Was würde Jesus machen, wenn er Bart begegnen würde?
Ein Mann setzte sich eines Abends mit seiner Familie zum Essen an den Tisch und bat seinen kleinen Sohn, das Tischgebet zu sprechen. Nachdem alle die Hände gefaltet und den Kopf gesenkt hatten, betete der Kleine: „Lieber Gott, warum sollten wir dir danken? Wir haben das bezahlt!“
Der Vater war entsetzt. „Wo um Himmels willen hast du das denn her?“ – „Von Bart Simpson“, bekam er zur Antwort.
„Kannst du dir das vorstellen?“ fragte der Vater, als er mir die Sache erzählte. „Er schaut sich die Sendung noch nicht einmal an, er hat das in einem Werbespot aufgeschnappt!“
Ach ja, Bart Simpson, der imaginäre, kulleräugige, zehnjährige Viertklässler mit der Stachelfrisur, dem so viele Menschen eine Art Hassliebe entgegenbringen. Durch das Fernsehen und die Werbung wurde er zu einer Kultfigur.
Eine Umfrage ergab, dass mehr Menschen seinen Namen kennen als den ihres eigenen Kongressabgeordneten. Jemand antwortete sogar: „Ich dachte, Bart Simpson ist mein Kongressabgeordneter!“
Bart wurde vom Weißen Haus bis zu den Schulen kritisiert, von wo einige Gestrenge seine T-Shirts verbannt haben, auf denen stand: „Ich bin eine Niete und stolz darauf!“ Das hat seine Popularität natürlich nur noch gesteigert.
Die satirischen Simpsons
Wer also ist dieser komische Kerl? Er ist ein nach Videospielen süchtiger Klugschwätzer, der ständig Streiche ausheckt, Autoritäten keinerlei Respekt entgegenbringt, Gott lästert und nach dem Unterricht noch dableiben muss, um zur Strafe Sätze wie „Ich werde meine Lehrerin nie mehr eine heiße Mieze nennen“ an die Tafel zu schreiben.
Sein schusseliger Vater Homer ist Sicherheitsbeamter in einem Atomkraftwerk. Sein elterlicher Rat schließt Maximen ein wie: „Sag niemals etwas, wenn du nicht sicher bist, dass irgendjemand anderes genau das Gleiche denkt.“
Barts Mutter Marge hat eine Quietschstimme und ist für ihre blaue, aufgetürmte, toupierte Frisur berüchtigt. Seine Schwester Lisa ist eine achtjährige Saxophon-Virtuosin, während die kleine Maggie ständig an einem Schnuller nuckelt.
Mit anderen Worten, es handelt sich nicht gerade um die Geschichte einer Musterfamilie, sondern um eine Satire aus der überzogenen Sichtweise eines Kindes, die allerdings bei allem ein Quäntchen Wahrheit enthält.
Zum Beispiel sagt Bart ungehemmt Dinge, die andere Leute nur denken würden. Wenn er betet: „Warum sollten wir dir danken, Gott – wir haben das alles selbst gekauft“, sind die Leute entsetzt.
Aber drückt er nicht einfach ein Gefühl aus, dass viele Leute im Verborgenen hegen? Sie würden es niemals sagen, aber viele Menschen leben ihr Leben in der Haltung, sie hätten verdient, was sie bekommen und Gott habe in Wahrheit überhaupt nichts damit zu tun. So ist Bart in diesem Fall ehrlicher als die meisten.
Überhaupt sind fromme Sachen ein stets wiederkehrendes Thema in den Folgen der Simpsons. In einer Sendung bestand Marge darauf, dass ihre Kinder in die Kirche gehen, „damit sie wenigstens etwas Gutes abbekommen“. Genau dieser Wunsch, ihren Kindern Werte nahezubringen, war der Hauptgrund, warum viele aus der Generation der 68er Anfang der 90er Jahre wieder in die Kirche zurückkehrten.
In der Sonntagsschule fragte ein Kind seine Lehrerin: „Wird mein Hund Fluffy denn auch in den Himmel kommen?“ So unvermittelt getroffen wusste die Lehrerin nicht recht, was sie antworten sollte. „Äh, nein“, antwortete sie, und die Kinder waren enttäuscht.
