Die kürzeste Definition über die menschliche Zukunft finden wir in der Aussage: »Jedem Menschen ist bestimmt, einmal zu sterben, danach aber das Gericht« (Heb 9,27a – Vf.). Gemeint ist das Endgericht, das die Bibel mit zahlreichen Hinweisen erwähnt. Es muss von den geschichtlichen Gottesgerichten wie der Sintflut oder den Endzeitkatastrophen unterschieden werden. Auch das Gericht Gottes über die Sünde der Welt, das Jesus Christus stellvertretend auf sich nahm, setzt nicht das »Jüngste Gericht« außer Kraft. Alle Menschen müssen sich am Ende der Geschichte vor dem lebendigen Gott persönlich verantworten.
🔴 Gott spricht das letzte Wort
Die westliche Kultur weiß von einem in Zukunft stattfindenden Weltgericht kaum noch etwas. Ihr biblisches Erkenntnisniveau hat sich nahezu bei Null eingependelt. Bis in Kirchenkreise hinein ist man eher geneigt, ein solches Szenario als fundamentalistische Drohung oder als apokalyptische Angstmache einzustufen. Selbst eine gewisse Nachdenklichkeit scheint man nicht mehr erwarten zu können.
Umso nötiger ist es, die biblischen Aussagen über das Endgericht kurz darzustellen. Nur so können wir die Tatsache und den Ernst dieser Botschaft begreifen und Schlüsse für Leben und Glauben ziehen. Im Folgenden listen wir zunächst die wichtigsten Bibelstellen auf:
► Prediger 12,14:
Über alles, was wir tun, wird Gott Gericht halten, über die guten und die schlechten Taten, auch wenn sie jetzt noch verborgen sind.
► Jeremia 25,31:
Denn allen Völkern macht der HERR den Prozess; alles, was Mensch heißt, zieht er vor Gericht, und die Schuldigen übergibt er dem Schwert.
► Ezechiel 6,10.12:
Der Tag des Gerichts ist da! Unaufhaltsam bricht das Verderben herein. Denn Übermut und Gewalt haben überhand genommen […]. Die Frist ist abgelaufen, der Tag des Gerichts ist da.
► Zefanja 1,14-15:
Der große Tag des HERRN ist nahe, schnell rückt er heran. […] Ein Tag des Gerichts ist dieser Tag, ein Tag voll Angst und Not, voll Sturm und Verwüstung, voll drohender schwarzer Wolken, ein finsterer Tag.
► Joel 1,15:
Wehe, was steht uns bevor! Der Tag, an dem der HERR Gericht hält, ist nahe. Ein gewaltiges Strafgericht kommt von Gott, dem Gewaltigen.
► Joel 3,3-4:
Dann ist der große und schreckliche Tag nahe, an dem ich Gericht halte. Am Himmel und auf der Erde werden seine Vorzeichen zu sehen sein.
► Maleachi 3,19:
Denn es kommt der Tag, an dem mein Zorn wie loderndes Feuer brennt. Dann werden alle Bösen, die mich voll Übermut verachten, dahingerafft wie Stroh, das vom Feuer verzehrt wird. Nichts bleibt von ihnen übrig, weder Wurzeln noch Zweige. Das sage ich, der HERR, der Herrscher der Welt.
► Matthäus 12,36:
Aber das sage ich euch: Am Tag des Gerichts werden die Menschen sich verantworten müssen für jedes unnütze Wort, das sie gesprochen haben. Aufgrund deiner eigenen Worte wirst du dann freigesprochen oder verurteilt werden.
► Matthäus 25,31-34.41a:
Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt, begleitet von allen Engeln, dann wird er auf seinem Herrscherthron Platz nehmen. Alle Völker der Erde werden vor ihm versammelt werden, und er wird die Menschen in zwei Gruppen teilen, so wie ein Hirt die Schafe von den Böcken trennt. Die Schafe wird er auf seine rechte Seite stellen und die Böcke auf seine linke Seite. Dann wird der König zu denen auf seiner rechten Seite sagen: »Kommt her! Euch hat mein Vater gesegnet. Nehmt Gottes neue Welt in Besitz, die er euch von allem Anfang an zugedacht hat […]«. Dann wird der König zu denen auf seiner linken Seite sagen: »Geht mir aus den Augen, Gott hat euch verflucht! Fort mit euch, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel vorbereitet ist.«
► 2 Petrus 2,9b-10a:
Aber alle, die Unrecht tun, lässt er warten, bis sie am Tag des Gerichts ihre Strafe bekommen. Besonders hart werden die bestraft, die ihren schmutzigen Begierden folgen und den Gedanken frech von sich weisen, dass Gott ihr Herr und Richter ist.
