Hiroshima und Nagasaki

Sie haben innert Sekunden etwa 80000 Menschen getötet, die genaue Zahl wird man nie erfahren. Die Physikerin Naomi Shono wird im offiziellen Untersuchungsbericht schreiben: «Im Moment der Explosion entstand ein Feuerball von 60 Millionen Grad Celsius und Tausenden Bar Druck. In den ersten drei Sekunden strahlte er Hitzewellen aus, die die Temperatur im Hypozentrum auf 3000 bis 4000 Grad ansteigen liessen.» Innerhalb eines Kilometers um das Hypozentrum ist der Feuerball, den sie später «pika» (Blitz) nennen werden, heisser, als wenn die Sonne auf die Erde fiele. Häuser, Bäume, Brücken verbrennen. Uhren stehen still. Vögel fangen Feuer. Die inneren Organe der Menschen verdampfen. Tausende verkohlen zu Asche, überall liegen solche dampfenden Häufchen. Von jemandem, der 260 Meter vom Hypozentrum auf der Treppe einer Bank sitzt, bleibt nur ein Schatten zurück. Im Radius von 500 Metern stirbt alles. In den ersten drei Sekunden schädigen und zerstören unsichtbare Gammastrahlen und Neutronen die menschlichen Zellen und das Gewebe – Zehntausende sterben an den Folgen der Strahlung, einige sofort, andere nach Jahrzehnten.
Auf «pika» folgt «don», die Druckwelle, die mit 11000 Kilometern pro Stunde und einer Kraft von sieben Tonnen pro Quadratmeter durch die Stadt donnert. «Don» reisst fast alle Luft mit sich und erzeugt extremen Unterdruck, der Häuser plättet – und den Menschen Augen und Eingeweide raussaugt. 50000 werden zermalmt, erschlagen, aufgespiesst. Häuser, Bäume werden zertrümmert, auch der Shukkei-en-Park mitsamt den Reihern, in dem das Liebespaar Sunao Tsuboi und Reiko zwölf Stunden zuvor nebeneinander lag. «Die Vernichtung war so total, dass selbst die Vernichtung vernichtet war», wird der Schriftsteller Günther Anders später notieren. 33 Quadratkilometer Stadtgebiet sind einfach verschwunden, 42 von 45 Spitälern verwüstet, 90 Prozent aller Ärzte, Krankenschwestern, Feuerwehrleute tot oder verletzt. weltwoche.ch
„Wir leben im Zeitalter der nuklearen Riesen und der ethischen
Zwerge, in einer Welt, die Brillanz ohne Weisheit, Macht ohne
Gewissen erreicht hat. Wir haben die Geheimnisse des Atoms
entschleiert und die Lehren der Bergpredigt vergessen. Wir wissen
mehr über den Krieg als über den Frieden und mehr über das
Sterben als über das Leben.“
US-General Omar Bradley1, Zeuge der Folgen von Hiroshima und
Nagasaki
„Das Schlimme an unserer Zeit ist, daß die Zukunft nicht mehr das
ist, was sie einmal war.“
Paul Valéry1
„Die Atombombe ist das antidemokratischste, antinationalste,
antimenschlichste sowie vom Bösen inspirierteste Ding, das je von
Menschen produziert worden ist. Wenn Sie gläubig sind, dann
denken Sie daran, daß diese Bombe die Herausforderung des
Menschen an Gott ist. Sie lautet ganz einfach: Wir haben die Macht,
alles zu zerstören, was Du geschaffen hast. Und wenn Sie nicht
gläubig sind, betrachten Sie es so: Diese unsere Welt ……… könnte an einem Nachmittag
zu Ende sein.“
Arundhati Roy

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