Ein anderes Kind fragte: „Und was ist mit meiner Katze?“ „Äh, nein“, sagte die Lehrerin, „der Himmel ist nur für Menschen da.“
Aber Bart beharrte auf dem Thema. „Was passiert, wenn mein Bein abstirbt und amputiert werden muss? Wird es dann im Himmel auf mich warten? Und was wird aus einem Roboter, der ein menschliches Gehirn hat?“ – „Ich weiß es nicht“, stieß die erschöpfte Lehrerin hervor. „Ist denn ein bisschen blinder Glaube zuviel verlangt?“
Dem Erfinder der Sendung, Matt Groening, bereitet es außerdem Vergnügen, sich über die chronisch freundlich-fröhlichen fundamentalistischen Christen lustig zu machen, die neben den Simpsons wohnen.
Jesus und der Balg „Bart“
Was würde passieren, wenn Jesus selbst dem kleinen Bart begegnen würde, einem so nervenden Kind, dass sein Name durch das Neuzusammensetzen der Buchstaben des Wortes brat („Balg“) gebildet wurde. Was würde Jesus tun?
Würde er Barts Haare striegeln? Würde er ihm beibringen, Vater und Mutter zu ehren? Würde er ihm Ehrlichkeit beibringen und ihm sagen, dass er aufhören solle, das Monopoly-Geld seiner Schwester zu stehlen, wenn sie gerade nicht hinschaut? Würde er ihn bestrafen, weil er in der Cafeteria Essensschlachten anzettelt? Oder würde er über Barts selbsternannten Status als Niete in der Schule sprechen?
Vielleicht würde er Bart ermutigen: „Weißt du, in all den Jahren konnte ich meine beste Arbeit durch die Menschen tun, die dachten, dass sie zu nicht viel in der Lage wären.“
Jesus könnte über jeden dieser Punkte reden. Aber nach dem, was darüber berichtet wurde, wie Jesus mit Kindern umgegangen ist, bin ich der Ansicht, dass, wenn Jesus auf einen echten Bart Simpson treffen würde, er ihn nicht übers Knie legen, sondern ihn auf seine Knie nehmen würde.
Ich denke, dass er auf eine liebevolle und mitfühlende Weise mit ihm sprechen würde. Ja, ich könnte mir sogar vorstellen, dass Jesus sagen würde: „Bart, ich habe gemerkt, dass du etwas richtig gemacht hast.“ Sie mögen fragen: Was könnte Bart Simpson richtig gemacht haben?
In einer besonders aufschlussreichen Episode betete Bart ein wirklich von Herzen kommendes, ehrliches Gebet. Und ich denke, dass Jesus sagen würde: „Bart, an diesem Abend warst du auf dem richtigen Weg. Lass uns über das Beten reden, denn ich möchte gern das unterstützen, was du getan hast, und dir helfen, den nächsten Schritt dahin zu tun, mit Gott zu reden.“
Ich weiß, es klingt übertrieben zu sagen, dass wir etwas vom Gebet des Bart Simpson lernen könnten, aber es hat auch schon vorher etwas Ähnliches gegeben. Schon andere Comic-Figuren haben uns etwas über das Beten gezeigt.
Erinnern Sie sich zum Beispiel noch an Linus, den Jungen mit der Schmusedecke bei den Peanuts? Als er sich eines Tages mit Lucy unterhielt, faltete er die Hände und sagte: „Ich denke, dass ich eine neue theologische Entdeckung gemacht habe. Wenn man seine Hände falsch herum hält, dann bekommt man das Gegenteil dessen, wofür man gebetet hat!“
Na ja, das ist nicht besonders hilfreich, aber ich bin sicher, dass wir einige grundsätzliche Dinge über das Gebet von Bart lernen können, von seinem Gebet, als er in der Schule ein schwerwiegendes Problem zu bewältigen hatte.
Der Tag, an dem Bart betete
Bart war in der vierten Klasse nicht besonders erfolgreich. Als er die Nacherzählung über die Schatzinsel in den Sand gesetzt hatte, weil er nur wusste, wie der Einband aussah, war das lediglich der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Sein Lehrer bestellte seine Eltern und den Schulpsychologen zu sich, der zu dem Ergebnis kam, dass Bart die vierte Klasse wiederholen müsse.
Bart war entsetzt! „Schauen Sie mir in die Augen“, sagte er. „Sehen Sie die Ernsthaftigkeit, sehen Sie die Überzeugung? Sehen Sie die Angst? Ich schwöre es, dass ich mich bessern werde!“ Schließlich gibt es nichts Schlimmeres für einen Zehnjährigen, als länger als unbedingt nötig in der Schule festgehalten zu werden.
Dann heckte Bart einen Plan aus. Er schloss einen Handel mit einem guten Schüler namens Martin ab. Er würde Martin beibringen, wie man cool ist, wenn ihm Martin dabei helfen würde, den nächsten Test in Amerikanischer Geschichte zu schaffen. Dieser letzte Test war extrem wichtig, denn wenn er den bestehen würde, würde man Bart noch einmal versetzen.
