Regisseur Wim Wenders über seinen Weg zum Glauben.

Eine lange Zeit meines Lebens war ich fern von Gott, deshalb erinnere ich mich an seine Abwesenheit. Nein, es so zu sagen ist verkehrt. Er war nicht abwesend, ich war es. Ich war in das Exil meines eigenen freien Willens gegangen. Ich irrte durch alle Arten von Philosophien, Ersatzaufklärungen, geistigen Abenteuern, Sozialismus und Psychoanalyse (ebenfalls eine Ersatzreligion). Einige von ihnen werde ich nicht verleugnen oder schlecht reden. Ich bin froh, dass ich dort war – und zurück bin.
Ich erinnere mich, wie ich versuchsweise wieder zu beten begann. Und ich erinnere mich, wie es mich langsam veränderte. Wie ich weinte, als ich merkte, dass ich endlich heimgekommen war. Als ich fühlte, wiedergefunden zu sein. Und wie sich dieses Gefühl langsam in eine Gewissheit verwandelte.
Ich glaube an den Gott, der sich im Neuen Testament auf unglaublich grosszügige, grenzenlos liebevolle Weise zeigt. Ich finde das Neue Testament so atemberaubend, weil es nur Möglichkeiten eröffnet und keinerlei Einengungen. Das ist kein abstrakter Gott. Sein Wesen kann ich heute spüren. Nicht nur beim Beten.
Auch das Licht erlebe ich oft als eine Nähe Gottes und jeden Akt von Freundlichkeit oder Brüderlichkeit unter Menschen! Gott spüren zu können ist ja eine kindliche Fähigkeit, die viele Menschen im Lauf der Jahre verlernt zu haben glauben. Ich meine nicht das naive «14 Englein um mich stehen», sondern dieses Grundvertrauen in ein Gehörtwerden, sich von Gott gesehen und erkannt zu wissen. Ich habe in meinem Leben Antworten auf Gebete bekommen, gerade dann, wenn ich niemand anderen mehr fragen konnte.
Man kann das von den Psalmen lernen, von der Unmittelbarkeit und Unbedingtheit, mit der David da Gott ruft und sagt: «Hey! Ich brauche deine Hilfe, lass mich jetzt nicht hängen!» Man muss sich nur trauen! Ich habe dadurch oft in mir Gewissheit erfahren oder Frieden mit etwas schliessen können. (Jesus.ch)

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