Medizinische Aspekte des schrecklichen Kreuzestodes Jesu Christi.

Es empfiehlt sich, die Abschnitte in Lukas 22-23, Markus 15 und Johannes 19 zu lesen, bevor man sich weiter mit dem Thema befasst.

Gethsemane: Schweissausbruch…

Der menschliche Körper ist überzogen mit sogenannten ekkrinen Schweissdrüsen mit starker Blutgefässversorgung. Eine Aktivierung des Sympathicus, der zum autonomen, das heisst dem Willen nicht unterstellten Nervensystem gehört, führt zu erhöhtem Puls (Tachycardie), zu einem Engstand der Gefässe mit Ausschüttung von Adrenalin. Der Blutdruck und der Sauerstoffverbrauch steigen an, es kommt zu einem Schweissausbruch.

In Gethsemane war Jesus erfüllt von tiefer Trauer und extremer Angst und er litt unter Schweissausbrüchen. Seine Mission war klar. Er sagte: „Vater, wenn du willst…“ Jesus fiel auch zu Boden, was ein Zeichen seiner Schwäche ist, da sonst Juden üblicherweise nicht zum Gebet niederknien. Jesus Christus betete immer und immer wieder.

Dann kam es zur nervösen Gegenreaktion mit Überwiegen des Parasympathicus, wahrscheinlich als der Engel erschien und ihn stärkte. Jesus nahm sein Schicksal an. Die Herzfrequenz sank, es trat eine massive Erweiterung der Gefässe ein, und es kam zu erneutem Schwitzen am ganzen Körper. Die Muskeln entspannten sich, das Blut floss zurück in die Hautkapillaren, welche brachen, und das Blut trat mit Schweiss vermischt aus der Haut.

…und Todesangst

Jesus Christus hatte eine akute Angstattacke. Er hatte Todesangst, sein Geist war benebelt, er hatte Herzklopfen, Angst vor Ohnmachten, eine bleiche Hautfarbe, er war kurzatmig und hatte einen akuten Schub einer Depression. Er litt unter dem Gefühl des Zurückgestossenseins, unter extremer Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit, auch unter Entmutigung.

Das volle Gewicht der Agonie in Gethsemane wird von den Christen meistens verkannt. Es ist wichtig, zu wissen, dass Jesus Christus schon vor dem Gang zum Kreuz schwerste Ängste erlebte, die den Körper völlig erschöpften.

Die Auspeitschung

Etwa um zwei Uhr morgens wurde Jesus Christus zum Hof des Kaiaphas gebracht. Die Soldaten schlugen ihn und fragten: “Wer hat dich geschlagen?“ Es fand eine Befragung statt, bei welcher zwei Zeugen hätten anwesend sein sollen.

Die Hinrichtung musste auf jeden Fall politisch motiviert werden. Deshalb wurde Jesus Christus als König der Juden und somit als Volksaufwiegler bezeichnet.

Pilatus sandte Jesus noch zu Herodes, weil er mit der Sache nichts zu tun haben wollte. Er fand keinen Grund für ein Todesurteil und es kam zur Geisselung.

Die Auspeitschung wurde mit dem Flagrum, der Peitsche, ausgeführt. Es handelte sich um eine vielschwänzige Lederpeitsche, an deren Enden kleine Metall- oder Knochengewichte befestigt waren. Je grösser das Verbrechen, desto grausamer war die Auspeitschung, ausser bei vorgesehener Kreuzigung, da dort das Individuum noch leben sollte.

Das Opfer wurde nackt ausgezogen. In einer vornüber gebeugten Stellung wurden seine Hände an einer Säule festgemacht. Es erhielt Schläge von beiden Seiten. Dadurch bildeten sich Schwellungen (Hämatome) sowie Brustfellergüsse.

Das Opfer wälzte sich, schrie, zitterte, fiel auf die Knie, um wieder hochgerissen zu werden, bis es nicht mehr stehen konnte. Es erbrach sich, wurde ohnmächtig, stiess Schreie aus, die das Blut zum Erstarren brachten, es bat um Gnade.