Bart brachte Martin die wichtigen Dinge bei, die man braucht, um cool zu sein – wie man auf Kommando rülpst, Graffitis auf Garagentore sprüht und mit einer Schleuder auf ahnungslose Mädchen schießt. So kam es, dass Martin zum berühmtesten Jungen der Schule wurde – so berühmt, dass er keine Zeit mehr hatte, Bart beim Lernen zu helfen!
Nun stellen Sie sich vor: Es war am Abend vor dem großen Test. Bart saß in seinem Zimmer am Schreibtisch, starrte auf ein aufgeschlagenes Buch, versuchte zu lernen, aber dann kam ihm auf einmal die furchtbare Erkenntnis, dass es zu spät war. Er konnte in einer Nacht nicht mehr alles in seinen Kopf hineinstopfen, was nötig war, um den Test zu bestehen. Schließlich schaute seine Mutter noch herein und sagte: „Du solltest schon längst im Bett sein, Bart.“
Langsam klappte Bart das Buch zu. Jetzt, wo es nur noch ein paar Stunden bis zu seinem Test waren, sah es so aus, als ob alle seine Chancen verloren waren. Da kniete er neben seinem Bett nieder und betete zu Gott.
„Es ist hoffnungslos!“ sagte er: „Tja, alter Freund, das ist wohl das Ende. Ich weiß, dass ich nicht artig gewesen bin, aber wenn ich morgen in die Schule gehen muss, dann falle ich durch und bleibe sitzen. Ich brauche nur einen weiteren Tag, um zu lernen, lieber Gott. Ich brauche deine Hilfe! Ein Lehrerstreik, ein Stromausfall, ein Blizzard – alles, was dafür sorgen könnte, dass morgen die Schule ausfällt. Ich weiß, dass ist ziemlich viel verlangt, aber wenn es irgendjemand tun kann, dann bist du es. Im Voraus herzlichen Dank, dein Freund Bart Simpson.“
Die Szene wechselte zu einer Außenaufnahme von Barts Haus. Das Licht in seinem Zimmer ging aus. Es war kalt und dunkel. Ein paar Augenblicke verstrichen, dann fiel eine einzelne Schneeflocke sanft zu Boden. Dann eine weitere. Und noch eine. Plötzlich gab es einen richtigen Schneesturm, ja, es kam der stärkste Blizzard in der Geschichte der Stadt! Im Hintergrund erklang das Halleluja von Händel.
Am folgenden Tag fiel die Schule aus. Bart widerstand der Versuchung, mit seinen Freunden rodeln zu gehen, und arbeitete stattdessen hart. Am nächsten Tag, als er dann die Arbeit schreiben musste, gab er sein Bestes. Trotzdem sah es so aus, als habe er sein Ziel um einen Punkt verfehlt. Es hatte den Anschein, als sei er durchgefallen, bis dann – im letztmöglichen Moment – er auf wunderbare Art und Weise einen Extrapunkt herausholen konnte und so gerade noch mit einer 4- durchkam.
Bart war so glücklich, dass er seiner Lehrerin einen Kuss gab, bevor er aus der Tür stürzte. Homer war so überwältigt, dass er Barts Zeugnis an die Kühlschranktür heftete und erklärte: „Ich bin stolz auf dich, mein Junge.“ Worauf Bart antwortete: „Danke, Dad, aber ein Teil von dieser 4- gehört Gott.“
Was Bart richtig gemacht hat
Ist das nicht stark? Wenn Bart ein echter Junge wäre und ein echtes Gebet wie dieses gebetet hätte, dann bin ich mir sicher, dass Jesus sagen würde: „Bart, die vier wichtigsten Dinge hast du richtig gemacht. Lass uns über sie reden. Das erste, was du richtig gemacht hast, war, dass du tief aus deinem Herzen gebetet hast.“
Eine neuere Studie ergab: Obwohl das Beten unter den Amerikanern weit verbreitet ist, beten doch mehr als 30% nur formelle Gebete, anstatt sich richtig mit Gott zu unterhalten.
Aber Bart wiederholte nicht einfach ein paar fromme Floskeln, die er in der Sonntagsschule aufgeschnappt hatte, er senkte auch seine Stimme nicht gleich um zwei Oktaven. Er sprach mit Gott direkt von Herzen, schüttete seinen Frust und seine Ängste vor ihm aus.
