Lou Read starb am 27. Oktober 2013 mit 71 Jahren in New York City.

Am 27. Oktober 2013 ist Lou Reed gestorben. An seiner ruinierten Leber. Wer war Lou Reed? Frage zehn verschiedene Leute, und du erhältst zehn verschiedene Antworten. Lou Reed war einer der vielen Stars von Andy Warhol und der Sänger von »Velvet Underground«. Aber vor allem war er all das, was er für uns sein sollte. In Interviews war er unausstehlich, er fand beinah jede Frage banal.

Die Zeitschriften-Archive sind voll mit gescheiterten Lou-Reed-Interviews.Vielleicht ist diese Interview-Aversion der Grund dafür gewesen, dass er sich und sein musikalisches wie poetisches Werk nie erklärt hat. Vielleicht gab es auch nichts zu erklären.Was und wer Lou Reed war, erklärten stets andere. So auch der viel zu früh verstorbene Lester Bangs, dem wahrscheinlich genialsten Rockmusikerkritiker des letzten Jahrhunderts.Bangs schrieb: »Lou Reed ist ein komplett verkommener Perverser und ein erbärmlicher Todeszwerg und alles andere, was man möchte, das er sein soll. Lou Reed ist ein Typ, der Heroin, Speed, Homosexualität, Sadomasochismus, Mord, Misogynie, trotteliger Passivität und Selbsttötung Würde geschenkt hat, Poesie und Rock ’n’ Roll.« Der Todeszwerg war eine Anspielung auf einen der Haus- und Hofpoeten Reeds:

William S. Burroughs und dessen Roman »Nova Express«.Als Lewis Allan Reed wurde er am 2. März 1942 in Brooklyn, New York geboren. Aufgewachsen ist er in Freeport auf Long Island. Er entstammte einer konservativ-jüdischen Familie, die ursprünglich Rabinowitz hieß. Weil Reed als Teenager homoerotische Fantasien hatte, rebellierte und aufsässig war, wurde er von seinen Eltern in psychiatrische Behandlung geschickt. Dort erhielt er Elektroschocks, was damals durchaus üblich war – kein Wunder also, dass sich der junge Lou, wie er sich bald nannte, von seinem Elternhaus distanzierte und an der Syracuse University im Staat New Yorkstudierte. Delmore Schwartz, sein Lehrer und intellektueller Mentor an der Universität, hatte einen starken Einfluss auf den jungen Reed: Er wollte die Wirkung und Intelligenz der großen amerikanischen Romane auf die Rockmusik übertragen. In Syracuse entwickelte Reed auch ein Interesse für Free Jazz und experimentelle Musik und lernte darüber hinaus den Musikstudenten John Cale kennen. Reed zog 1963 nach New York City, wo er als Songschreiber für ein Label, das Tanzmusik am Fließband produzierte, sein Geld verdiente. Cale wurde bald Mitglied in Reeds Band »The Primitives«. Die Kombination der beiden war ungewöhnlich, aber fruchtbar.Cale war ein studierter Klassiker und Reed ein experimenteller Amateur, der es niemals zum Virtuosen irgendeines Instrumentes schaffte. Dennoch war Cale begeistert von der Art, wie Lou Reed seine Gitarre spielte: Er stimmte alle Saiten seiner Gitarre gleich, um einen sogenannten Drone zu erzeugen. So traten sie erstmals 1965, ergänzt um Sterling Morrison und Angus MacLise, unter dem Namen »Velvet Underground« auf. Trotz der kommerziellen Erfolglosigkeit und dem baldigen Auseinanderbrechen der Band nach vier Alben erlangte »Velvet Underground« einen Kultstatus, den keine andere Gruppe vor ihnen und auch danach je erreicht hätte. Die künstlerische Assoziation mit Andy Warhols Factory, ihr abweisendes Auftreten und die uniformierte schwarze Kleidung spielten eine maßgebliche Rolle für ihre unvergleichliche Bedeutung für alles, was man einst Sub- und Gegenkultur nannte, von Punk bis Indierock. Viel kopiert, doch nie erreicht ist der Sound der Band und insbesondere Reeds Velvet-Underground-Songs »Heroin«, »I’m Waiting for the Man«, »All Tomorrow’s Parties« und »Venus in Flurs« werden immer bleiben.Im Jahr 1972 startete Reed seine Solo-Karriere. Nach der ersten erfolglosen Scheibe »Lou Reed« nahm er in nur vier Jahren die vier herausragenden Alben auf, die seine musikalischen Extreme bereits festlegten: das von David Bowie und Mick Ronson produzierte Hitalbum »Transformers« (1972) mit »Walk on the Wild Side«, »Perfect Day« und »Satellite of Love«, außerdem die Junkie-Oper »Berlin« (1973), die unhörbare Gitarrenlärmorgie »Metal Machine Music« (1975) und die sanft melodisch-lyrische Scheibe »Coney Island Baby« (1975). Alle Musik Reeds danach waren Variationen, Vertiefungen und keine Revolution mehr. Lou Reed war auch Dichter, Schauspieler, Fotograf und Theaterkomponist. Aber Rockmusik war die Kunstform, die er für die perfekte hielt, um jegliche Obsessionen und Perversionen salonfähig zu machen. Lou Reed war und ist Vorkämpfer für die Art von Freiheit, die letztendlich das Leben kostet … und zwar das ewige. clv.de/clv-server.de/wwwroot/pdf/256403.pdf

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