Vor 75 Jahren Das Flüchtlingsschiff „Exodus“ bricht nach Palästina auf.

Britische Soldaten mit weißen Helmen bahnen sich unter Anwendung von Tränengas ihren Weg auf dem Schiff. Mehrere tausend Juden waren am 11. Juli auf der "Exodus 1947" und anderen Schiffen von Frankreich aus ins unter britischem Mandat stehende Gelobte Land aufgebrochen. Bei dem Versuch, die britische Sperre um Palästina zu durchbrechen, wurde die Exodus am 18. Juli 1947 auf dem Mittelmeer von der britischen Armee gestoppt. Die "Exodus 1947" (vormals "Präsident Warfield") wurde anschließend von der britischen Marine in den Hafen von Haifa gebracht.

Mit 4500 Flüchtlingen an Bord nahm es die „Exodus“ 1947 vor der Küste Palästinas mit sechs britischen Schiffen auf. Das Schiff verlor den Kampf. Aber die UN stimmte daraufhin der Gründung Israel zu. Ein jüdischer Junge war auch auf einem solchen Flüchtlingsboot:

Hier noch einige biografische Infos über diesen beeindruckenden Mann: „Du musst stark sein“! Dieser Satz hat den kleinen Mann ein ganzes Leben lang begleitet: als Jude in der Hitlerjugend, als Kanaljunge im Warschauer Ghetto, als polnischer Partisan, als illegaler Einwanderer in britischen Internierungslagern, als Soldat, der in allen Kriegen Israels gekämpft hat. Dabei hat Zvi Kalischer seinen Humor bewahrt? Er mußte am eigenen Leib erfahren, was der ehemalige israelische Premier und höchst dekorierte Soldat in der Geschichte des Judenstaates, Ehud Barak, jungen Soldaten ins Stammbuch geschrieben hat:“ Hier ist man nur einmal schwach, danach gibt es einen nicht mehr !“

„Zvi Kalischer wurde 1928 in Warschau geboren. Der hebräische Vorname „Zvi“ heißt übersetzt „Hirsch“. Auf jiddisch rief man ihn „Hersch“, auf polnisch „Henjek“.
„Als ich zehn Jahre alt war, sind die Deutschen einmarschiert“, erinnert er sich. „ich habe überhaupt nichts verstanden. Als ich die deutsche Siegesparade sah, meinte ich wir hätten gesiegt“. Aber dann hörte er zum ersten Mal den Satz „Du mußt stark sein!“ von seiner Mutter, als sie ihn in einem polnischen Waisenhaus abgab, weil sie ihm kein Essen mehr geben konnte. „heute wirst Du ein Mann“, sagte sie zum Abschied, und : „Sag nie, daß Du ein Jude bist!“

Weil Henjek so „arisch“ aussah, wurde er bald „Heinrich“ gerufen.
„Niemand hat auch nur im Traum daran gedacht, daß ich Jude sein könnte“, schmunzelt Zvi heute und zeigt ein vergilbtes Bild von sich aus dem Krieg. Deshalb nahmen ihn SS-Offiziere auch mit nach Berlin, um „einen richtigen deutschen Soldaten aus ihm zu machen“. Doch bei der Musterung meinte ein SS-Mann zu dem schmächtigen Jungen: „Was willst Du denn hier?“ Auf seine Antwort, „Ich will ein deutscher Soldat werden!“ mußte Zvi sich anhören: „Du mußt noch viel Milch saufen, bis Du ein deutscher Soldat wirst!“ Er wurde nicht unfreundlich zurück nach Polen geschickt.

Auf der Suche nach seinen Eltern lernt er die furchtbaren Zustände im Warschauer Ghetto, den Judenhaß der Polen, das Elend des Krieges kennen. „Juden und Hunde streng verboten !“, ist der Satz, der beim Erzählen von dieser Zeit immer wieder anklingt. Das Leben ist oft gerade die Wodka Flasche wert, die sich Polen durch die Auslieferung eines Juden an die Gestapo verdienen können. „Im Ghetto starben die Menschen, zum Skelett abgemagert, auf offener Straße, und die Leute kümmerten sich soviel darum, wie wenn man heute eine Zigarettenkippe wegwirft“. Zvi wird in Warschau berühmt als Meisterdieb. Er überlebt Verfolgung, Krieg und grausame Gestapo-Verhöre, und entkommt wie durch ein Wunder immer wieder um Haaresbreite.

1947 wandert er nach Israel aus und wird dort „plötzlich zum Soldat“.
Während er mit um das Überleben des gerade gegründeten jüdischen Staates kämpft, fragt er immer wieder: „Wer war bei mir, wo ich dem Tod so oft ins Angesicht gesehen habe?“ Irgend jemand schenkt ihm eine Bibel. „Mein Vater und meine Mutter verlassen mich, aber der Herr nimmt mich auf !“ Diese Worte aus Psalm 27 prägen sich dem jungen Zvi Kalischer tief ein, bevor ihm die Bibel gestohlen wird.

„Nach dem Befreiungskrieg steht Zvi auf der Straße, ohne Arbeit und ohne Zuhause. Seine ganze Improvisationsgabe ist gefragt, um überleben zu können. Viel sinnt er darüber nach, wie und wann er an denen Rache nehmen kann, die sein Leben so unendlich schwer gemacht haben. Es ist ein langer Weg bis er seine Naomi findet , die als 15jährige aus Südpersien eingewandert ist. Durch Bibelstudium lernt Zvi Kalischer, daß er zwar nie vergessen können wird, aber doch vergeben muß. Daß Zvi es ernst meint mit dem Vergeben, merkt man, wenn er bereitwillig und mit viel Humor heute jungen Deutschen seine Lebensgeschichte erzählt.

…Zvi steht mitten im Leben aber er darf noch immer nicht zur Ruhe kommen. Er lebt in einem Land, in dem Terroranschläge auf der Tagesordnung stehen. Von seiner Wohnung in Ost-Talpiot aus, sind die alt vertrauten Geräusche von kriegerischen Handlungen zu hören. „Wir wollen Frieden“, beteuert er, „aber wir haben niemanden, mit dem wir Frieden schließen können!“ „Schlachtet die Juden und werft sie ins Meer!“ zitiert Zvi Kalischer, was er in den arabischen Medien hört. „Es ist und bleibt so“, fast hilflos streckt er die Hände aus und zitiert wieder die Bibel: „Von deinem Schwerte wirst du dich nähren!“ (1.Mose 27,40).

Zvi Kalischer sieht den Konflikt mit den Palästinensern im großen Zusammenhang des arabisch israelischen Konflikts. Dabei gehe es den Arabern nicht um eine politische Lösung, sondern um die Weltherrschaft des Islam. Deshalb sieht Zvi keine Lösung, sondern meint: „Wir gehen einem großen Krieg entgegen.“

Trotzdem resigniert der Vater von vier Kindern und Großvater von 15 Enkeln nicht. „Du kleiner Wurm, Israel, fürchte dich nicht“, zitiert er die alten hebräischen Propheten (Jesaja 41,14). Er kommt zu dem Schluß: „Wir können uns nur auf Gott verlassen!“ Daraus schöpft Zvi Kalischer Hoffnung, und macht den Menschen um sich herum Mut, weiter zu improvisieren, bis der lebendige Gott selbst eine Lösung aus dem Chaos der Zeit schenkt.

Aus dem Buch »ZVI – Ein polnischer Junge auf der Flucht nach Israel« (bei Amazon ansehen)

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