Wieso war er so frei, das zu tun? Einmal, weil er mit Gott allein war. Jesus sagte einmal (Matth. 6,6): „Du aber geh in deine Kammer, wenn du betest, und schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.“
Das leuchtet ein, oder? Wenn ich etwas sehr Intimes mit meiner Frau Leslie besprechen will, dann möchte ich das nicht im Beisein von anderen tun, auch nicht vor Freunden. Ich warte, bis ich mit Leslie allein bin.
Es ist natürlich nichts Schlechtes am Gemeinschaftsgebet, am öffentlichen Beten oder am Gebet mit dem Ehepartner; das kann sehr angemessen und fruchtbar sein. Aber es ist kein Ersatz für regelmäßige, ganz persönlich und herzlich geprägte Gespräche zwischen Ihnen und Gott – wo man niemanden mit seiner Frömmigkeit zu beeindrucken versucht, eine schlimme Situation beschönigen will oder mit etwas hinter dem Berg hält.
Sorgen Sie für diese Gelegenheiten? Bei Christen, die stark in der Gemeinde eingebunden sind, passiert es leicht, dass sie denken, ihre Gebete, die sie dort beten, würden ausreichen. Aber das reicht nicht aus. Wir brauchen es, Zeit mit Gott allein zu verbringen – ob das morgens ist, in der Mittagspause oder am Abend -, so dass wir die ungehinderte Freiheit haben, uns verletzlich zu machen und ehrlich ihm gegenüber zu sein.
Wenn es notwendig ist, dann tun Sie, was ich gelegentlich gemacht habe: Mitten in den stressigsten Zeiten, wenn ich am leichtesten vergesse, mich mit Gott in Verbindung zu setzen, mache ich einen Termin mit Gott in meinem Kalender. Ich trage tatsächlich ein: „12 Uhr 30: Treffen mit Gott.“ Auf diese Weise sorge ich dafür, dass ich etwas Zeit für mein Gespräch von Herz zu Herz mit Gott zur Verfügung habe.
„Es ist hoffnungslos!“
Ein anderer Grund, warum Bart bereit war, so ehrlich um Gottes Hilfe zu bitten, findet sich in den ersten Worten, die er betete: „Es ist hoffnungslos!“ Bart stand mit dem Rücken zur Wand. Er hatte versucht, sich aus dem Schlamassel selbst herauszumanövrieren, aber es war ihm nicht gelungen. Was war nun mit dem Bart, der immer etwas auf Lager hatte, dem ständig lästernden Bart? Dem Bart, der keine Autorität anerkannte? Dem Bart, der respektlos betete?
Alle diese Barts waren verschwunden. Bart musste sich der Tatsache stellen, dass er wirklich Hilfe brauchte; wenn wir zu dieser Erkenntnis kommen, dann verschwindet unsere Selbstgefälligkeit, unsere Großspurigkeit weicht und unsere klugen Reden verwandeln sich in Ehrlichkeit. Dann beten wir ehrlich aus unserem Herzen.
„Nichts fördert unser Gebet so sehr wie das Gefühl unserer eigenen Hilflosigkeit“, schrieb Ole Hallesby in seinem schon klassischen Buch Prayer („Vom Beten“). „Nur wenn wir uns hilflos fühlen, öffnen wir unsere Herzen wirklich für Gott.“
Ich bin davon überzeugt, unsere Gebete sind lebendig und von Herzen kommend, wenn wir uns immer wieder unsere eigene Hilflosigkeit vor Augen halten. Wenn wir täglich unsere Abhängigkeit von Gott erkennen, verstärkt das unser Verlangen gewaltig, Gottes Wirken in unserem Leben zu entdecken.
Wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen obwohl wir immer glauben, wir hätten in unserem Leben alles im Griff, sind wir in den Dingen, auf die es wirklich ankommt, hilflos. Zumindest weiß ich, dass ich es bin. Zum Beispiel:
- Jesus sagt mir, dass ich meinen Feinden vergeben und Böses mit Gutem vergelten soll. Aber es fällt mir schon schwer, dem Typen zu vergeben, der mich minutenlang aufhält, weil er noch langsamer fährt, als es die Geschwindigkeitsbegrenzung vorschreibt; wie viel mehr, wenn es um jemanden geht, der mich wirklich verletzt oder beleidigt hat.
- Jesus sagt: „Sorgt euch um nichts“, aber ich neige immer wieder dazu, mir Sorgen zu machen. Ich alleine schaffe es nicht, in Vertrauen und Frieden zu leben.
