Die Hamas hält weiterhin Geiseln fest, foltert sie und instrumentalisiert ihr Leid, um einen möglichst langfristigen Waffenstillstand zu erzwingen – jedoch nicht zum Wohl der eigenen Bevölkerung und schon gar nicht mit der Absicht, den Konflikt zu beenden.
In diesem Zusammenhang ist das islamische Konzept der “Hudna” von Bedeutung. Es geht zurück auf eine Begebenheit aus der Zeit des Propheten Mohammed im frühen 7. Jahrhundert. In den islamischen Überlieferungen gilt Hudna, ein temporärer Waffenstillstand, als legitimes, taktisches Mittel. Ist die muslimische Seite geschwächt, darf sie einen Waffenstillstand aushandeln. Das Ziel ist jedoch nicht dauerhafter Frieden, sondern die Nutzung dieser Ruhephase, um sich militärisch neu aufzustellen und in einem zukünftigen Konflikt siegreich hervorzugehen.
Zwar ist dies eine vereinfachte Darstellung eines komplexen religiösen und historischen Konzepts, doch es ist offensichtlich, dass sich dieses Verständnis von dem westlichen unterscheidet. Während der Westen mit einem Waffenstillstand einen Schritt in Richtung dauerhaften Friedens sieht, versteht man ihn im islamischen Denken – besonders wenn er mit dem Konzept des Dschihad verbunden wird – häufig als strategische Zwischenetappe.
Dass dies keine theoretische Betrachtung bleibt, zeigt ein kürzlich veröffentlichter Bericht des israelischen Militärs:
In den Tunnelnetzwerken der Hamas im Gazastreifen wurden Dokumente gefunden, die belegen, dass der mittlerweile getötete Hamas-Anführer Yahya Sinwar im Jahr 2021 gezielt ein Hudna mit Israel einging. Er wollte dem jüdischen Staat vorgaukeln, man habe kein Interesse mehr an militärischer Eskalation, während in Wahrheit längst die Planungen für den Angriff vom 7. Oktober liefen.
Fazit: Solange die Hamas an Israels Grenze existiert, kann es für den jüdischen Staat keine dauerhafte Sicherheit geben. Ein echter Friede bleibt unter diesen Bedingungen Illusion.
Antje Naujoks/”Nachrichten aus Israel” / Juli 2025