Zum Todestag Erich Honeckers.

Was verbindet Erich Honecker und Uwe Holmer? Zwei Monate unter einem Dach. Ende Januar 1990 fand der abgesetzte DDR-Staatsratsvorsitzende mit seiner Frau Kirchenasyl im Haus des Pastors… „Wenn einer nicht vergeben kann, dann macht er sich kaputt“, sagt Uwe Holmer. Zur Vergebung hatte der inzwischen 85-jährige evangelische Geistliche und früheres Opfer des DDR-Regimes genügend Gelegenheit. Am Abend des 30. Januar 1990 erhielten der evangelische Pastor und seine Frau Sigrid Besuch. „Gegen halb sieben kamen drei schwarze Limousinen an“, erinnert sich Holmer. Aus den Autos stiegen an diesem Abend in Lobetal der damals 77-jährige Erich Honecker und seine 62-jährige Frau Margot. Als Leiter der dortigen Hoffnungstaler Anstalten, einer 1905 als Unterkunft für Obdachlose gegründeten Sozialeinrichtung, gewährt. Bei der Ankunft war auch Honeckers Arzt dabei. „Der sagte mir, dass Honecker möglichst wenig Unruhe haben sollte.“ Der meistgehasste Mann der DDR war kurz zuvor in der Berliner Universitätsklinik Charité an den Nieren operiert worden. Übrig geblieben waren ein Drittel der einen und eine erheblich geschädigte zweite Niere. Außerdem litt Honecker an Bluthochdruck. „Wenn es geht, sollten Sie täglich mit ihm an die Luft gehen“, sagte der Operateur. Und so ging Holmer mit Honecker und seiner Frau Margot einmal täglich für eine halbe Stunde, manchmal kürzer, manchmal länger, um das Haus. „20 Meter entfernt vom Haus war ein Zaun. Über den ist nie jemand gestiegen“, erinnert sich der Pastor. „Wenn niemand in der Nähe war, sind wir auch um den See gegangen.“ Focus.de

https://www.youtube.com/watch?v=x1U2G8CsRpo

Am 29.5.2010 starb Dennis Hopper, amerikanischer Schauspieler und Regisseur («Easy Rider», «Blue Velvet», «The Hot Spot»).

Vielleicht war dies der Höhepunkt seines Wahnsinns: Als 1983 an der Universität von Houston eine Retrospektive seiner Filme stattfand, kündigte
der Regisseur, Schauspieler und Fotograf Dennis Hopper dem Publikum seine „Reinkarnation“ an.
Im Freien fand man ihn auf einem Stuhl stehend, mit Sturzhelm und einem Sprengstoffgürtel um seine Hüften. Der von Drogen und Alkohol völlig benebelte Künstler bezeichnete die Konstruktion als „russischen Todesstuhl“ und versuchte, ihn zur Explosion zu bringen. Er überlebte das makabre Experiment.
Spätestens seit seinem Erfolgsfilm „Easy Rider“ war Hopper für seinen ausschweifenden Lebensstil und für ebenso durchgeknallte wie lebensgefährliche Aktionen bekannt. Er war ein Waffennarr und neigte zur Gewalt – wovon nicht zuletzt fünf gescheiterte Ehen zeugen. Seine Entwicklung dürfte von einer bizarren Erfahrung mit seinem Vater beeinflusst worden sein, die er als etwa Zehnjähriger am Ende des Zweiten Weltkriegs machte: Der Vater war im Krieg gefallen, wie der Familie offiziell mitgeteilt wurde. Wenig später traf er ihn jedoch wieder: Der Vater war US-Geheimdienstler und hatte seinen Tod aus Sicherheitsgründen inszeniert. Von da an war für Hopper so manches normal, was anderen völlig verrückt erschien.

