Die Vaterliebe hört nicht auf. Die Vaterliebe Gottes ist unbegreiflich.

Die Vaterliebe hört nicht auf

Dr. Bernardo erzählt folgende, in allen Einzelheiten wahre Begebenheit: Ein reicher Herr in Yorkshire hatte einen Sohn, den er sehr lieb hatte und mit vielen Liebesbeweisen überschüttete. Der Sohn aber achtete alles nicht, was sein Vater für ihn tat, sondern begab sich in sündliche Vergnügungen und schlechte Gesellschaft, so dass er bald sehr viele Schulden hatte, die ihm sein reicher Vater jedoch alle bezahlte.

Eines Tages befand er dich wieder in schweren Schulden, die er sich durch Wetten und Spielen zugezogen hatte. Weit entfernt davon, seinem Vater seine Schuld zu bekennen, setzte er sich in Besitz des Bankbuchs seines Vaters, füllte den letzten, noch unbeschriebenen Scheck aus, fälschte die Unterschrift seines Vaters und es gelang ihm so, alle seine Schulden bezahlen zu können. Hierauf schiffte er sich sofort nach Australien ein. Dort war er bald völlig mittellos und ohne Obdach.

In Lumpen gehüllt, klopfte er nach Jahren eines Tages an die Tür eines reichen Schafherdenbesitzers in Melbourne und bat um etwas zu essen. Es traf sich nun so, dass dieser Mann nicht nur aus England, sondern ebenfalls aus Yorkshire war; damit nicht genug, er war einst auch beim Vater dieses verlorenen Sohnes in Stellung gewesen. Sofort erkannte er in dem Bettler einen Landsmann, nahm ihn auf, gab ihm zu essen, ließ ihn sich waschen und behielt ihn für die Nacht bei sich. Der Farmer dachte, er müsse das Gesicht doch irgendwie kennen, obwohl es abgegrämt und verhungert aussah und beschloss, seinen Gast am anderen Morgen zu fragen, wer er sei.

Vor dem Zubettgehen kam die Post aus England an und mit derselben auch ein Brief aus Yorkshire. Der Bettler sah das Kuvert, erkannte alsbald seines Vaters Handschrift und beobachtete genau, wohin der Farmer den Brief legte. Sie gingen bald zu Bett. Der Sohn aber, jetzt im Alter von 35 Jahren, konnte nicht schlafen.

In der Stille der Nacht erhob er sich von seinem Lager, kroch hinunter, öffnete das Pult, in dem der Brief lag, nahm ihn heraus und las ihn. Er verlor dabei fast die Besinnung. Der Brief war wirklich von seinem eigenen Vater, der ihn noch immer lieb hatte. Er schrieb etwa wie folgt: “Sie mögen gehört haben, dass mein eigener und einzig geliebter Junge mich schon seit vielen Jahren verlassen hat. Ich weiß nicht, ob er lebendig oder tot ist, aber ich denke mir irgendwie, dass er noch lebt und sich etwa in Melbourne aufhalten mag. Mir ist der Gedanke gekommen, er möchte vielleicht an Ihre Türe klopfen. Wenn dem so ist, so sagen Sie ihm, dass ich Ihn noch lieb habe und Ihm gern vergebe. Bitten Sie ihn, dass er heimkommt und er soll uns herzlich willkommen sein und wieder in den Genuss aller Vorrechte eines Elternhauses treten.” Das war dem Sohn zu viel. Er konnte es nicht ertragen, sondern brach zusammen und verlor das Bewusstsein.

Das Geräusch weckte den Hausherrn aus seinem Schlafe. Schnell kam er heruntergelaufen und meinte, es seien Diebe im Hause, sah dann aber, dass es der Bettler war, den er aufgenommen hatte. Dieser war inzwischen wieder zu sich gekommen und bekannte dem Farmer alles. Da war große Freude in diesem Hause. “Welch ein Narr bin ich doch gewesen!” so sprach der verlorene Sohn ein über das andere Mal. “Mein Vater hat mich trotz alledem noch lieb. Ich meinte, er sei böse über mich, weil ich mich gegen ihn vergangen hatte.” Statt dessen war das Vaterhaus ihm weit geöffnet

Autor unbekannt

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