Heute wird der Philosoph und Soziologe Jürgen Habermas 96 Jahre alt. Er ist bis heute gottlos und blieb gegenüber dem Phänomen Religion immer ziemlich kritisch-distanziert (Habermas selbst beschreibt sich bekanntlich als „religiös unmusikalisch“), wurde aber – zumindest im Hinblick auf die normative und soziale Funktion des Religiösen – zunehmend wohlwollend; ein feiner Unterschied zur brachialen Missverstehenskultur des „Neuen Atheismus“.
„Das Christentum ist für das normative Selbstverständnis der Moderne nicht nur Katalysator gewesen. Der egalitäre Universalismus, aus dem die Ideen von Freiheit und solidarischem Zusammenleben entsprungen sind, ist unmittelbar ein Erbe der jüdischen Gerechtigkeit und der christlichen Liebesethik. In der Substanz unverändert, ist dieses Erbe immer wieder kritisch angeeignet und neu interpretiert worden. Dazu gibt es bis heute keine Alternative.“ Jürgen Habermas