Biografen und Journalisten bescheinigen ihm aber auch immer wieder Exzentrik und Größenwahn, was seine Schauspielerkarriere auf der Bühne und beim Film eher erschwerte als förderte. Als es in Hollywood noch üblich war, dass ein Darsteller die Anweisungen des Regisseurs genau umsetzte ohne Fragen zu stellen, wollte er improvisieren und seine innersten Gefühle zum Ausdruck bringen. Bei den Dreharbeiten zu dem Edelwestern „Man Hunt“ von 1957, in dem er nur eine Nebenrolle spielte, kam es zur Kraftprobe, und Regisseur Henry Hathaway ließ ihn eine Szene so lange wiederholen, bis er völlig erschöpft zusammenbrach. Darauf bekam er erst einmal eine Weile keine Rollen mehr. Aufgrund freundschaftlicher Kontakte zu John Wayne konnte er sich aber im Filmgeschäft durchschlagen. Außerdem malte er, bis 1961 alle seine Bilder bei einem verheerenden Brand in Bel Air vernichtet wurden. Danach wandte er sich der Kunstfotograϐie zu. Hopper sah sich einer Gruppe von Stars zugehörig, die rebellische Figuren verkörperten: Montgomery Clift, Marlon Brando, James Dean. Den StarStatus erlangte er allerdings erst viel später. Seine Vorstellungen von der Schauspielerei konnte er nur umsetzen, indem er selbst Regisseur wurde. „Easy Rider“ von 1968, die relativ realistische Darstellung der Hippie- und Alternativkultur dieser Zeit und ein Abgesang auf den amerikanischen Traum grenzenloser Freiheit, war eine Billigproduktion für weniger als 400 000 Dollar, die er bei Hauptdarsteller Peter Fonda, dem Musikproduzenten Phil Spector und einigen Drogenkumpels zusammen schnorrte. Der Streifen spielte mehr als 40 Millionen Dollar ein, nicht zuletzt auch wegen des spektakulären, damals in dieser Form noch unüblichen Rock-Soundtracks, an dem – noch vor Woodstock – Bands wie Steppenwolf, Jimi Hendrix Experience und Byrds mitwirkten. Hopper bekam für sein nächstes Werk eine Million Dollar Vorschuss und freie Hand. „The last Movie“ (1971) war jedoch ein kommerzielles Desaster und erntete nicht einmal Kritikerlob. Trotzdem schaffte er es, bis in die 1980er-Jahre durch Filmauftritte (darunter in „Apocalypse Now“ und „Rumble Fish“ von Francis Coppola) im Gespräch zu bleiben und vor allem seinen chaotischen Lebensstil weiter zu finanzieren. „Ich trank damals an die drei Liter Rum pro Tag und verbrauchte im Abstand von wenigen Tagen über 14 Gramm Kokain“, gestand er im Rückblick.

Einmal rannte er bei Dreharbeiten in Mexiko im Verfolgungswahn nackt durch die Stadt. Auf dem Rückϐlug nach Kalifornien wollte er aus dem Flugzeug springen. In Houston ging er mit einem Messer auf einen Gangsterboss los, weil er ihn verdächtigte, einen Killer auf ihn angesetzt zu haben. Glücklicherweise nahm der Bandenchef den paranoiden Hopper nicht ernst und ließ ihn unauffällig wegschaffen. Lange hätte der Schauspieler sein Leben aber wohl nicht mehr überlebt. Er stimmte einem Drogenentzug zu und verschwand bis 1986 in insgesamt drei Entziehungskliniken. Als er dann in David Lynchs „Blue Velvet“ einen psychopathischen Sadisten  spielte, war das für ihn selbst Vergangenheit. Der Filmkritiker Berndt Schulz beschreibt seine Filmfigur so: „Mit einem Mullverband über dem Kopf, unrasiert, deprimiert und orientierungslos, ein Wrack, das seit 20 Jahren an den Klippen der Gesellschaft dümpelt, bleibt in er Erinnerung mit hilflosen, fast autistisch wirkenden Gesten, einem Gesicht, in dem sich die Trauer über die Verhältnisse eingegraben hat – und hellwachen, jugendlichen Augen, die alles gesehen haben.“

Zwei Jahre später erlebte ihn der Journalist Willi Winkler bei einer Kunstausstellung in Düsseldorf: „Den Mörder, den Sadisten, den Frauenverbraucher und durch geknallten Junkie gab es noch, aber nur als Garnierung, gesprächsweise, eine Rolle, die er im Leben längst ausgespielt hatte. Wie alle radikal Ernüchterten sah er gesund aus, fast sportlich.“ Mit seiner Mischung aus Größenwahn und bedauernswertem Irrsinn erinnert Hopper ein wenig an den babylonischen König Nebukadnezar, der im sechsten vorchristlichen Jahrhundert lebte. Weil er sich für allmächtig hielt, ließ Gott ihn laut dem biblischen Buch Daniel verrückt werden. Nebukadnezar „wurde von den Menschen ausgestoßen, fraß Gras wie ein Ochse, und sein Leib wurde vom Tau des Himmels benetzt, bis sein Haar so lang war wie Adlerfedern und seine Fingernägel wie Vogelkrallen“, heißt es da. Allerdings übte Gott Nachsicht und gab dem König seinen Verstand zurück, sodass er in sein Amt zurückkehren konnte. Ob auch Dennis Hopper dieses Glück hatte, ist zu bezweifeln. Ende Mai 2010 starb er in seinem Haus in Venice, Los Angeles, mit 74 Jahren an Krebs.

