Eine beeindruckende und wahre Geschichte im Leben des großen Gottesmannes Hudson Taylor

Als junger Mann machte der spätere China-Missionar Hudson Taylor neben seinen medizinischen Studien auch evangelistische Hausbesuche. Er erzählt folgendes Erlebnis (gekürzt):

Ein armer Mann bat mich, zu seiner sterbenden Frau zu kommen, um mit ihr zu beten; bezahlen könne er aber nicht, da seine Familie am Verhungern sei. Sofort fiel mir ein, dass ich nur noch eine halbe Krone besaß. “Oh”,
dachte ich, “hätte ich doch nur kleinere Geldstücke, statt dieser halben Krone! Wie gerne würde ich den armen Leuten einen Schilling geben!”

Mich von dem ganzen Geld zu trennen, kam mir nicht in den Sinn. Im Grunde lag die Sache so: Ich konnte Gott vertrauen mit einigem Geld in der Tasche; aber ich war nicht darauf vorbereitet, Ihm mit leerer Tasche zu vertrauen.

Mein Führer brachte mich in einen Hof; eine jämmerliche Treppe führte uns in ein elendes Gemach. Vier oder fünf Kinder standen umher; sie waren dem Verhungern nahe. Auf einem dürftigen Lager sah ich eine arme, erschöpfte Mutter mit einem winzigen Kindlein.

Ich fing an, den Leuten zu sagen, dass sie nicht niedergeschlagen sein dürften; dass es einen guten, liebenden Vater im Himmel gäbe. Aber etwas in mir rief:
“Du Heuchler! Du sprichst zu diesen unbekehrten Leuten von einem guten, liebenden Vater im Himmel, und du selber bist nicht bereit, Ihm zu vertrauen, wenn du deine halbe Krone nicht hast.”

Mir war, als müsste ich ersticken! Wie gern hätte ich mit meinem Gewissen einen Vergleich abgeschlossen! Unter solchen Umständen war mir weiteres Reden unmöglich. Merkwürdigerweise glaubte ich aber, dass ich mit Leichtigkeit beten könnte. Mir war, als hätte ich nichts weiter zu tun, als niederzuknien und zu beten, dann würde ihnen und mir selber Trost widerfahren.

Mit seiner letzten Geldmünze in der Tasche, die er meinte nicht abgeben zu können, war Hudson Taylor kaum fähig, ein kurzes Gebet für diese armen Menschen zu sprechen. Er erzählt weiter:

Der arme Vater wandte sich zu mir und rief:
“Sie sehen, wie schrecklich es um uns steht! Wenn Sie uns helfen können, so tun Sie es um Gottes willen!”
Im selben Augenblick fuhr mir das Wort durch den Sinn:
“Gib dem, der dich bittet.”
Und in des HERRN Wort liegt Autorität. Ich steckte meine Hand in die Tasche, zog das Geldstück langsam heraus und gab es dem Mann. Ich sagte ihm, dieses Geldstück sei mein Alles. Was ich vorhin versucht hätte, ihm zu erklären, nämlich dass Gott wirklich ein Vater sei, das dürfe er glauben.

Jetzt war das Hindernis, das den Segen aufhielt, fort. Und nicht nur wurde das Leben der armen Frau gerettet, auch in mein Leben war eine neue Kraft gekommen.

Als ich später an meinem Bett niederkniete, erinnerte ich den HERRN an sein eigenes Wort.
“Wer sich des Armen erbarmt, der leiht dem HERRN.”
Ich bat Ihn, nicht zu lange von mir zu leihen, ich hätte sonst am andern Tag kein Mittagessen. Dann verbrachte ich eine glückliche, ruhige Nacht in seinem Frieden.

Am nächsten Morgen war ich erstaunt, als die Wirtin mit einem Brief hereintrat. Der Absender war nicht zu erkennen. Der Umschlag enthielt, in weißes Papier gehüllt, ein Paar lederne Handschuhe. Aus diesen rollte, als ich sie erstaunt zur Hand nahm, ein Zehnschillingstück auf die Erde. “Dem HERRN sei Dank!”, rief ich.
“Vierhundert Prozent für zwölf Stunden Anleihe – das ist ein gutes Geschäft!”

Ich kann es gar nicht sagen, wie oft ich mich später an dieses Ereignis erinnerte, und wie viel es mir in schwierigen Verhältnissen half.

WENN WIR IN KLEINEN DINGEN GEGEN GOTT TREU SIND, DANN GEWINNEN WIR ERFAHRUNG UND KRAFT, UM ERNSTERE PROBEN ZU BESTEHEN.

Aus dem Andachtsbuch
“DER HERR IST NAHE”

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