Ein Gott, dem es noch schlechter geht.

„Wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte mit leiden mit unserer Schwachheit.“ – Aus dem Brief an die Hebräer 4,15 – In seinem Buch „Oskar und die Dame in Rosa“ erzählt Eric Emmanuel Schmitt von dem 10-jährigen Oskar, der lebensgefährlich an Leukämie erkrankt ist. Immer wieder überschüttet der kleine Oskar seine treue Besucherin, Oma Rosa, mit Fragen nach Gott. Eines Tages schlägt sie Oskar vor, Gott einmal zu besuchen. Oskar ist ganz überrascht zu hören, dass man Gott besuchen kann – und zwar ganz in der Nähe, in der Kapelle seines Krankenhauses.
Sie gehen also am nächsten Tag in die Kapelle, und beim Betreten sieht Oskar sofort das Kruzifix an der Wand und erschrickt. „Dem geht’s aber auch nicht gut!“, stellt er fest. Und sogleich erfasst ihn ein ganz großer Zweifel, ob von so einem wirklich Hilfe zu erwarten ist. Er sagt zu Oma Rosa: „Der ist ja so arm dran. Dem geht’s ja noch schlechter als mir. Der hat genug mit sich selbst zu tun. Der wird mir auch nicht helfen können!“

Was für einen Gott möchtest Du?

Schon scheint der Besuch bei Gott zu einer Enttäuschung zu werden. Doch da entgegnet ihm Oma Rosa: „Möchtest Du einen Gott, der keine Ahnung hat, wie es Dir geht, der keine Schmerzen und keine Angst kennt? Oder möchtest Du lieber einen, der aus eigener Erfahrung weiß, wie das ist, wenn es einem so geht wie Dir?“ Da wird Oskar sehr nachdenklich und fängt an, an den Gott zu glauben, der weiß, wie sich Schmerzen anfühlen und wie es ist, wenn man im Herzen so friert und es dunkel in einem wird. Und er schreibt Briefe an den Gott, der ihn besser als jeder andere Mensch versteht.

  Pastor Klaus Jürgen Diehl (Wetter/Ruhr) (Idea.de)

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