Heute vor vierzig Jahren starb Romy Schneider.

Nach dem Tod ihres Sohnes starb sie durch Schlafmittel und Alkohol mit nur 43 Jahren. “Vor der Kamera kann ich alles, im wahren Leben nichts” – so wird Romy Schneider oft zitiert. Kaum ein Satz gibt das Faszinierende und Widersprüchliche der Schauspielerin besser wieder. Zerrissen zwischen Rollen als Märchenprinzessin oder Femme Fatale und einem Leben mit vielen Härten. Mitten im Leben machte sie Schluss. …. “Der Mythos lebt weiter”, betont Romy Schneiders französischer Biograph Bernard Pascuito. “Auf der einen Seite fasziniert ihre Schönheit, ihr Licht, ihr außerordentliches Schauspieltalent”, betont er. Auf der anderen Seite nähmen die Menschen Anteil an ihrem Privatleben, ob es nun ihre “mythische Liebesgeschichte mit Alain Delon” sei, der tragische Tod ihres Sohnes David oder ihr eigener früher Tod mit 43 Jahren in Paris, verursacht durch Schlafmittel und Alkohol in der Nacht des 29. Mai 1982….Romy Schneider versuchte dem “Sissi”-Image zu entfliehenIn dem berühmten Stern-Interview nennt Romy Schneider sich “eine unglückliche Frau von 42 Jahren” und bekennt, dass sie “kaputt” sei und sich nach mehr als 60 Filmen auf der Leinwand selbst nicht mehr sehen könne. (augsburger-allgemeine.de)

«Was nützt es einem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen, wenn er selbst dabei unheilbar Schaden nimmt?» (Markusevangelium, Kapitel 8, Vers 36)

«Wer sich an sein Leben klammert, der wird es verlieren. Wer aber sein Leben für mich einsetzt, der wird es für immer gewinnen. Denn was gewinnt ein Mensch, wenn ihm die ganze Welt zufällt, er selbst aber dabei Schaden nimmt? Er kann sein Leben ja nicht wieder zurückkaufen!»  Matthäusevangelium (Kapitel 16, Verse 25-26)

«Nun weiss ich, warum die Menschen so hart arbeiten und so viel Erfolg haben: Sie tun es nur, um die anderen in den Schatten zu stellen! Auch das ist so sinnlos, als wollten sie den Wind einfangen.» (Prediger, Kapitel 4, Vers 4).

Der augenblicklich größte Basketballer wäre um ein Haar abgetrieben worden.

Als der Star der Golden State Warriors, Steph Curry, 13 Jahre alt war, setzte sich seine Mutter mit ihm zusammen, nachdem sein Team in einem Turnier, das von Talentsuchern beobachtet wurde, verloren hatte. Sie schaute tief in sein Gesicht – ein Moment, an den er sich bis heute erinnert – und sagte: “Niemand außer dir schreibt deine Geschichte …. Nimm dir Zeit und schreibe deine Lebensgeschichte. Es ist dein Leben”. Einundzwanzig Jahre später finden wir jetzt heraus, dass der zweimalige MVP fast sein Leben verloren hätte, bevor es richtig begann.Sonya Curry hatte bereits eine Abtreibung hinter sich. “Ich war mit einem älteren Mann zusammen, als ich in der High School war und aufs College ging und die Entscheidung traf, meine Schwangerschaft abzubrechen”, sagte sie in einem Interview wegen ihres neuen Buches “Fierce Love: A Memoir of Family, Faith, and Purpose”.

