

► Schicksale,

► Lebensvorstellungen, 

► Beruf und Bildung, 

► Glaubensüberzeugung usw.

 Darüber hinaus sollte sich ein Liebespaar auch emotional und intellektuell kennen lernen, indem beide gemeinsame Erfahrungen sammeln. Beispielsweise im Bereich der Kunst, der Musik, der Glaubensgemeinschaft, des Sportvereins usw. So kann sich eine vertraute Beziehung aufbauen.

 Eine vorweggenommene und alles dominierende Sexualität führt immer in hohle Routine. Denn sie kann sich nur in ganzheitlicher Beziehung und in der Geborgenheit einer rechtlich anerkannten Gemeinschaft beglückend entfalten. Wer sich vor der Ehe sexuell ausgelebt hat, verliert oft die Begeisterung für einen verbindlichen Start in eine tragfähige und erwartungsvolle Zweierschaft. 

 Das ist der Grund, warum junge christliche Paare nicht vor der Ehe zusammenziehen sollten. Vor dem Schöpfer ist das porneia – Leidenschaft ohne Anbindung an Gott und sein Gebot. Denn der Ehe-Bund ist noch nicht mit dem Dreieinigen Gott öffentlich und rechtlich begründet und geschlossen worden.

 Als Christen sollten wir uns ohnehin sexual-ethisch von der Gesellschaft unterscheiden. In der Mann-Frau-Beziehung geht es nicht nur um die ichhafte genitale Ekstase! Ihre von Gott gegebene Zielrichtung geht weit darüber hinaus. Die Schöpfungsordnung ist so beschaffen, dass sexuelle Lust in die soziale Verantwortung eingebettet sein muss. Adam und Eva wurden von ihrem Schöpfer berufen, nicht nur Sex zu haben. Sie sollten ihr ganzes Leben miteinander teilen: 

 „Und Gott segnete die Menschen und sagte zu ihnen: ‚Seid fruchtbar und vermehrt euch! Füllt die ganze Erde und nehmt sie in Besitz!’“ (1. Mose 1,28a). Mann und Frau sind dazu berufen, gleichsam Mitwirkende an Gottes geheimnisvoller Schöpfung zu sein – Träger des Lebens und Miterbauer gesunder Gemeinschaft in Ehe, Familie, Kirche und Gesellschaft.

 Entgegen biblischer Auffassung meint die Gender-Ideologie unserer Tage, die Ehe sei ein mehr oder weniger zufälliges Kulturprodukt. Es gäbe keine eindeutige biologische Festlegung von Mann und Frau. Wir müssten vielmehr mit zahlreichen sexuellen Identitäten rechnen: Mit schwuler, lesbischer, bisexueller, transsexueller, transgender, polygamer usw.

 Diese Auffassung hat natürlich zur Folge, dass man den persönlichen und gesellschaftlichen Wert der Ehe bis in die Gesetzgebung hinein immer weiter aushöhlt. Die diesbezügliche Stimmung kann man etwa so beschreiben: Man müsse zwar die herkömmliche heterosexuelle Ehe nicht unbedingt abschaffen, aber sie solle auch nicht mehr als einzige vom Grundgesetz anerkannte und geschützte Sexualgemeinschaft gelten. Es sei endlich an der Zeit, sie mit allen Varianten sexueller Praktiken zu ergänzen. 

 Die Homo-Lobby mit ihren feministischen und atheistischen Vernetzungen fordert zielstrebig, nicht nur die so genannte „Homo-Ehe“, sondern die „Ehe für alle” durchzusetzen. Damit werden absurde Möglichkeiten sexueller Entfremdung eröffnet.

Auch wenn diese Forderungen dem heutigen Konsum- und Spaßmenschen plausibel erscheinen, resultieren sie doch letztlich aus einer tragischen Gottvergessenheit. Wenn wir nicht mehr an einen Schöpfer glauben, hat das immer chaotische Auswirkungen auf die persönliche Sexualität. Gott selbst überlässt uns den Fehlentscheidungen: 

 „Darum lieferte er sie [= die Menschen, Vf.] schändlichen Leidenschaften aus. Ihre Frauen vertauschten den natürlichen Geschlechtsverkehr mit dem widernatürlichen. Ebenso gaben die Männer den natürlichen Verkehr mit Frauen auf und entbrannten in Begierde zueinander. Männer treiben es schamlos mit Männern. So empfangen sie am eigenen Leib den gebührenden Lohn für die Verirrung ihres Denkens. Weil sie es verwarfen, Gott zu erkennen, überließ er sie ihrem untauglichen Verstand, so dass sie alles Verwerfliche tun“ (vgl. Römer 1,26-28).

 Letztlich ist der Moralzerfall aller Zeiten kulturbedingt. Die Moralität dagegen gründet immer in absoluten Werten, vor allem in einer lebendigen Gottesbeziehung. Auf den Punkt gebracht: Kultur relativiert. Gottes Gebot verabsolutiert. 

 Wird der Sexualtrieb von der Schöpfungsordnung Gottes abgelöst und einer sich autonom verstehenden Gesellschaft unterworfen, müssen wir uns zunehmend nicht nur mit einer problematischen, sondern auch mit einer verfluchten Sexualität herumplagen. Sie wird –

► routiniert,

► süchtig, 

► entwürdigend, 

► missbräuchlich, 

► pervers und 

► dämonisch.

„Wer keine Selbstbeherrschung hat“ – so die biblische Weisheit – „kommt um. Seine bodenlose Dummheit bringt ihn ins Grab“ (Sprüche 5,23). Triebhafte Sexualität, eheliche Zerrüttung, von Vätern und Müttern missbrauchte Kinder, Pornosucht, Menschen verachtende Prostitution usw. zeigen den Abgrund, der sich vor uns geöffnet hat. 

Nicht um uns moralisch zu diffamieren, nennt die Bibel die enttabuisierte Sexualität „Unzucht“ (1. Korinther 6,18), sondern weil sie –

► Beziehungen zerstört, 

► Familien krank macht, 

► die Seelen missbrauchter Partner beschädigt und

► die Person-Identität zugrunde richtet (1. Korinther 6,18-19).

Das sechste Gebot ist gerade heute ein Schutz- und Richtungsgebot ersten Ranges. Es schafft Klarheit in Kopf und Bauch: Die Ehe ist eine Stiftung Gottes – keine kulturelle Zufälligkeit.

Aus: Horst Stricker LEITPLANKEN – Wie sollen wir denn leben?

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