► Judas 14-15:
Gebt Acht! Der Herr kommt mit vielen tausend heiligen Engeln, um über alle Menschen Gericht zu halten. Alle, die nicht nach Gott gefragt haben, werden dann verurteilt für die Taten, mit denen sie sich gegen ihn aufgelehnt, und für die frechen Reden, mit denen sie ihn beleidigt haben.
► Offbarung 20,11-12:
Dann sah ich einen großen weißen Thron und den, der darauf sitzt. Die Erde und der Himmel flüchteten bei seinem Anblick und verschwanden für immer. Ich sah alle Toten, Hohe und Niedrige, vor dem Thron stehen. Die Bücher wurden geöffnet, in denen alle Taten aufgeschrieben sind. Dann wurde noch ein Buch aufgeschlagen: das Buch des Lebens. Den Toten wurde das Urteil gesprochen; es richtete sich nach ihren Taten, die in den Büchern aufgeschrieben waren.
Das Zeugnis vom kommenden Weltgericht ist – wie wir sehen – überwältigend eindeutig. Im Alten wie im Neuen Testament. Wie die genannten Zitate zeigen, nennt die Bibel diesen Zielpunkt der Heils- und Weltgeschichte »Tag des Herrn«, »Tag des Gerichts«, »Tag des Zorns«, »Tag der Rache«, »Tag der Finsternis«. Im Abendland hat sich ehemals der Sprachgebrauch »Jüngster Tag«, »Jüngstes Gericht« oder auch »Weltgericht« eingebürgert.
🔴 Tag göttlicher Abrechnung
Auf unsere Welt kommt also ein Tag göttlicher Abrechnung zu. Dann wird unsere persönliche als auch universalgeschichtliche Entwicklung im Licht Gottes offen gelegt.
Hier gibt es keine Ausflüchte, keine Entschuldigungen, kein Versteckspiel mehr. Alles, was unser Gewissen gespeichert und gescannt hat, alles, was nicht vergeben und versöhnt ist, wird von Jesus Christus, der uns nun als Richter begegnet, beurteilt und gerichtet. Das Anklagepotenzial bringen wir selber mit (Röm 2,15-16). Zu diesem Zweck geschieht ja auch die zweite Auferstehung, die Auferstehung all jener Menschen, die das Heil in Jesus Christus bewusst ablehnten und dem Bösen dienten (vgl. Offb 20,5.13). Sie kommen an ihrem Schöpfer und Richter nun nicht mehr vorbei.
Das Kriterium, nach dem Gott bzw. Christus alle Menschen richten wird, sind die Taten. »Denn der Menschensohn wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln kommen. Dann wird er allen vergelten nach ihrem Tun« (Matt 16,27).
Die irdische Geschichte, individuell wie gesellschaftlich, wird folglich noch einmal aufgerollt. Konkret heißt das: Leute wie Nietzsche, Stalin, Hitler, Mao Tsetung, Idi Amin, Arafat, Saddam Hussein, Bin Laden; Putin, die Hamas, alle Ideologen und Militärstrategen; die KZ-Schergen, Abtreibungsärzte und Terroristen; aber auch Wissenschaftler, Politiker, Künstler, Fernsehmacher, Juristen, Theologen und Päpste stehen jetzt vor ihrem Richter. Die Stunde der Abrechnung schlägt auch für Mörder, Vergewaltiger und Diebe, für Kinderschänder und Geldgierige sowie »Otto Normalverbraucher«. Alles Verborgene kommt ans Licht. Die Taten zeigen, wer wir waren und was wir wollten. Sie offenbaren, ob wir vom Bösen oder vom Guten bestimmt waren. Ob Jesus oder Satan uns bestimmte. Was der Prophet Maleachi angekündigt hat, erfüllt sich nun: »Dann werdet ihr […] den Unterschied sehen zwischen Bösen und Guten, und ihr werdet erleben, was es ausmacht, ob jemand Gott gehorcht oder nicht« (Mal 3,18).
Es ist z.B. ein Unterschied, ob wir mit unserem leiblichen Leben dem Ehepartner, der Familie, Gemeinde und Gesellschaft positiv dienten und Gutes taten – oder in Ehebruch lebten, Gewalt verbreiteten, Menschen verachteten, Kinder missbrauchten, Süchte zuließen und nur auf unsere ichhafte Befriedigung aus waren, ohne es je zu bereuen und umzukehren! Es ist gut zu wissen, dass es einen Tag am Ende der Weltgeschichte geben wird, wo Gott selbst über alle ungeklärte Schuld das gerechte Urteil sprechen wird. Auch über jene Menschen, die das Böse heimlich und hinterhältig begingen.
❤️ »Es gibt niemand, dessen Inneres vor Gott verborgen wäre. Alles liegt nackt und bloß vor den Augen dessen da, dem wir Rechenschaft schuldig sind« (Heb 4,13). Diesen Tag des unbestechlichen Gerichts braucht die Welt, damit ein neuer Himmel und eine neue Erde erstehen können.
Horst Stricker