Es sei schwer gewesen, an diese Zeit zurück zu denken, erklärt sie. “Diese Geschichten zu erzählen und diese Gefühle, die ich lange Zeit unterdrückt und verdrängt habe, noch einmal zu erleben… da fragt man sich: Hat dies mich wirklich kaputt gemacht?”Als sie feststellte, dass sie dann wieder schwanger war, war ihr klar, dass eine Abtreibung wieder ihre einzige Chance wäre. Sie erinnert sich daran, wie sie vor einer Planned Parenthood-Klinik stand und sich fragte, ob sie es nochmal durchziehen könnte. Sie erinnert sich, sie habe “in diesem Moment das wirken Geistes Gottes gespürt, und zwar auf eine Art und Weise, von der ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal wusste, dass es sowas gibt….”.

Als der Geist zu ihr geredet hatte, war ihr klar: “Ich will diese Entscheidung nicht noch einmal treffen. Und jetzt muss ich einfach Gott vertrauen, wenn ich dieses Kind bekommen will.”So nah war der dreimalige NBA-Champion daran, dass Licht der Welt niemals zu sehen. “Es könnte keinen Stephen geben. Wenn ich das wieder gemacht hätte, hätte es keinen Wardell Stephen Curry II gegeben.” Sonya hält in dem Interview mit Pastor Luke Norsworthy inne und staunt: “Gott hatte einen Plan für dieses Kind.”Der Gedanke, dass die Sportwelt vielleicht nie Zeuge seines Talents für Basketball gewesen wäre, ist in diesem Moment überwältigend. Warum geht bei der Abtreibungsdebatte überhaupt? Was sind die Auswirkungen? Die Welt wird nie erfahren, wie viele Millionen Geschichten es gegeben hätte, wenn man mehr Müttern die Wahrheit gesagt hätte: dass ihre Babys einen Wert, einen Zweck und ein Potenzial haben – nicht aufgrund dessen, was sie tun könnten, sondern aufgrund dessen, wozu ihr Schöpfer sie gemacht hat.

Steph Curry war ein Glückspilz. Aber für jedes Baby wie ihn gibt es so viele andere, deren Leben beendet wird, bevor es begonnen hat. Es sind über 60 Millionen Stimmen, die wir nie hören werden, Auftritte, die wir nie sehen werden, und Pokal-Gewinner, die wir nie kennenlernen werden, weil wir sie abgetrieben haben. Möge das Eingreifen Gottes in Sonjas und Stephens Leben dich dazu bewegen, Leben zu bejahen und nicht zu beenden. Gott will, dass wir Leben. Family Research Council 

Streit in der Nacht vor unserem Haus endete mit einem Stich in den Bauch.

Möge der Konflikt, den ich vorletzte Nacht vor unserem Haus erlebte, auch so enden.Nach einem Hilferuf einer Frau ging ich in der Nacht vor das Haus Haus und versuchte zu schlichten. Leider konnte ich nicht verhindern, dass die geschlagene Frau später ihren Partner in der Wohnung in den Bauch gestochen hat. Hier eine Geschichte aus Wien, die noch dramatischer endete:

Keine Fotobeschreibung verfügbar.

Kriegsgründe sind oft mehr als banal.

Der Teufel macht einfache Dinge, weil er weiß, dass das Böse in unseren Herzen ist und den Rest machen wir. Darum falle nicht auf seine Tricks herein:

Einmal war ein Pferd angebunden. Es wollte das nicht und wollte sich befreien. Ein Dämon kam und half ihm dabei frei zu werden.

Das befreite Pferd hat sich dann in das Bauernhaus eines Bauern eingeschlichen und hat angefangen das Saatgut zu fressen.

Der Besitzer des Anwesens wurde sauer, nahm sein Gewehr und tötete das Pferd.

Dann wurde der Besitzer des Pferdes sehr verärgert, nahm sein Gewehr und tötete aus Rache den Besitzer des Anwesens.

Danach sah die Frau des Bauern und tötete den Besitzer des Pferdes.

Darauf hin wurde der Sohn des Pferdebesitzers voller Hass und tötete die Frau des Bauern.

Die Nachbarn das Bauern und seiner Frau haben dann den Jungen getötet und auch sein Haus niedergebrannt. Danach fragten sie den Teufel:

Warum hast du das alles ausgelöst?

Der Teufel antwortete darauf, ich habe nur das Pferd losgelassen. Kleine Sache, große Wirkung. Warum wurden Kriege entfacht?

„Denn seine [Satans] Gedanken sind uns nicht unbekannt“ (2. Korinther 2,11).