- Jesus fordert mich dazu auf, ein Leben zu führen, bei dem ich ihm in die Augen sehen kann. Aber ich gerate ständig – zumindest in Gedanken – auf andere Wege und schaffe es nicht, diesem Sog Tag für Tag aus eigener Kraft zu widerstehen.
- Jesus sagt, ich soll über die Maßen großzügig gegenüber den Armen sein, aber mein Bestreben ist es, an meinem Besitz zu kleben. Wenn ich auf mich alleine gestellt bin, dann beziehe ich meine Sicherheit eher von meinem Eigentum als von meinem Gott.
- Jesus sagt mir, ich soll uneigennützig in meiner Liebe zu anderen sein, aber ich neige dazu, zuerst an meine eigenen Bedürfnisse zu denken. Aus mir selbst heraus bin ich unfähig, ein solches Leben zu führen.
In der Tat sagt Jesus (Joh. 15,5): „Getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.“ Ich habe herausgefunden: Wenn ich mir diese Wahrheit täglich vor Augen führe und Gott meine Hilflosigkeit ausdrücke, kommen meine Gebete wirklich von Herzen. Wenn ich die Illusion, alles selber im Griff zu haben, aufgebe, dann werde ich offen für alles, was Jesus für mich getan hat und tut.
Hallesby nennt das eine „gesegnete Haltung von Hilflosigkeit vor Gott“. Ist das die Art, wie Sie beten? Wenn nicht, dann versuchen Sie doch, sich einen Moment Ihrer Hilflosigkeit ehrlich bewusst zu werden, bevor Sie sich an Gott wenden. Wenn Sie sich in Erinnerung rufen, dass Sie aus eigener Kraft absolut unfähig sind, ein Leben zu führen, das Gott ehrt, dann bitten Sie umso intensiver um Gottes Hilfe und Führung. Und Sie werden aus Ihrer Gebetszeit mit einem erneuerten Vertrauen hervorgehen, das mit den Worten der Bibel etwa so klingt (Phil. 4,13): „Alles vermag ich durch ihn, der mir Kraft gibt.“
Ich denke, dass Jesus zu Bart sagen würde: „Ich freue mich, dass du dich nicht genötigt gefühlt hast, ein nettes, untadeliges, theologisch perfektes Gebet zu sprechen. Du hast in deiner Hilflosigkeit aus tiefstem Herzen zu mir geschrieen, und das bewegt mein Herz genauso, wie das Schreien eines kleinen Kindes das Herz seiner Eltern bewegt. Bart, mir gefällt die Art, wie du gebetet hast.“
Vom „Vater“ zum „Papa“
Ich glaube auch, dass Jesus Bart für die Art loben würde, wie er Gott angesprochen hat. Erinnern Sie sich, wie Bart Gott mit „alter Freund“ angeredet hat? Ich denke, dass Jesus sagen würde: „Ich weiß, dass das ein Ausdruck deines Vertrauens und ein Kosename war, und das ist ein großer Schritt dahin, mich als jemanden anzusehen, der in einer Krise erreichbar ist. Aber lass mich dir etwas verraten: Es gibt noch eine andere Art, wie man Gott ansprechen kann, und die könnte dein Bild von mir total umkrempeln.“
Eines der radikalsten und ungewöhnlichsten Dinge, die Jesus während seines Wirkens tat, war, Gott mit „mein Vater“ anzusprechen. Jedes Mal, wenn er es tat – und Dutzende von solchen Situationen sind uns überliefert -, krempelte er die seit Jahrhunderten geltende jüdische Tradition total um. In alten jüdischen Schriften wurde das Wort „Vater“ nur vereinzelt für Gott verwendet, und dann auch nur in einer sehr allgemeinen Bedeutung als der „Vater der Schöpfung“. Zum Beispiel heißt es im Alten Testament (Mal. 2,10): „Haben wir nicht alle denselben Vater? Hat nicht der eine Gott uns alle erschaffen?“
Aber Sie werden kein einziges Mal eine so persönliche Beziehung zu Gott ausgedrückt finden wie mit der Anrede „mein Vater“. Der britische Theologe Michael Green sagte: „Sie können beim Islam suchen, aber Sie werden unter den neunundneunzig Namen für Gott den Namen Vater nicht ein einziges Mal finden. Auch beim Hinduismus und Konfuzianismus werden Sie vergeblich suchen. Dies ist einzigartig.“
Doch das ist noch nicht alles. Jesus nannte ihn nicht einfach nur Vater, sondern er benutzte ein Wort für Vater, das man heute nur mit „Vati“ oder „Papa“ übersetzen kann, Ausdrücke, die ein kleines Kind gebraucht, wenn es vertrauensvoll mit seinem Vater spricht. Sogar als Jesus im Garten Gethsemane war und mit der Todesangst vor dem Sterben am Kreuz kämpfte, sprach er seinen Vater mit Abba, „Papa“ an.
