Zeit für eine andere Sichtweise auf die Arabellion

Die Geschichte der ägyptischen Revolution lässt sich auch als Geschichte westlicher Blauäugigkeit erzählen: Als vor einem Jahr die Massen auf den Kairoer Tahrir-Platz strömten, da frohlockte die Mehrheit der europäischen Beobachter: Nun werde vollendet, was 1989 in Ost- und Mitteleuropa begonnen habe.

Bald darauf geriet Ägyptens Präsident Mubarak, früher zu Recht als gemäßigter Autokrat und Garant der Stabilität geschätzt, nicht nur ins Kreuzfeuer der Kritik, man entschied sich im Westen auch schnell, ihn als blutrünstigen Beelzebub nicht nur fallen zu lassen, sondern seinen Rücktritt gleich mitzufordern.

Die Armee hingegen pries man als wahre Revolutionsarmee, deren Soldaten den Willen des Volkes erkannt hätten und die nun Arm in Arm mit den Vertretern der Twitter-Generation eine parlamentarische Demokratie erstreiten würde.

Manche eingefleischten Obama-Anhänger fühlten sich sogar verpflichtet, darauf hinzuweisen, dass es die Kairoer Rede des amerikanischen Präsidenten 2009 gewesen war, die den Freiheitsgedanken in die arabische Welt gebracht hatte.

Freilich übersahen sie das Ausmaß der Enttäuschung, das Obamas Schweigen in Ägypten, Tunesien und Algerien ausgelöst hatte, als im Iran die Studenten niedergeknüppelt wurden und sich kein US-Politiker fand, das Teheraner Regime zu verurteilen.

Als CNN kürzlich seinen Reporter losschickte, um im Heer der zunehmend bärtigen, sprich religiösen Demonstranten auf dem Tahrir-Platz die wenigen noch säkular ausschauenden Jugendlichen zu fragen, wie es mit der Revolution weiterginge, da antwortete ihm einer der säkularen Demonstranten boshaft: „Frag doch Facebook!“

Er wusste: Facebook gibt keine Antwort, lässt sich nicht wählen und kann nicht für seine Ideale – welche überhaupt? – kämpfen. Facebook ist ein Nachrichtenverbreitungsorgan – nicht mehr und nicht weniger. Der Wahlsieg der Muslimbrüder und Salafisten mit über 70 Prozent führt nicht zu Besinnung und zur Frage, ob man sich womöglich getäuscht habe. Vergangenes Jahr kam eine Umwälzung hinzu, deren ganzes Ausmaß, deren Radikalität sich erst allmählich abzuzeichnen beginnt – die Revolution und die Herrschaft der Muslimbrüder in der arabischen Welt. In Ägypten errangen sie den Wahlsieg, genau wie im Gazastreifen und in Tunesien. In Libyen entwickeln sie sich zur bestorganisierten Kraft und kontrollieren bereits wichtige Regierungsfunktionen, in Jordanien bilden sie die größte Oppositionsbewegung, und auch in Syrien spielen die Muslimbrüder eine tragende Rolle bei den Protesten gegen die Regierung.

Doch man muss nicht einmal Arabisch verstehen, um zu begreifen, wohin die Muslimbrüder streben. Es genügt, ihre Gründungserklärung von 1928 zu lesen, die bis heute in Kraft ist: „Allah ist unser Ziel; der Koran ist unsere Verfassung; der Prophet ist unser Führer; der Dschihad unser Weg und der Tod für Allah unser größtes Verlangen.“ Alles spricht bisher dafür, dass es dabei bleiben wird.

Quelle: www.welt.de/debatte/komme…tion-Facebook-frisst.html

Der Westen muss endlich auch begreifen, dass er sich Schuld aufgeladen hat. In seinem Wahn, die Stabilität der Welt zu erhalten (was ich ihnen sehr hoch anrechne, letztens aber ein realitätsfernes Ziel ist ohne Einbußen auf anderen Kontinenten), wurden Machtmenschen zu Diktatoren erhoben, ihr Machterhalt gesichert und letztendlich zugesehen, wie sie ihr Land misshandeln. Die Schuldfrage für die vielen Toten in den arabischen Ländern wurde abgesehen davon nie geklärt. Es passierte einfach. Letztendlich bleibt die Sklaverei, heute ist sie nur versteckt auf anderen Kontinenten. Wir haben es geschickt geschafft, ganze Völker zu knechten im Namen der Freiheit. Die Freiheit ist gleichermaßen ein hohes Gut, doch leider ist die Welt so durchzogen von Machtgeilheit, Geldgier und anderen Sünden, dass Freiheit eine Gratwanderung bleibt. Warum ist das so? Warum darf im Namen der Freiheit getötet werden?

Freiheit scheint auf dieser Welt nur möglich zu sein durch Unterdrückung anderer. Dieser Satz ist zwar unscheinbar, aber dermaßen hart, denn er heißt letztendlich folgendes: es gibt keinen wahren Frieden. Wenn er dir verkündet wurde, dann auf Kosten anderer. Humanisten haben dir eine Lüge verkauft, welch Ironie. Die, die meinen, sie wären gut, legen den Grund ihres Gutseins ins Bodenlose. Frieden ist ein Fass ohne Boden, eine Tortur ohne Ende und die völlige Freiheit eine Lüge.

Eigentlich darf uns die Arabellion nicht egal sein, denn dort geht es letztlich um uns. Unsere Energie, unsere Vision, unsere Freiheit. Sie kämpfen um eine Sehnsucht, die sich für uns als Nichtbeteiligte erfüllt. Denken wir nur daran: Es gibt Hundertausende, wenn nicht sogar Millionen, die in diesen Ländern leben und nicht die Sharia wollen, die keinen Tschihad kämpfen, die ihre Frauen nicht unterdrücken, und die sich nach deiner Freiheit, so wie du sie genießt, sehnen. Es gibt Hundertausende, wenn nicht sogar Millionen, die nicht an Allah glauben, auch in diesen Ländern, und nichts sehnlicher herbeiwünschen wie eine Gesellschaft, die ihnen den Glauben offen lässt, so wie du es genießt. Es gibt Hundertausende, wenn nicht sogar Millionen, die endlich gerne bei Facebook das bloggen wollen, was sie wirklich denken, so wie du es genießt.

In der viel gepriesenen Rede von Obama sagte er übrigens, dass kein Land einem anderen das Gesellschaftssystem aufzwingen solle. Um dann herauszustreichen, dass in den meisten islamischen Ländern die Mehrheit der Bevölkerung demokratische Verhältnisse wünscht. Und die Achtung der Menschenrechte. Recht hat er. Dort wurde Hoffnung geschürt, die heute im Nichts versinkt. Was ich auch nicht so ganz verstehe ist unsere grünrote Politik der Islamfreundlichkeit. Sind die blind? Braucht ihr außer Nigeria ein anderes Beispiel?

Heute wird mir vielleicht kein Politiker mit etwas Geist widersprechen, dass ein politischer Friede nicht mehr möglich ist. Friede ist Illusion. Ein persönlicher Friede ist allemals möglich, denn das sagt Gott:

So vertrage dich nun mit Gott und mache Frieden; daraus wird dir viel Gutes kommen. Hiob 22,21

Das ist der weitere Punkt, den der Westen noch nicht kapiert hat. Der Frieden, den wir genießen, ist ein Resultat daraus, dass wir uns mit Gott vertrugen und Frieden mit ihm machten hier in Europa. Viel Gutes kam über uns. Doch heute ist alles anders. Frag diese Augen hinter dem Schlitz…

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