“Sterben ist das Letzte”. Horaz Für Christen jedoch ist das Sterben der Beginn.

“Es ist unmöglich, dass irgendein Übel den Menschen treffen kann, der vom Herrn geliebt wird. Selbst die schwersten Schläge können die Lebensfahrt eines solchen Menschen nur abkürzen und ihn rascher ans Ziel bringen. Unglück ist für ihn kein Unglück, sondern nur Gutes in verborgener Gestalt. Verluste bereichern ihn, Krankheit sind wie Medizin für ihn, Schmach ist Ehre, Tod ist Gewinn. All Dinge dienen dem Gläubigen zum Besten (Römer 8, 28).”
Spurgeon

Leid und das biblische Beispiel aus dem Buch und der Person des Hiob:

Hiob wird uns als äußerst frommer Mann vorgestellt, rechtschaffen und redlich, der das Böse stets gemieden hat. Er wird dabei sogar so gottesfürchtig dargestellt, dass er beinahe schon stellvertretend für seine Söhne geglaubt hat (Hiob 1,1-5). Trotzdem widerfährt ihm schlimmes Übel auf vielfache Weise: Sein gesamter Besitz wird geraubt (1,14-17), alle seine Töchter und Söhne fallen einer Naturkatastrophe zum Opfer (1,18-17), er selbst wird von bösen Geschwüren heimgesucht (2,7-8) und seine Frau wendet sich von ihm ab und wünscht ihm den Tod (2,9). Hier haben wir eine hohe Konzentration von moralischem und natürlichem Übel, welches Hiob innerhalb ganz kurzer Zeit ereilt. Im Folgenden kommen vier Freunde zu ihm und versuchen mit verschiedenen Erklärungen die Ursache des Leides zu deuten: Elifas – Zurechtweisung Gottes (Hiob 4-5), Bildas – Strafe Gottes (Hiob 8), Zofar – Gerechtes handeln Gottes (Hiob 11), Elihu – Vorstufe der Gnade (Hiob 32-33). Sie können stellvertretend für die unterschiedlichen Erklärungsversuche für das Leid in der Welt stehen: moralistisch, ich-tranzendierend, fatalistisch, dualistisch, ergänzt noch um die atheistische Deutung mit dem Nihilismus.
Hiob selbst fordert von Gott eine Antwort und möchte die Ursache seines Leides verstehen. Eine Antwort Gottes wird ihm auch gewährt. Zunächst verweist Gott auf seine Gerechtigkeit, seine Allmacht und seine Souveränität (Hiob 38-41). Er stellt sich Hiob als der Gott vor, der alles in seiner Hand hält und diese Welt erschaffen hat und weiterhin erhält. Nichts geschieht ohne sein Wissen und sein Handeln und er verfolgt dabei einen klaren Plan und Ziel. Zugleich verwirft Gott aber die menschlichen Erklärungsversuche der Freunde Hiobs und weist sie als viel zu einfältig und zu kurz gegriffen zurück (Hiob 42,7-10). Erstaunlicherweise ist die Reaktion von Hiob wie folgt: Obwohl er keine direkte Antwort auf die Ursache seines Leides erhält, so findet er doch einen Frieden darin und wieder neuen Sinn und Halt in seinem Leben: „Ich hatte von dir nur vom Hörensagen vernommen; aber nun hat mein Auge dich gesehen. Darum spreche ich mich schuldig und tue Buße in Staub und Asche.“ (Hiob 42,5-6) Hiob findet, durch sein Leid hindurch, in die persönliche Begegnung mit dem lebendigen Gott. Der Theologe Timothy Keller bezeichnet dies so: „Das große Thema der Bibel ist, wie Gott unendlich Freude nicht trotz unseres Leides bringt, sondern durch unser Leid, so wie Jesus uns nicht trotz des Kreuzes erlöst hat, sondern durch das Kreuz.“ Die christliche Theologie rechtfertigt nie das Leid an sich, Leid bleibt Leid. Doch wird das Leid nicht als Strafe angesehen, sondern als Weg der Läuterung, als Konsequenzen unserer Trennung von Gott, und weist uns den Weg hin zu einer lebendigen Beziehung zu dem Schöpfer. Denn am äußersten Punkt des Leides dominiert die Liebe und Gnade. Nach christlichem Verständnis ist Jesus Christus, Gott selbst, in die Welt gekommen, um stellvertretend die Folgen der Sünde, und somit das gesamte Leid der Welt, zu erleiden und auf sich zu ziehen. Als er am Kreuz von Golgatha starb, durchlitt er am eigenen Leib das Übel in der Welt. Aber er tat dies, damit dieser Zustand der ewigen Trennung von Gott, Leid und Tod, nicht ewig bestehen müssen, sondern es die Möglichkeit der Gnade, Vergebung und Gemeinschaft mit Gott gibt. Am Kreuz dominiert die äußerste Liebe Gottes, der stellvertretenden Selbsthingabe, über dem Leid. Durch die Auferstehung von Jesus am dritten Tag wird der Tod besiegt und das Angebot der Versöhnung mit Gott und der ewigen Gemeinschaft mit ihm aufgerichtet. Noch einmal Timothy Keller: „Leid ist sinnvoll, und richtig betrachtet, kann es uns wie einen Nagel tief in das Liebesherz Gottes hineintreiben und uns mehr innere Stabilität und Kraft geben, als wir uns vorstellen können.“ Martin P. Grünholz

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