Für viele Menschen sind Wölfe kuschelige Sympathieträger, die man gerne in Dokus, Tierparks oder in freier Wildbahn beobachtet. Dabei wird das Leben der Raubtiere gewöhnlich für den weitgehend naturfremden Zuschauer entsprechend inszeniert.
Die größte Begeisterung für die flächendeckende Ansiedlung von Wölfen kommt gewöhnlich von den Menschen, die im Alltag nichts mit den Tieren zu tun haben und natürlich von allen, die mit dem Wolfsboom ihr Geld verdienen.
Dieselben Leute, die für das allgemeine Tierwohl kämpfen, sind durch ihren ideologischen Schutz der Wölfe allerdings auch mitverantwortlich für den grausamen Tod tausender Haustiere. Wer wissentlich gefährliche Raubtiere wie Wölfe in die freie Natur entlässt, der muss eben auch die Folgen solcher Aktionen im Blick behalten.
In Europa leben derzeit rund 15 000 freilebende Wölfe. Seit dem Jahr 2000 sind auch immer mehr Wölfe in Deutschland heimisch geworden. Deren Zahl steigt aufgrund eines umfassenden Schutzes deutlich an. Wurden 2017 hierzulande noch 77 Wolfsrudel gezählt, waren es 2022 schon 128. Brandenburg ist mit 47 Rudeln und 10 Paaren das Bundesland mit den meisten Wölfen. Nach offiziellen Statistiken wurden alleine 2019 2900 Nutz- und Haustiere von Wölfen schwer verletzt oder getötet. Seit Jahren steigt die Zahl der getöteten Nutz- und Heustiere beständig. 2022 wurden bereits über 4000 Tiere durch Wölfe getötet oder schwer verletzt. Vor allem traf es Schafe, Ziegen, Rinder, Kälber, Alpakas und andere Tiere, die sich auch nachts im Freien aufhalten. Immer wieder töten Wölfe aber auch Hunde und andere Haustiere.
Bei vielen Wolfsübergriffen werden mehr Tiere getötet als gefressen. Manche bleiben auch halbtot zurück und sterben erst Stunden später; falls man sie nicht vorher entdeckt. Aufgrund des außerordentlich hohen Nahrungsangebots sind Wolfsangriffe auf Menschen in Europa derzeit noch ziemlich selten.
Von Wölfen angegriffene Tiere sterben zumeist grausam. Erst werden sie in Todesangst versetzt und dann in die Kehle gebissen. Manche werden auch noch halb lebendig zerrissen. Da das jedes Jahr tausende Nutz- und Haustiere alleine in Deutschland betrifft, würde man sich mehr Mitgefühl von vorgeblichen Tierschützern wünschen, die tausende grausamer Tode für vollkommen gerechtfertigt halten, wenn es um den Schutz und die Verbreitung von Wölfen geht. Aus christlicher Sicht aber ist der Wert eines Wolfs nicht prinzipiell höher als der eines Schafs oder einer Ziege.
Die Frage muss erlaubt sein, was es dem Menschen, anderen Tieren und auch der Natur bringt, wenn man Raubtiere wie den Wolf ohne natürliche Feinde freilässt und schützt. Weil sich Wölfe für ökologisch gesinnte Stadtbewohner schön machen und in Dokumentationen nett anzusehen sind, sollte man damit keine unüberlegte Politik betreiben. Der grausame Tod vieler Tiere wird als notwendiges Opfer für die Ansiedlung von Wölfen interpretiert. Die von Wölfen gerissenen Haustiere sterben gewöhnlich unter immenser Todesangst und großen Schmerzen.
Bei einem unüberlegten Wolfsschutz könnte es sich eben auch um das Ergebnis eines falsch verstandenen, ideologisierten Naturschutzes handeln, der Raubtiere romantisch idealisiert. Mit ihren vorgeblich „gerechten“ Engriffen in die Natur richten Menschen immer wieder neue Schäden an. An einer Stelle sollen Probleme gelöst werden. An anderer Stelle werden dadurch schwerwiegende neue Ungerechtigkeiten geschaffen.
Christen kennen die Natur als eine dem Menschen oft feindlich gegenüberstehende Größe. Trotzdem sind sie von Gott verpflichtet worden, Tiere und Pflanzen als wertvolle Wesen der Schöpfung zu schützen. Allerdings dürfen sie auch regelnd eingreifen; Tiere für ihre Zwecke nutzen und Raubtiere töten. Eine sentimentale Idealisierung einzelner Wildtiere wird weder der Natur noch den eigenen Ansprüchen eines ehrlichen Tierschutzes gerecht.
