William MacDonald äußerte sich einmal über diese komischen Straßenprediger:
„Diese Irregulären sind eine ständige Quelle der Peinlichkeit für die Wohlgesetzten und Traditionalisten, für die, welche bei dem Gedanken an die Verletzung kultureller Normen erschauern. Andere Christen versuchen sie zu verändern, sie ein wenig ‚normaler‘ zu machen, das Feuer auszulöschen. Aber zum Glück für die Gemeinde sind ihre Anstrengungen im allgemeinen zum Scheitern verurteilt.“
Rowland Hill war einer der verrückten Prediger:
“Sein Leben ist voll von köstlichen Anekdoten.
Eine von diesen möchten wir hier schildern:
Während er in einem Londoner Park predigte, waren viele Leute von weit
und breit herbeigeströmt, um ihn zu hören. Mitten in seiner Predigt fuhr draußen eine Kutsche vor, in der Lady Erskine saß, eine damals durch ihren Reichtum und Prunk stadtbekannte Persönlichkeit, die auf allen Bällen und Theatern zu Hause war.
Als sie die große Menschenmenge sah, fragte sie ihren Kutscher, was denn hier los sei. Der antwortete kurz: „Die hören Rowland Hill!“
Lady Erskine hatte viel über diesen seltsamen Mann gehört, der als der absonderlichste Prediger galt, und so stieg sie neugierig aus und näherte sich der Menge.
Rowland Hill, dessen Adlerblick keine Bewegung unter seinen Zuhörern entging, erkannte sie sofort an ihrem auffälligen Auftreten. Blitzschnell wurde ihm klar: Du hast eine seltene Möglichkeit, einer bekannten, verlorenen und unsterblichen Seele zu dienen. Er unterbrach sofort
seine flammende Rede, streckte seinen Arm aus und rief mit gewaltiger Stimme:
„Seht, da kommt Lady Erskine. Wohlan, lasst uns sie versteigern!“
Die Tatsache, dass der Prediger plötzlich zum Auktionator wurde, sorgte sofort für großes Erstaunen und die reiche Dame wäre am liebsten im Boden versunken, konnte aber nicht mehr zurück.
In die entstandene Totenstille hinein rief der Prediger: „Wer will die Seele von Lady Erskine kaufen?“ Nach dieser ungewöhnlichen Frage hielt er ein wenig inne und rief: „Ich sehe verschiedene Liebhaber, die alle ihren Preis
zahlen wollen.“ Und dann imitierte er eine öffentliche Auktion:
„Welt, was gibst du dafür?“ – „Ich gebe alle Pracht und Herrlichkeit, die mir zur Verfügung steht, Ehre und Ansehen, Wohlstand und gute Tage.“
„Weiter nichts? Nicht auch ewiges Leben? Dann ist dein Preis zu wenig. Welt, du bekommst sie nicht! Denn was helfe es der Lady, wenn sie die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an ihrer Seele?“
„Da kommt ein anderer Anbieter, der Teufel. Was willst du für sie geben?“ – „Ich gebe ihr Augenlust, Fleischeslust und hoffärtiges Leben. Sie darf ihren
Willen haben, alle ihre Lüste befriedigen und den Freudenbecher der Welt leeren bis zum letzten Tropfen!“
„Ah, Satan! Du sollst sie nicht haben, denn ich weiß, wer du bist. Du würdest einen dürftigen Preis für sie geben und dann ihre Seele für alle
Ewigkeit zerstören.“
„Aber hier kommt ein anderer – ich kenne ihn – es ist der Herr Jesus. Was wirst du für sie geben?“ – „Es ist nicht das, was ich geben werde, sondern das, was ich gegeben habe.
Ich habe mein Leben, mein Blut für sie gezahlt. Ich werde jetzt Gnade, Frieden und Freude in ihr Herz geben, von denen die Welt keine
Ahnung hat. Und ich werde ihr ewiges Leben geben!“
„Oh Herr Jesus Christus“, rief Rowland Hill, „Du sollst sie haben. Dein ist sie und Dein soll sie bleiben, immer und ewig. Lady Erskine, lehnen Sie das Angebot ab?“
Völlig erschüttert und zunächst sprachlos hörte sie die Stimme des Predigers: „Es ist vollbracht, es ist vollbracht!
Er ist der Erretter. Ich habe die Lady mit ihm verlobt. Brechen Sie niemals diesen Vertrag!“
Lady Erskine stimmte zu und hielt Wort. Von diesem Augenblick an änderte diese Weltdame ihr Leben völlig. Sie wurde einer Freundin und Mutter der Armen, Kranken und Elenden in ihrer Umgebung.
C.H. Spurgeon stellte ihr das schöne Zeugnis aus: „Sie wurde eine der ernstesten Personen und Unterstützerinnen der Wahrheit des Evangeliums in jenen Zeiten und starb in der herrlichen und sicheren Hoffnung, in das Himmelreich einzutreten.“
Ein „Kamel“ war durchs „Nadelöhr“ gegangen und hat es zeitlebens nicht bereut. W. Bühne/festuTreu

Diese Geschichte kann man i.mer wieder lesen und jedesmal berührt sie mich von neuem. Hätten wir doch auch heute noch solche Prediger.
Unvorstellbar gesegnete Zeit.