Leider ist Kuba nach seinem Ableben weiterhin eine sozialistische Militärdiktatur. Der Export der kubanischen Revolution nach Venezuela hat in dem potentiell reichsten Land dieser Erde zu dem größten Elend mit Millionen Flüchtlingen geführt. Und nach über 30 Jahren nach dem Ende der SED-Herrschaft unterstützt unsere Linkspartei das undemokratische und atheistische Einparteiensystem auf Kuba. ….
Dessen ungeachtet unterstützen nur noch wenige Kubaner die Regierung ihres Landes. Die Ideale der Revolution sind längst verblasst, auch wenn die Staatsmedien vehement und in täglich großer Aufmachung das Gegenteil behaupten. Gefühlte acht von zehn Bürgern befürworten den demokratischen Wandel; ein Ende des Einparteiensystems und damit das Ende der Privilegien ihrer Nomenklatura, von der Sonderversorgung in der Funktionärssiedlung Punto Cero, dem kubanischen Wandlitz, bis hin zum aufwändigen Lebensstil mit Yachten, Nobelkarossen und Immobilien in Frankreich und Spanien.
Bisher konnte sich die Machtclique um Parteichef Raúl Castro und Staatspräsident Miguel Díaz-Canel hemmungslos am Volkseigentum bereichern. Durch Mehrheitsbeteiligungen an Hotelketten sichert sich das kubanische Verteidigungsministerium den Löwenanteil an den lebenswichtigen Deviseneinnahmen. „Trotz fruchtbarer Böden muss Kuba die meisten Lebensmittel importieren“, kritisiert Martin Lessenthin, Sprecher der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) in Frankfurt am Main, die Lage auf der Karibikinsel. Regelmäßig wird die IGFM von „Cuba Sí“-Vertretern mit „Mahnwachen“ verunglimpft, sobald sie die dortige Menschenrechtslage thematisiert. (pro)
Hier noch ein Augenzeuge. W. Bühne war oft in Kuba. Aus einem seiner vielen Berichte:
„… die mit Tränen säen …“
Wenn man sich vorstellt, dass ein normaler Arbeiter etwa 50 Cent pro Tag verdient und auch ein Rechtsanwalt oder Professor an der Universität nicht mehr als ca. 20 Euro im Monat erhält, versteht man, dass ein Überleben in Kuba ohne Korruption oder illegale Nebenarbeit kaum möglich ist. Daher wechseln viele Lehrer und andere Akademiker ihren Beruf, um sich als Schweine-Züchter oder Handwerker über Wasser zu halten. „Das Schwerste für uns Christen in Kuba ist, ehrlich zu sein!“ – klagte ein Bruder, der „vollzeitig“ dem Herrn dient. Inzwischen stellt die Regierung Land zur Bewirtschaftung zur Verfügung, aber es fehlt das Geld, um Saat und Dünger zu kaufen. So waren wir ziemlich betroffen, als ein Farmer und Familienvater aus dem besonders armen und bergigen Osten berichtete, dass nach den Wirbelstürmen im Sommer seine gesamte Ernte vernichtet war und er nur noch ca. 20 kg Bohnen als Nahrungsmittel besaß. Er stand nun vor der schweren Entscheidung, diese Bohnen entweder seiner Familie als notwendige Nahrung zu
geben, oder sie als Saatgut für eine zukünftige Ernte einzusetzen. Bei dieser Entscheidung wäre ihm der Vers aus Ps 126 „Die mit Tränen säen …“ ganz neu und schmerzlich deutlich geworden. Dieser hingegebene Bruder fährt oft Sonntags mit dem Fahrrad 100 km, um eine Nachbargemeinde zu besuchen, dort das Wort Gottes zu verkündigen und die Geschwister zu ermutigen. Die praktischen Erfahrungen mit dem Herrn im schweren Lebensalltag geben seinem Zeugnis geistliche Tiefe und Glaubwürdigkeit.