Der Mensch wurde zu einer erschöpften Fleischmasse zusammengeschlagen, welche nach Wasser schrie. Es kam zum traumatischen Schock. (Schock: zu wenig Flüssigkeit in zu grossem Behälter. Infolge Austrocknung und Blutverlust zu wenig Blutvolumen in normal weitem Gefässsystem, führt zu Blutdruckabfall.)

Nach mosaischem Gesetz waren 40 Peitschenhiebe erlaubt (5. Mose 25,3.39). Lediglich 39 wurden gegeben, wegen der Gefahr einer Fehlzählung. Bei Jesus Christus war die Situation anders; die Römer bestimmten die Anzahl der Schläge. Pilatus wollte mit der Auspeitschung das Volk besänftigen. Es war erfolglos; Barabbas wurde verlangt und freigelassen.

Die Dornenkrone

Der erbarmungswürdige, unmenschlich geschlagene Jesus, dessen Körper gebeugt und voller Schmerzen war, sein Blick getrübt, selber kaum fähig, zu stehen, wurde ins Prätorium geführt. Dort zogen ihm die Soldaten einen Purpurmantel an und setzten ihm eine Dornenkrone auf. Sie schlugen ihm mit einem Stock auf den Kopf und spuckten ihn an. (Purpurmantel: Symbol der Könige und siegreichen Anführer. Dornenkrone als Lächerlichmachung.)

Die Krone war aus syrischem Christusdorn oder aus gewöhnlichem Christusdorn geflochten, wahrscheinlich als Kappe und nicht als Kranz, so dass viele Dornen pro Flächeneinheit vorhanden waren.

In der Kopfhaut finden sich Tausende von Blutgefässen und Nervenendigungen. Die Soldaten schlugen auf die Dornenkrone, was zu unmenschlichen Schmerzen führte, wie elektrische Schläge, bis in die Ohren, Oberlippen, Nasengegend und Zähne.

Auf dem Weg nach Golgatha hatte Jesus Christus dauernd Schmerzen; es floss ihm Blut über das Gesicht.

Die Soldaten

Jeder römische Soldat war geübt in der Kreuzigungstechnik. Der Exactor mortis, ein Centurio oder Hauptmann, mit vier Soldaten (Quaternio), alles Experten, bildeten die Kreuzigungsmannschaft. Der Exactor mortis war verantwortlich für die Feststellung des Todes und die Weitermeldung.

Das Kreuz

Es gab verschiedene Kreuzformen, waagrecht-senkrechte und auch diagonal-schräge. Die Kreuzhöhe betrug ca. 2.25 – 3m. Bei kurzen Kreuzen kamen manchmal wilde Tiere zum Fressen! Auch wenn man an das Ysoprohr mit dem Schwamm denkt, kann das Kreuz nicht allzu hoch gewesen sein.

Der Titulus

So hiess die oberhalb des Kopfes angebrachte Schrift (mit den bekannten Buchstaben INRI: Jesus, der Nazarener, König der Juden). Sie musste auf dem Weg zur Hinrichtung um den Hals getragen werden.

Der Weg zur Hinrichtungsstätte

Er betrug ca. 800 Meter. Das Wetter war heiss und trocken. Der Kreuzquerbalken mit etwa 25 kg Gewicht musste vom Verurteilten selber getragen werden, der Titulus um den Hals. Der zum Tode verurteilte war vom Exactor mortis begleitet.

Jesus Christus war extrem erschöpft durch die Leiden in Gethsemane, den Verlust von Schweiss und Blut, die Auspeitschung und die Schmerzen der Dornenkrone. Wahrscheinlich litt er an einem traumatischen Schock. Er stolperte und stürzte sicher oft und war schweissgebadet.

Der Exactor mortis war verantwortlich für die Hinrichtung und begann zu fürchten, Jesus Christus erreiche sein Ziel nicht. Deshalb befahl er Simon von Kyrene, den Kreuzigungsbalken zu übernehmen. Dies durfte er laut Kriegsrecht.

Senkrechte Balken (Stipes) waren schon überall vorhanden, da Kreuzigungen im Römischen Reich an der Tagesordnung waren.