Natürlich hatte Jesus eine besondere Beziehung zum Vater, welche die ganze Ewigkeit zurückreichte, und so konnte man vielleicht erwarten, dass er ihn auf eine sehr persönliche Weise ansprechen würde. Aber Jesus tat sogar etwas noch Radikaleres: Er sagte zu seinen Nachfolgern: „Ihr dürft ihn auch „Vati“ nennen; ich gebe euch die Erlaubnis dazu.“ Ist das nicht unglaublich? Was für ein erstaunliches Privileg ! Ich werde nie vergessen, was jemand, kurz nachdem ich Christ geworden war, zu mir sagte: „Lee, denk an all die geistlichen Größen im Alten Testament – Moses, Jesaja, Daniel, Abraham und David -, und dann denke daran, dass keiner von ihnen jemals Gott so persönlich mit Papa ansprechen durfte. Aber als ein Nachfolger Jesu lässt er dir diese Ehre zuteil werden. Schätze das niemals gering!“
Wenn wir uns Gott als unseren Vater vorstellen, kann es ganz leicht passieren, dass wir ihm unbewusst die Eigenschaften unseres leiblichen Vaters zuschreiben. Nur ist unser eigener Vater oft weit vom Idealbild entfernt. Denken Sie an Bart: Er hat Homer zum Vater, und der ist sicher nicht der ideale Vater. Was können wir also tun, wenn das Bild unseres irdischen Vaters die Wahrnehmung unseres himmlischen Vaters stört?
Die Antwort können wir in einer erstaunlichen Aussage Jesu finden (Joh. 14,9): „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen.“ Mit anderen Worten: Befassen Sie sich mit dem Leben Jesu. Beschäftigen Sie sich mit seiner Lebensbeschreibung, zum Beispiel bei Johannes oder Lukas. Durch das Lesen von seiner Liebe, seiner Geduld, seiner Kraft und seinem Verlangen danach, Menschen zu helfen, kann er bei Ihnen ein konkreteres und zutreffenderes Bild von Ihrem Vater im Himmel hervorrufen.
Und wenn Sie Jesus bereits kennen und in Ihrer Kommunikation mit Gott eine größere Nähe erreichen wollen, dann versuchen Sie doch einmal Folgendes: Das nächste Mal, wenn Sie mit Gott allein sind, nennen Sie ihn einfach „Papa“. Ich habe dabei die Entdeckung gemacht: Man kann nicht mit Gott als „Papa“ sprechen und gleichzeitig denken, das er eine ferne, abgehobene oder desinteressierte Gottheit sei.
Ich weiß, dass einem das zunächst komisch vorkommt. Zumindest war das bei mir so. Es scheint beinahe zu persönlich zu sein, zu anmaßend. Aber wenn ich es tue, dann wird mir klar, das ich wirklich Gottes Kind bin und er mich mit so großer Zärtlichkeit und solchem Mitgefühl liebt, wie ich es so niemals durch die Liebe meines leiblichen Vaters erfahren habe.
Also, wenn Sie das nächste Mal merken, dass Sie diese besondere Sicherheit gebrauchen könnten, dann wagen Sie es einfach und rufen Sie nach ihm als Ihrem „Papa“.
Bart macht „klar Schiff“
Nachdem Jesus mit Bart über sein Beten gesprochen hat, würde er seine Aufmerksamkeit vielleicht auf das richten, was Bart richtig gemacht hat, und zwar auf das, was er in seinem Gebet über sich selbst gesagt hat.
Als Bart betete: „Ich weiß, dass ich nicht artig gewesen bin“, war das ein riesiger Schritt für ihn. Denn wann immer man Bart bei etwas erwischt hatte, war seine umgehende Antwort gewesen: „Ich war es nicht – niemand hat gesehen, dass ich es war -, du kannst nicht beweisen, dass ich es war!“ Bart ist wie eine kugelsichere Weste, wenn es darum geht, Schuld abzuwehren. Aber in seinem Gebet hat er tatsächlich zugegeben, dass er nicht brav gewesen war. Und ich denke, dass Jesus sagen würde: „Bart, das ist ein guter Anfang.“
Bekennen ist einer der wichtigsten, aber oft übergangenen Aspekte beim Gebet. Ja, wenn Sie den Eindruck haben, dass in Ihrem Gebetsleben ein Stillstand eingetreten ist, liegt es vielleicht daran, dass Ihre nicht bekannte Sünde ein Störsignal sendet. Die falschen Taten, die wir – auch als Nachfolger Jesu – begehen, stören unsere Beziehung zu Gott, wenn wir sie nicht als falsch zugeben.
