Islam

„Lästerungen“ und Lästerzungen – Fragezeichen zum Streit Von Dr. Heinz Gstrein, Orientalist und Nahost-Korrespondent

Die Empörung von Moslems in aller Welt über die Mohammed-Karrikaturen einer dänischen Zeitung greift weiter um sich, trotz Beschwichtigungsversuchen aus Kopenhagen und Aarhus, wo die Bilder mit einem als Terrorist verzeichneten Propheten des Islam erschienen waren. Der islamische Jahreswechsel mit dem jetzt beginnende „heiligen“ Monat Muharram, der eine Zeit religiöser Erregung zu sein pflegt, dürfte den Konflikt weiter anheizen.

Von der Sache her ist es durchaus legitim, in Mohammed den geistigenVater islamistischer Terroristen und Selbstmordattentäter zu sehen. Hat er doch selbst das Beispiel zu Krieg und Gewalt gegeben und jenen den siebten Himmel versprochen, die im Kampf für ein Weltreich des Islams ihr Leben hingeben. Auch von ihrer Darstellung her sind die dänischen Karikaturen harmloser als jene Bilder, die etwa aus Österreich ein Gerhard Haderer von „Jesus und seinen Haberern“ gezeichnet hat.

Die Moslems waren aber schon immer für „Lästerungen“ ihres Propheten besonders allergisch. Dazu genügt, das Thema von Mohammeds Frauen, unter ihnen ein neunjähriges Mädchen, sachlich anzupacken. Besonders im islamischen Herrschaftsbereich war und ist der Lästerungsvorwurf ein beliebiger Vorwand, um Übergriffe gegen die christlichen und jüdischen Bürger zweiter Klasse zu rechtfertigen. Schon Ende des 18. Jahrhunderts hatten die mit ihren Zungen an eine Synagogentür genagelten „Läster-Juden“ von Tripolis die erste amerikanische Militäraktion im heutigen Libyen provoziert.

Wenn wir jetzt den akuten Lästerungsvorwürfen der Moslems mit serviler Unterwürfigkeit begegnen, unterscheiden wir uns kaum von den dem Islam bereits Unterworfenen und führen selbst die Politologen-Vision von einem den islamischen Mächten hörigen „Eurabia“ mit herauf.

Der Islam selbst hat sich lang durch grosse Ehrfurcht vor den anderen Religionsstiftern ausgezeichnet, er hat Jesus und Moses mit als Propheten verehrt. Der heutige Polit-Islamismus stellt das alles jedoch in Frage: Moscheeprediger erklären die Geburt von Christus als Folge von Spermaresten in durch Maria versehentlich getragenen Männerunterhosen, und der iranische Präsident Ahmadinejad stellt die Leiden der Juden unter dem Holocaust zynisch in Abrede. Wer lästert da heute wen?

Quellen: Welt.de/Kipa/RNA/dpa/Netzzeitung/ap

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