Vielleicht sollte es zukünftig nicht nur Tier- Dokus über romantisch durch die Wälder streifende Wölfe geben, die sich beim Sonnenuntergang um ihren kuscheligen Nachwuchs kümmern. Für den tierfreundlichen Stadtbewohner sollte häufiger gefilmt werden, wie sich Wölfe einer Herde Schafe nähern, die in Panik blöken. Wie dann einige Tiere eingekreist und bei lebendigem Leib zerrissen werden, während sie noch im Todeskampf zucken. Manchmal lassen die Wölfe den nur halb gefressenen Kadaver des so leicht erlegten Tieres dann auch einfach liegen.
Für Christen sollte klar sein, dass Tiere nicht willkürlich getötet werden dürfen, weder Zuhause noch im Wald. Das Leben der Tiere gehört Gott und ist nicht frei verfügbar. Dem Menschen als besonders herausgehobenen Wesen hat Gott eine besondere Verantwortung übergeben. Aufgrund seiner größeren Möglichkeiten und Fähigkeiten muss er als stärkerer auf die anderen ihm umgebenen und von Gott geschaffenen Lebewesen achten. Der Mensch darf Tiere und Pflanzen dabei durchaus auch töten, zu seiner Ernährung oder um sich und andere vor gefährlichen Angriffen zu schützen.
Christen weisen eine romantisierende oder idealisierende Darstellung der Natur zurück. Die heute vorfindliche Natur ist keinesfalls perfekt, weise oder friedlich. Wer in enger Verbindung mit der Natur lebt, der stellt schon bald fest, dass sie rücksichtslos und grausam ist. Nur der in einer künstlich geschützten Welt lebende Mensch kann von einer „heilen Natur“ träumen, sofern er Krankheitserreger und Ratten ausblendet, die sich selbst in seiner Umgebung unangenehm bemerkbar machen können.
In einer weit verbreiteten Interpretation der Esoterik wird die Natur als Person behandelt, die denken, entscheiden oder Schmerzen empfinden kann. Der Natur werden von Menschen vollkommen sachfremd moralische Überlegungen unterschoben. Die Natur hat objektiv gesehen aber keine Weisheit und sie ist auch nicht liebevoll oder fürsorglich. In dem ökologischen System, das sich Natur nennt, kämpfen viele Lebewesen gegeneinander, ohne Rücksicht und Mitgefühl. Dahinter kann man gelegentlich noch die Reste der ursprünglich perfekten Natur erkennen, die Gott ursprünglich erdacht und erschaffen hatte. Die ist aufgrund der grundsätzlichen Rebellion des Menschen gegen Gott allerdings schwer geschädigt und pervertiert. Erst bei dem Wiederkommen Jesu als Weltherrscher, werden viele dieser Mängel wieder korrigiert werden.
Wenn Menschen heute in die Natur eingreifen, was praktisch kaum zu vermeiden ist, dann sollten sie ihr Handeln gut bedenken und die verschiedenen Interessen gründlich abwägen. Der größte Teil der Natur in Deutschland ist von Menschen gestaltete und gepflegte Natur. Manche Biotope können überhaupt nur existieren, weil Menschen sie geschaffen haben und erhalten. Eine ganz sich selbst überlassen Natur würde in Mitteleuropa zu ausgedehnten Mischwäldern führen, in denen viele Pflanzen und Tier aussterben würden, die beispielsweise auf freie Flächen angewiesen sind. Immer wenn Menschen regelnd eingreifen, entsteht nicht Natur, sondern lediglich eine neue Kulturlandschaft mit der Bevorzugung bestimmter Tiere oder Pflanzen.
Warum möglichst viele frei lebende Wölfe unbedingt erstrebenswert sein sollen, muss ganz neu überlegt und begründet werden; vor allem wenn die sich lieber von Haustieren ernähren als von wild lebenden. Einfach alle Wölfe abzuschießen ist natürlich auch keine Lösung. Jetzt sind die Umweltschutz- Verbände gefragt, die Wölfe in den vergangenen 20 Jahren romantisiert und idealisiert haben. Jedes Jahr tausende Nutz- und Haustiere zu opfern und grausam sterben zu lassen, um einer wachsenden Zahl von Wölfen ein angenehmes Leben zu ermöglichen, kann jedenfalls keine Lösung sein. (von Michael Kotsch)