Es ist so ähnlich wie damals, als Sie ein Kind waren und Ihre Mutter von einem Ihrer Streiche Wind bekam, Sie selber aber keine Ahnung hatten, dass sie es wusste. Wenn Sie dann so taten, als sei alles in bester Ordnung, brachte das nicht eine Spannung in Ihr Verhältnis zueinander? Dabei wollte Ihre Mutter doch war, dass Sie mit ihr ins reine kommen würden – und das ist auch genau das, was Gott von uns möchte.
Es ist nicht schwer, es Bart gleichzutun. Er gab einfach zu, dass er es nicht geschafft hatte, artig zu sein. Es ist nicht besonders schwer für Menschen zuzugeben: „Ich bin ein Sünder“, besonders wenn die Bibel sagt, dass wir das alle sind. Es ist erst so demütigend, wenn wir schmerzhaft ins Detail gehen müssen – und genau darin liegt die wahre Befreiung. „Wer seine Sünden verheimlicht, hat kein Glück“, steht in Sprüche, Kapitel 28, Vers 13, „wer sie bekennt und meidet, findet Erbarmen.“
Ich habe viel über das Thema „Gebet“ von meinem Mentor Bill Hybels gelernt. Eine Sache, die er immer wieder betonte, war: „Geh nicht einfach über deine Sünde hinweg.“ Mehr als einmal hat er mich daran erinnert, dass ein Mensch nur wirklich ehrlich mit sich selbst und aufrichtig gegenüber Gott ist, wenn er eindeutig über seine Verfehlungen spricht.
Das ist zum Beispiel, wenn ich zu Gott sage: „Gestern habe ich meinen Assistenten getäuscht, indem ich es so aussehen ließ, als würde ich eine Sache tun, während ich doch etwas ganz anderes tat.“ Oder: „Während der Sitzung gestern habe ich mich selbst aufgebläht und gleichzeitig subtil andere herabgesetzt.“ Oder: „Ich habe Groll gegen jemanden gehabt, obwohl ich weiß, dass ich ihm vergeben sollte.“ Oder: „Ich habe diese Woche absichtlich mehrere Gelegenheiten verstreichen lassen, bei denen ich den Armen hätte helfen können.“ Oder: „Ich habe hinter seinem Rücken über meinen Chef gelästert.“
Dies zeigt Gott, dass wir es in Bezug auf unsere Sünde ernst meinen. Und wenn wir sagen: „Mir tun diese Verfehlungen leid, und ich danke dir, dass du mir voll und ganz vergibst“, ist das ein ausgezeichneter Weg, um unser Gewissen zu reinigen.
Es ist außerdem ein super Abschreckungsmittel. „Wenn Sie absolut ehrlich gegenüber Ihren Sünden sind, dann passiert etwas“, schreibt Bill Hybels in seinem Buch „Aufbruch zur Stille“. “ Am fünften Tag in Folge, an dem Sie sich selbst einen Lügner nennen müssen, eine unwürdige Person, einen Manipulatoren oder was auch immer, werden Sie zu sich selbst sagen: Ich bin es leid, das immer zugeben zu müssen. Mit Gottes Kraft und Hilfe werde ich das aus meinem Leben ausrotten.“
Nehmen Sie sich die Zeit, ehrlich mit Ihrer Sünde vor Gott zu kommen? Er kennt Ihre Verstöße bereits . Er wartet nur darauf, dass Sie aufhören, eine Rolle zu spielen und bekennen – um Ihrer selbst willen und wegen Ihrer Beziehung zu ihm.
Zumindest hat Bart einen Schritt in diese Richtung gemacht, obwohl nicht ganz klar ist, ob seine Haltung von echter Reue geprägt war. Auch wenn es so aussah, als würde ich die Geschichte überstrapazieren: Da sind noch andere Dinger, die er in seinem Gebet richtig gemacht hat.
- Er hat demütig um seinen Herzenswunsch gebeten – dass er irgendwie noch einen weiteren Tag zum Lernen bekommen würde. Paulus sagt (Phil. 4,6): „Bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott!“
- Bart bewies zumindest ein Senfkorn Glauben, wenn er sagte: „Ich weiß, dass das viel verlangt ist, aber wenn es irgendjemand tun kann, dann bist du es.“ Im Hebräerbrief Kapitel 11, Vers 6 steht: „Ohne Glauben aber ist es unmöglich, Gott zu gefallen.“
- Des Weiteren sprach er Gott Anerkennung dafür aus, dass er ihm geholfen hatte. Erinnern Sie sich, wie er zu Homer sagte, dass ein Teil von dieser 4- Gott gehört?
