Jesus vs.Stoiber

Gut, dass wir Jesus haben.

ali

Das Trauerspiel, das sich auf der diesjährigen Klausur der CSU im Wildbad Kreuth abspielte, zeigt zweierlei: Die Machtbesessenheit und Skrupellosigkeit eines einzelnen Mannes und die Unfähigkeit seiner Mannschaft, ihn in die Grenzen zu weisen. Ein Lehrstück darüber, was Macht aus Menschen macht.

Das Gezerre um den Noch-Vorsitzenden der CSU und Ministerpräsidenten von Bayern, Edmund Stoiber, ausgelöst durch die öffentliche Anschuldigung einer Landrätin aus der eigenen Partei, offenbart auf eine selbst in der Politik seltenen Offensichtlichkeit, wie sehr Menschen durch die Macht, die sie bekommen haben, gefangen genommen werden und schließlich bereit sind, (fast) alles zu setzen, um diese Macht nicht zu verlieren.

Stoiber war noch nie einer, der für Zwischentöne empfänglich war. Und wenn etwas bei ihm stets funktioniert hat, war es der Machtinstinkt und das Gefühl für die Schwäche der anderen… Die Nibelungentreue, die seine Rivalen lähmt, hat Stoiber anderen gegenüber nie gehabt. Er hat immer Ballast abgeworfen, wenn es ihm nützlich erschien… Nach seiner Flucht aus Berlin waren ihm die Belange des Bundes wurscht, jetzt sind ihm offenbar auch Bayern und seine CSU egal, Hauptsache, er darf seine schönen Ämter behalten.

[Peter Fahrenholz, SZ vom 17.01.2007]

Harte Worte, gesprochen zu einer Zeit, als noch nicht klar war, daß Edmund Stoiber doch noch zurücktreten würde. Die Charakterisierung eines Menschen, der bereit ist, für den Erhalt seiner Macht das Wohl und Wehe eines Bundeslandes aufs Spiel zu setzen, der den Bezug zur Realität, zu den Auswirkungen seiner Handlungen auf seine Mitmenschen, verloren hat. Und dann – überraschend – doch noch die Rücktrittserklärung:

Der Erfolg und die Geschlossenheit der CSU, das Wohl und die Zukunftsfähigkeit des Freistaats Bayern waren stets mein oberstes politisches Ziel. Entsprechend dieser Zielsetzung habe ich mich entschlossen, bei der Landtagswahl 2008 nicht mehr anzutreten. Ich werde mein Amt als Bayerischer Ministerpräsident zum 30. September 2007 abgeben. Ich werde auf dem CSU-Parteitag im September auch nicht mehr als CSU-Vorsitzender kandidieren… Diese Entscheidung habe ich getroffen, weil es mir wichtig ist, zum richtigen Zeitpunkt für Bayern und für die CSU zu handeln… Mein Ziel ist, dass Bayern auch in Zukunft das erfolgreichste Land und die CSU die erfolgreichste Partei bleibt.

[Edmund Stoiber, SZ vom 18.01.2007]

Inwieweit diese Worte Stoibers bei seiner Rücktrittserklärung, die eine ganz andere Sprache sprechen, der Wahrheit entsprechen, ist uns letztlich nicht gegeben zu beurteilen. Trotz dieser "warmen" Worte – gesprochen in einer Situation, in der selbst er erkennen mußte, daß er nicht mehr tragbar war – hinterläßt Stoiber ein Desaster, das zu "ordnen" seine letzte Aufgabe als scheidender Chef von Partei und Bundesland sein wird. Daß er es bewußt vermied, einen Nachfolger aufzubauen, ist mit Schuld an der jetzigen Situation.

Der Gegenentwurf
Wie sieht der Gegenentwurf zu einem Menschen aus, der sich an seiner (mühsam gewonnenen) Macht festklammert und bereit ist, alle und alles um ihn herum zu verraten und zu verkaufen, wenn er dann seine Macht erhalten kann? Paulus stellt ihn uns vor:

Diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus [war], der in Gestalt Gottes war und es nicht für einen Raub achtete, Gott gleich zu sein. Aber er machte sich selbst zu nichts und nahm Knechtsgestalt an, indem er den Menschen gleich geworden ist, und der Gestalt nach wie ein Mensch erfunden, erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz.

[Philipperbrief, Kap. 2,5-8 (REÜ)]

In Jesus begegnet uns Gott selbst. Der Schöpfer von Himmel und Erde, der, der alles in Seiner Hand hält und gleichzeitig diese Welt nicht braucht, um glücklich zu sein, wird selbst zum Geschöpf. Er begibt sich in die Niederungen des Menschseins, wird hilflos und abhängig vom Wohlwollen Seiner Geschöpfe. Und Er tut das freiwillig – keiner zwingt Ihn dazu – und aus Liebe.

Sind wir ehrlich zu uns selbst: Wie oft klammern wir uns an die kleine Macht, die wir haben?! Es ist einfach, mit dem Finger auf die "Großen" dieser Welt zu zeigen, und da gäbe es auch durchaus noch extremere Beispiele als den scheidenden Ministerpräsidenten Stoiber. Aber Pauli Worte gelten zuallererst uns – Dir und mir.

Aber nicht nur in Betlehem und auf Golgatha wird diese Liebe Gottes zu den Menschen, diese hingebungsvolle totale Selbstaufgabe deutlich. Wer in den Evangelien verfolgt, wie Jesus drei Jahre lang alles in seine zwölf Jünger investiert, alles mit ihnen teilt, sie schult und als Seine Nachfolger aufbaut, sieht gleichzeitig, wie wenig die Zwölf in dieser Zeit davon verstehen.

Jesus hat alles mit diesen Zwölfen geteilt – Er hat sich vollständig investiert, hat sie teilhaben lassen an seiner Freude und seinen Nöten, ihnen die Dinge dieser Welt und des kommenden Reiches Gottes erklärt – und sich am Ende von ihnen verraten und verlassen lassen. Und dieser gleiche Jesus sagt uns deutlich, warum Er das tat:

Ich bin gekommen, damit sie Leben haben und [es in] Überfluß haben.

[Johannes-Evangelium, Kap. 10,10b (REÜ)]

Diese Zusage gilt jedem Menschen. Wer sich auf Ihn einläßt, der wird wahres Leben finden.
 

Till

www.hoffnung.de

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