Apfeltee und Evangelium
Auch wenn man in Kuba noch nicht von einer geistlichen Erweckung reden kann, so entsteht doch durch die materielle Notsituation ein Suchen und Fragen nach geistlichen und ewigen Dingen. Es ist nicht so schwer, Nachbarn oder Bekannte zu evangelistischen Hauskreisen einzuladen. Wenn es dort dann noch etwas zu Essen gibt oder als besondere Attraktion Apfeltee aus Deutschland angeboten wird, dann hat ein solcher Hauskreis eine zusätzliche Anziehungskraft, durch die in den vergangenen Monaten zahlreiche Menschen zum Glauben gekommen und auch neue Gemeinden entstanden sind. So fährt z.B. unser Freund Horche jede Woche mit seinem Motorrad der sowjetischen Marke „MZ“ in eine ca. 70 km entfernte Stadt, um dort einen Hauskreis zu betreuen. Für diese Entfernung braucht er etwa 2 Stunden, weil die Straßen entsprechend schlecht sind und er seine Frau und Tochter auf dem Motorrad mitnimmt. Aber der Einsatz lohnt sich, weil durch diese jahrelange Arbeit inzwischen eine kleine Gemeinde entstanden ist und wir am letzten Sonntag im November miterleben durften, wie einige Frauen, die durch diesen Hauskreis zum Glauben kamen, sich taufen ließen. Im Gegensatz zu früheren Zeiten ist die Freiheit für die Christen in Kuba größer geworden. Die Verhältnisse dort sind vergleichbar mit den Zeiten der ehemaligen DDR. Die Christen werden geduldet und nicht bedrängt, so lange sie sich nicht politisch verdächtig benehmen oder äußern. Freiversammlungen sind nur mit Genehmigung erlaubt, es gibt eine strenge Zensur für religiöse Literatur, aber privat oder als Gemeinde wird man nicht daran gehindert, seinen Glauben
auszuleben. Am letzten Sonntag unseres Besuches konnten wir daher auch auf einer Konferenz das Wort Gottes verkündigen, zu der etwa 280 Geschwister aus nah und fern auf teilweise abenteuerlichen Fahrzeugen angereist kamen.
Die Freude dieser Geschwister, einander zu sehen, sich auszutauschen, miteinander auf Gottes Wort zu hören und Gott durch frohen und lauten Gesang zu loben, möchte man gerne nach Deutschland exportieren, wo wir alle mehr oder weniger materiell übersättigt und geistlich „unterernährt“ sind.
„Kennt Ihr einen Wilhelm Busch?“
Kurz vor unserem Abflug hatten wir in Havanna noch eine nette und ermutigende Begegnung. Eine Schwester aus Deutschland hatte uns eine Gabe für einen Baptistenpastor und seine Frau mitgegeben, die sie vor Jahren einmal in Havanna kennen gelernt hatte. Ziemlich zentral gelegen fanden wir ein großes, altes Schulgebäude, dass zu einer Baptistenkapelle umgebaut wurde. Dort trafen wir den gesuchten Roberto und seine Frau Maria, die schon über 40 Jahre ihren Dienst in dieser Gemeinde tun, zu der über 800 Mitglieder gehören. Auf meine Frage, zu welcher „Sorte“ Baptisten sie gehören, äußerte Roberto mit Nachruck: „Zu den Konservativen!“ „Dann haben wir in C.H. Spurgeon einen gemeinsamen Freund, der im nächsten Jahr ‚175 Jahre alt‘ wird“, war meine Antwort, die ihn offensichtlich erfreute. Schließlich meinte er, er besäße ein wunderbares Buch: „Jesús nuestro destino“, von einem Deutschen, einem gewissen Busch, Wilhelm. Ob wir den kennen würden und ob er noch lebte? Als ich ihm darauf mitteilte, dass ich 1966 auf seiner Beerdigung war und ich diesem Mann geistlich viel verdanke, gab es keine Barrieren mehr zwischen uns. Mit bewegter Stimme erzählten sie uns, wie schwer das Leben in Kuba ist, wie sie zur Zeit kein Geld mehr für die nötigen Medikamente hatten und das Gott ihnen nun genau zu diesem Zeitpunkt die finanzielle Gabe der Schwester aus Deutschland zukommen ließ. Nach einem herzlichen gemeinsamen Gebet verabschiedeten wir uns, um wenige Stunden
später in das Flugzeug zu steigen, das uns aus dem armen, aber warmen Kuba, in das reiche, aber kalte Deutschland brachte. https://www.fest-und-treu.de/index.php?id=2&a=26