Telenovelas als neue TV-Religion

Die Heldinnen lächeln von den Reklametafeln herunter. Ihre Namen sind Tessa, Lotta, Laura, Julia oder Lisa. Sie sind Traummädchen, die für viele Fernsehzuschauer neue Träume wecken. Die Rede ist von den Darstellern des neuen Genres der Telenovela. Laut Christian Popp, Chefproduzent der Sat 1 Telenovela “Verliebt in Berlin” seien die Sendungen “gute Unterhaltung, und erfüllten den Wunsch des Publikums nach Drama und Romantik.” Die Zuschauer tauchen ein in eine Seelensauna aus großen Gefühlen, Sehnsüchten und Träumen, Liebe, Leidenschaft und Melodramatik. Anders als bei den Daily Soaps ist das Happy End hier aber fest eingeplant.


Die Quoten der Serien sprechen Bände. Als erstes startete die Telenovela “Bianca” im ZDF mit durchschnittlich 2,12 Millionen Zuschauern im November 2004. Das hatte sich im September 2005 auf durchschnittlich 2,79 Millionen gesteigert. Danach kamen “Julia” und “Tessa”, sowie “Lotta in Love” auf Pro 7. Zum Erfolgsschlager wurde “Verliebt in Berlin”,diese Serie erzählt die Geschichte von Lisa Plenske, dem naiven Mädchen vom Land, die mit Hornbrille, Zahnspange und Übergewicht in die Berliner Modeszene kommt. Die Einschaltquote lag bei 3,75 Millionen. Jede fünfte der 14- bis 49jährigen wurde damit erreicht. Die Zielgruppe sind Teenager und Frauen. Das, was die Zuschauer so reizt ist das Gefühl, die Schicksale des Lebens nicht alleine durchzumachen. Die Helden der Telenovela erleben natürlich viel krassere Dinge. Das persönliche Leben erscheint plötzlich viel angenehmer im Vergleich zum Leiden der Fernsehstars.


Die Telenovelas folgen einem einfachen Schema. Der Sieg des guten ist genau so leicht herauszufinden wie in Groschenromanen. Über allem Geschehen regiert die Liebe wie ein Gott. Im Gegensatz zur wirklichen Welt wird hier eine “heile Welt” suggeriert, die sich am Ende doch durchsetzt. Für den postchristlichen Fernsehkonsumenten hat diese “ewige Liebe” den Platz von Gott eingenommen.


Telenovelas auf dem Bildschirm sind wie ein Beruhigungsmittel. Statt die Probleme der Welt zu bekämpfen zieht man sich zurück und träumt von großen Gefühlen. Der Erfolg der Serien sollte uns nicht verwundern. Wir leben in einem reichen Land, aber die Problem um uns herum werden massiver. Neue Armut, hohe Arbeitslosigkeit und Terror bedrohen uns. Romantische Telenovelas holen den Zuschauer wieder aus dem Tief. Die weirklichen Probleme bleiben jedoch ungelöst. Es ist Zeit aus der romantischen Traumwelt aufzuwachen und sein Leben in der Realität mit Gott zu leben.

Kommentare

  1. Sk8erBoy

    Okay?

    Ich habe eine Frage: Findet ihr alles aus Prinzip dämlich? Telenovelas zeigen eine irrreale Welt : negativ (okay). Wenn man die echte Welt zeigt kommt dann so ein Artikel wie Das Parfum ist perversion blablabla! Um erlich zu sein, habe ich von anderen Christen noch nie so wenig gehalten, wie jetzt (bzw. seit dem man mir diese Seite empfohlen hat)

    Gott segne uns

  2. millhouse

    @Pater123: Teil2

    Jedes mal, wenn ich Leute seh, die sich so einen Müll reinziehen kann ich nur danke, dass ich mir sowas nicht antun muss. Selbst, wenn ich die nächsten 50 Jahre an einem Band stehen müsste – ich könnte zufrieden leben und zufrieden sterben, weil ich weiß, dass Jesus Christus mich liebt. Er bringt mich durch, schenkt mir Freude an den kleinen und normalen Dingen und vorallem hält er das beste noch für mich bereit.
    Alles Leid, dass mich trifft lässt mich reifen und treibt mich mehr zu ihm hin…..

  3. millhouse

    @Pater123:

    zu deinem Leserbrief und der Antwort von Conrad kann ich nur sagen: wie Recht ihr doch habt.

    Seit ich an Gott in Jesus Christus Glaube und mit aller Kraft danach strebe mit IHM im Einklang zu leben, ist in meinem Leben richtig Farbe. Mein Fernseher hat Sendepause, Nachts wird wieder geschlafen – so wie es sich gehört, meine Konzentrationfähigkeit wird immer besser, weil ich nicht mehr Kiffe und Saufe und vieles andere mehr.

    Und Angst etwas zu verpassen hab ich auch nicht mehr…. einfach lässig.

    AMEN

  4. Pater123

    Seifen und Novellen

    Ich glaube, diese seltsamen Müllgeschichten befriedigen (wie sämtliche Unterhaltung) ebenfalls das Bedürfnis nach ‘Action’ im Leben. Während man selbst 24 Stunden pro Tag hat und womöglich einmal im Monat etwas angeblich ‘besonderes’ erlebt, gibts bei diesen Serien nie Stillstand, die Figuren werden stets durch irgendwelche Fleischwölfe gedreht, ihre Rollen haben dauernd etwas zu fühlen, sei es Liebe, Frust, Trauer, Angst usw. Das hat man in der Realität nicht, da muss man damit klar kommen, dass im Hintergrund kein bombastischer Orchestersoundtrack (bzw. ein schwülstiger Popsong) läuft und man meist nicht viel ‘erlebt’ außer Alltag, der von vielen verflucht wird wie ein unnötiges Krebsgeschwür. Im Hintergrund winkt die bekannte Angst vor dem ‘ungelebten Leben’ und schon versuchen sie ihr Gehirn mit irgendwas angeblich menschlichem und spannendem zu stopfen, wobei nach dem Stopfen immer auch vor dem Stopfen ist. So viel dazu…

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