„Die ungeheure Popularität des Edeka-Weihnachtswerbespots zeigt, wie sehr das Gefühl der Verlorenheit unsere Zeit prägt. „In vielen Fällen bezieht sich der Begriff der Einsamkeit auf einen Menschen, der aus diesem oder jenem Grund allein gelassen wird“, hat der große deutsche Soziologe Norbert Elias in seinem bewegenden Essay „Über die Einsamkeit der Sterbenden in unseren Tagen“ geschrieben: „Er mag unter Menschen leben, doch sie haben keine affektive Bedeutung für ihn.“
Der Mensch, so sieht es Elias, kann nicht existieren ohne die Beziehung zu anderen; und er ist am Ende auch nur das, was er für andere Menschen bedeutet. Die Todkranken, die Sterbenden, versorgt, aber nicht mehr erreicht in unseren Krankenhäusern und Pflegeheimen, sind für Elias der Inbegriff des Alleingelassenseins.
Die Einsamkeit alter Menschen wird nicht abnehmen in Deutschland, im Gegenteil. Mehr als 20 Prozent der Bevölkerung sind schon heute über 65 Jahre alt, 2060 wird es jeder Dritte sein. Mehr als fünf Millionen leben allein, 800.000 in Pflegeeinrichtungen.
Die Zahl der Single-Haushalte steigt und steigt: Elf Millionen waren es 1991, 16,4 Millionen sind es heute. Jede dritte Ehe wird geschieden; wie viele Trennungen Unverheirateter es gibt, darüber kann man nur spekulieren. Natürlich fühlt sich nicht jeder Single, nicht jede der 2,7 Millionen Alleinerziehenden einsam – aber die Zahl von mehr als acht Millionen Menschen, die Online-Datingbörsen nutzen, spricht dafür, dass viele durchaus nach Nähe und Zweisamkeit suchen.
Der amerikanische Soziologe David Riesman hat in seinem Klassiker „The Lonely Crowd“ von 1950 die These formuliert, dass der Spätkapitalismus die einsame und ängstliche Persönlichkeit geradezu notwendig hervorbringe. Die Leute orientierten sich nicht mehr an Traditionen, an göttlichen Geboten oder inneren Werten, sondern daran, was ihre Mitmenschen sagten, täten, im Fernsehen sähen, kauften.
Er nennt solche Menschen „außengeleitet“. „Die außengeleitete Persönlichkeit“, schreibt Riesmann, „möchte eher geliebt als respektiert werden“. Und: „Diejenigen, die außengeleitet sind, brauchen die Bestätigung, dass sie sich mit anderen emotional im Einklang befinden.“ (Welt.de)
Die Wahrheit ist, dass wir uns alle doch ziemlich im Hamsterrad abstrampeln, um einem Guru zu huldigen, den man uns vor langer Zeit schon vor die Nase gesetzt hat: den überbordenden Konsum. Da werden Wünsche produziert. Alles scheint zum Greifen nah. Ex und hopp. Fernseher 3 Jahre alt: weg! Bestimmtes Alter im Job überschritten: weg! Partner hat ein paar Kilo zugenommen, oder man sieht ihm die Jahre inzwischen an: weg!
Wir sind eine Weg!-Werfgesellschaft, haben uns dem Terror-Diktat des immer „Neu-Haben-Wollens“ unterworfen und unsere Seele und unser Befinden hinangestellt – ebenso wie echte Bildung des Geistes und des Glaubens, vor allem aber des Herzens. Bescheidenheit und vor allem Dankbarkeit für die kleinen Dinge: Fehlanzeige! Unsere Gesellschaft ist nicht modern, sondern nur unmenschlich geworden. Die brutale Vereinsamung ist auch Symptom einer Gesellschaft in der sich Narzissmus zum Ersatz für gelebte Nächstenliebe, vertrauensvolle Nähe und gegenseitige Verantwortung entwickelt hat. Deutlich und klar gesagt wird es nocht viel, viel schlimmer für uns werden: Eines Tages wirst du auch von einem Fremden mit dem Löffel oder mit der Schnabeltasse gefüttert werden.Eines Tages wirst du auch diese 3,8 Liter Monsterwindel tragen.Inkontinent, von der Pflegeindustrie kostengünstig in der Pisse liegen gelassen.Pflegende Familien, ja Familien an sich, sind vom Aussterben bedroht.Opa und Oma, wer kennt sie, wer besucht sie, wer will sie? Die Pflegefabriken! Ca.2,5 Millionen Pflegebedürftige gibt es im Lande.In 10 Jahren könnten es fast 4 Millionen Hilflose, Verwirrte ,Behinderte sein.
Und irgendwann bist du dran. Dann versorgt dich nicht die Liebe deiner Familie, sondern das Geld im Rachen des kommerziellen Pflegemarktes.Hast du nicht Angst vor deiner Zukunft? Hast du nicht Angst vor dem Alleinsein? Immer wieder erfüllt sich das Wort Gottes im Leben eines Menschen; „Was der Mensch sät, wird er ernten!“