„Dein Freund Bart Simpson“
Als letztes würde Jesus sich vielleicht anschauen, wie Bart sein Gebet beendet hat, weil das eine Menge darüber aussagt, wie er Gott sieht. Bart unterschrieb seinen mündlichen Brief an Gott mit: „Dein Freund Bart Simpson.“
Ich könnte mir vorstellen, dass Jesus antworten würde: „Bart, ich freue mich so, dass du anfängst, mich als deinen Freund zu betrachten. Ich will nicht nur, dass du mich als den siehst, der dir deine Sünden vergibt oder nur als Herrn deines Lebens, ich will auch dein Freund sein. Und das ist mehr, als du denkst. Denk mal daran, was echte Freunde tun. Der eine steht für den anderen ein, wenn der in Schwierigkeiten ist. Aber echte Freunde verbringen auch die guten Zeiten miteinander. Sie vertrauen einander, sorgen füreinander und sind ehrlich zueinander. Sie reden die ganze Zeit miteinander. Sie fühlen sich zusammen wohl, sie lieben und dienen einander.“
Jesus sagte seinen Jüngern (Joh. 15, 15): „Vielmehr habe ich euch Freunde genannt.“ Und das ist es, was Jesus auch mit einem echten Bart Simpson haben will, eine Freundschaft im Alltag, die im Lauf der Jahre an Tiefe gewinnt. Eine Beziehung, die sogar einen Lausejungen wie Bart zu einem hingebungsvollen Nachfolger Jesu umwandeln würde.
Der Schlüssel, der diese Art von Beziehung ermöglicht, ist jedem von uns in die Hand gegeben. „Ich stehe vor der Tür und klopfe an“, sagt Jesus zu jedem (Offb. 3,20). „Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten, und wir werden Mahl halten, ich mit ihm und er mit mir.“
Was für ein tolles Bild von Freundschaft: Der Herr des Universums isst zusammen mit jemandem wie Ihnen oder mir. Und was für ein umwerfender Gedanke: dass wir mit Gott reden können wie mit unserem engsten Freund während eines ruhigen und ungestörten Essens.
Spiegelt das Ihre Beziehung zu Gott wider? Wenn nicht, dann klopft er an – und der Schlüssel zu der Tür liegt in Ihrer Hand.
Schimpfwörter und Frömmigkeit
Das waren nun einige der Bemerkungen, die Jesus zu Bart machen könnte. Barts Gebet war zugegebenermaßen kein perfektes Vorbild; wenn Sie das beste Beispiel sehen wollen, wie man betet, schauen Sie im Evangelium nach, wo Jesus persönlich seinen Nachfolgern erklärt, wie man mit Gott spricht (Matth. 6,9-13). Aber denken Sie nicht auch, dass es Bart für einen Jungen, der für seine Schimpfwörter bekannter ist als für seine Frömmigkeit, ganz gut gemacht hat?
Und vielleicht können wir sogar selbst etwas darüber lernen, wie wir unsere eigene Kommunikation mit Gott verbessern können. Denn wenn wir es schaffen,
- regelmäßig gute Zeit mit Gott zu verbringen
- unser Gebet in dem Bewusstsein unserer eigenen Hilflosigkeit anzugehen
- Gott nicht als eine abgehobene Gottheit, sondern als unseren „Papa“ zu betrachten, der uns mehr liebt, als es irgendein irdischer Vater jemals kann
- immer wieder unsere Verfehlungen zu bekennen, so dass wir unsere „Leitung“ zu Gott frei halten
- wirklich in dem Bewusstsein zu leben, dass wir Gott zum Freund haben dürfen
dann hat sogar Bart Simpson, die kleine Nervensäge mit der Stachelfrisur, seine gute Tat für den Tag getan. Worauf ein entgeisterter Bart vermutlich ausrufen würde: „Aye, karamba!“
unbekannt
© Auszug aus dem Buch: What Jesus would say to Madonna, Bill Clinton, Donald Trump
1994 by Lee Strobel, Published by Zondervan Publishing House, Grand Rapids, Michigan 49530, USA
1995 der deutschen Ausgabe by Projektion J Buch- und Musikverlag GmbH, Rheingaustraße 132, 65203 Wiesbaden