Der Relativismus, der Optimismus und der Illusionismus haben unsere Generation in eine Sinnkrise geführt. Der vermeintlich gute Mensch kann aus eigener Kraft die “heile Welt”, die vollkommene Gesellschaft und das Weltfriedensreich nicht schaffen.

Man hält Christen oft für arrogant, weil sie eine absolute Wahrheit vertreten.

Der Relativismus unserer Gesellschaft scheut sich, Wahr und Falsch mit Namen zu nennen. Chesterton schrieb Mitte des letzten Jahrhunderts:
“Wir sind auf dem besten Weg, ein Geschlecht hervorzubringen, dessen Hirn so bescheiden geworden ist, dass es nicht mehr an das Einmaleins glauben kann.”

Viele Menschen denken, Christsein sei etwas Weichliches, eine verschwommene Liebe, die sowohl das Böse wie auch das Gute umarmt. Das ist ein grundlegender Irrtum, denn die Liebe Gottes beinhaltet auch seine Heiligkeit. Deshalb müssen wir das Falsche auch in jedem Fall als falsch benennen. Doch das muss in Liebe geschehen. Die Bibel ist da ganz unmissverständlich und praktisch.

Die Augen der Wahrheit sehen die Unvollkommenheit, die Fehler und Mängel eines Menschen. Aber die Augen der Liebe sehen, was aus einem Menschen werden kann, der geliebt ist. Francis Schaeffer, ein einflussreicher Theologe und bekannter Autor, der in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der Gemeinschaft L’ Abri unter den Intellektuellen aus aller Welt missionierte, hatte in seiner Heimatgemeinde Spaltungen erlebt. Er erkannte, dass Christen in Konfliktsituationen vollkommen falsch miteinander umgingen, und folgerte daraus, dass der Grund fehlende Liebe war.

Schaeffer lehrte, dass Gläubige nicht nur an ihrer klaren Stellung bezüglich der Wahrheit der Bibel erkannt werden sollten, sondern auch an ihrer unerschütterlichen Liebe zueinander – auch bei Meinungsverschiedenheiten. Der Kampf um die Wahrheit, die richtige Lehre und die Reinheit der Gemeinde muss in Liebe und Barmherzigkeit geschehen. Um die Wahrheit zu sagen und gleichzeitig in Liebe zu handeln, brauchen wir die Vollmacht und die Kraft des Heiligen Geistes. Wahrheit und Liebe im Gleichgewicht zu halten, kann nicht im Fleisch geschehen. Liebe und Wahrheit sind weder Feinde, noch muss das eine für das andere geopfert werden.

Ich glaube, es war der Schweizer Schriftsteller Max Frisch, der sagte:
“Man sollte dem anderen die Wahrheit wie einen Mantel hinhalten, dass er hineinschlüpfen kann, und sie ihm nicht wie einen nassen Lappen um die Ohren schlagen.”

Wenn wir versucht sind, mit andern ungeduldig zu werden, dann sollten wir uns daran erinnern, wie geduldig Gott mit uns ist. Der Apostel Paulus mahnt:
“Ertragt einander und vergebt euch gegenseitig, wenn einer Klage gegen den anderen hat, wie Christus euch vergeben hat, so auch ihr.”
Die Bibel, Kolosser 3, 13
Und weiter nennt er ein Kennzeichen des Christen:
“Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe… Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.”
Die Bibel, Johannes 13, 34.35

So gilt, dass im Ringen um die rechte Verkündigung des Evangeliums die Liebe nicht auf der Strecke bleiben darf. Vielmehr muss sie für die Welt um uns sichtbar sein.

Quelle: aus der Zeitschrift “ethos”

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