Bei seiner Ankunft auf Golgatha war Jesus Christus hochgradig erschöpft und kurzatmig wegen Brustfellergüssen infolge der Auspeitschung. Die Kleider waren am Körper festgeklebt durch das Blut der Auspeitschungswunden. Normalerweise wurden die Kleider nach der Auspeitschung entfernt, wegen der jüdischen Empfindlichkeiten in diesem Fall aber belassen.

Die Soldaten veranstalteten dann ein Würfelspiel um die Kleider. Diese wurden mit Gewalt vom Körper gerissen, was wiederum zu grauenhaften Schmerzen führte.

Da war Jesus Christus, der König der Juden, nackt auf dem Boden, völlig erschöpft – und hatte die Kreuzigung immer noch vor sich!

Die Kreuzigung

Bei um 60 Grad abgewinkelten Armen hängt das volle Gewicht des Körpers an jedem Arm. Also bei 70 kg Körpergewicht je 70 kg pro Arm. In der Hohlhand verläuft der Handnerv N. medianus. Da hindurch wird der Handnagel getrieben.

Jesus Christus hatte eine stark erniedrigte Schmerzschwelle infolge vollständiger Erschöpfung.

Das Festnageln der Füsse ergibt eine Stützfunktion, dh Lebensverlängerung, ebenfalls verbunden mit unerträglichen Schmerzen. Schon die kleinste Bewegung führt zu intensivstem Schmerz.

Durst

Seit dem Abendmahl hatte Jesus Christus keine Flüssigkeit mehr eingenommen. Er hatte Blut und Wasser geschwitzt, er hatte Pleuraergüsse infolge der Auspeitschung, er schwitzte infolge der Schmerzen wegen der Dornenkrone, er musste den Kreuzbalken schleppen, man riss ihm die Kleider weg, dann erfolgte die Kreuzigung, er hatte ein Lungenödem und zudem Beinödeme durch die bewegungslose senkrechte Körperstellung.

Der Körper am Kreuz

Medizinstudenten liessen sich mit Lederriemen an einem Kreuz fest machen. Dabei zeigte es sich, dass der Körper nicht flach am Kreuz liegt, wie dies an allen Kruzifixen der Fall ist, sondern, dass er einen grossen, hohlen Bogen bildet, bei dem nur die Schultern das Kreuz minimal berühren und dann die ganze Wirbelsäule weit vom Kreuz absteht.

Kreuzkontakt besteht erst wieder unten bei den Füssen (Abbildung). Die traditionellen Darstellungen, eingeschlossen die vielen Gemälde, sind also alle falsch!

Bei den Kreuzigungsversuchen kommt es nach kurzer Zeit zu einem Ziehen in den Schultern, zu Schmerzen in den Knien, Füssen, Handgelenken und zu Angstzuständen. Es folgt ein erhöhter Sauerstoffverbrauch, ein Blutdruckanstieg, Muskelkrämpfe in Oberarmen, Brust und Oberschenkeln.

Der Brechen der Beine

Das so genannte Crurifragium führt zu einem traumatischen Schock, da ein sich Aufrichten und Atemholen nicht mehr möglich ist. Es kommt zu Blutdruckabfall, Lungenstauung (Lungenödem), Bewusstlosigkeit, Koma und Tod. Manchmal (wenn das Opfer noch lebt) werden die Beine nach der Kreuzabnahme gebrochen, um ein Wegkriechen vor wilden Tieren zu verhindern.

Der Speerstich in die Seite

Blut und Wasser entleert sich, wegen Verletzung des Herzens, Pleuraverletzung mit Entleerung pleuraler Flüssigkeit.

Die Todesursache

Herz- und Kreislaufstillstand wegen Lungenödem und aufgrund von herzbedingtem, verletzungsbedingtem (traumatischem) und durch zu geringes Blutvolumen bedingtem Schock.

Warum starb Jesus Christus innert Stunden?

Er war erschöpft durch die extremen Leiden in Gethsemane. Pilatus’ Ziel war es, Jesus in einen bejammernswerten Zustand zu bringen, um das Volk zu beschwichtigen. Daher die extrem starke Auspeitschung. Dazu kamen die Dornenkrone, die Angst und das Tragen des Kreuzbalkens.

Autor: Dr. med. Urs Meili
Bearbeitung: Markus Meili/Livenet

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