1 Petr.:5:8 “Sei nüchtern, sei wachsam; denn dein Gegner, dem Teufel, wie ein brüllender Löwe, wandelt herum und sucht, wen er verschlingen kann.”

2 Korinther 11:14 “Und kein Wunder; denn Satan selbst wird in einen Engel des Lichts verwandelt. “

Johannes 10:10  “Der Dieb kommt nicht, sondern um zu stehlen, zu töten und zu vernichten. Ich bin gekommen, damit sie Leben haben und damit sie (es) reichlicher haben.

Epheser 6:12 “Denn wir kämpfen nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen Fürstentümer, gegen Mächte, gegen die Herrscher der Finsternis dieser Welt, gegen geistige Bosheit an himmlischen [Orten]. “

2 Korinther 4:4 “An den der Gott dieser Welt die Gedanken derer geblendet hat, die nicht glauben, damit ihnen nicht das Licht des herrlichen Evangeliums Christi, der das Bild Gottes ist, leuchte. “

1 Johannes 5:19 “Und wir wissen, dass wir von Gott sind und die ganze Welt in Bosheit liegt. “

Todestag von Paul Gerhardt, dem bedeutendsten Dichter deutscher Kirchenlieder.

O Haupt voll Blut und Liedern
Der protestantische Poet Paul Gerhardt, geboren am 12. März 1607, ist der größe Lied-Dichter Deutschlands. Fast 140 Kirchenlieder hinterließ er. Zum 400. Geburtstag wird die Erinnerung an Gerhardt wieder belebt. Zum Mitsingen!

Bach, Goethe, Mozart, und nun, 2007, Gerhardt – Paul Gerhardt. Deutschland gedenkt des evangelischen Prediger-Poeten, der vor 400 Jahren, am 12. März 1607, im damals kursächsischen Gräfenhainichen geboren wurde. Mit Themen-Gottesdiensten, Konzerten und Ausstellungen feiert die EKD zwölf Monate lang den Barockdichter.
Seine „Tröstelieder“ (Theodor Fontane) zählen zum Kernbestand unseres hymnologischen Gedächtnisses. Seine Dichtung gehöre neben Luthers Bibelübersetzung und Grimms Märchen zu den bekanntesten deutschen Texten überhaupt, sagt der EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber. Für die englische Übersetzerin Catherine Winkworth (1827-1878) spiegelten sie gar den „eigentlichen Genius des deutschen Volkes“ wider. 31 Schulen in Deutschland tragen Gerhardts Namen; nur ein anderer Großer des Protestantismus bringt es mit 46 auf mehr: Martin Luther.
„O Haupt voll Blut und Wunden“
An die 30 von Gerhardts insgesamt 139 Liedern finden sich heute noch im Evangelischen Gesangbuch, und auch im katholischen „Gotteslob“ ist er vertreten. Sein Choral „O Haupt voll Blut und Wunden“ wurde schon 30 Jahre nach seinem Tod 1676 in Lübbenau in katholische Gesangbücher aufgenommen.

Doch Gerhardts Ruhm ist eher von anonymer Art. Man kennt seine Lieder, vor allem seinen Sommergesang „Geh aus, mein Herz und suche Freud“ und sein „Ich steh an Deiner Krippen hier“, aber nur schwer gelingt die konkrete Annäherung an den Mann hinter diesen Schöpfungen. Gerhardt versteckt sich hinter seinen Liedern, er hat keine Tagebücher hinterlassen, es ranken sich keine Legenden um ihn. „Er ist uns nah und fern zugleich“, sagt Christian Brunners, Präsident der Paul-Gerhardt-Gesellschaft. „Es geht uns mit ihm wie beim Betrachten der Welt durch ein Fernglas: Von welcher Seite aus man jeweils hindurchschaut, rückt sie entweder weit ab oder kommt ganz nah.“
Wem Gerhardts Lieder in eigenen Krisen zum Beistand wurden, der empfindet den Dichter wie einen guten Bekannten. Wer nicht über diese Vertrautheitsbrücke gegangen ist, wird mit dieser Dichtung wohl seine Not haben. Die Glaubensgewissheit seiner Lieder, das meint auch Brunners, Gerhardts Tiefe der Meditation, seine Himmelssehnsucht und Sterbebereitschaft, die ackerbürgerliche und ständisch geprägte Welt in seinen Texten, die Rollenzuweisungen an Frau und Mann – „das bringt ihn und seine Lieder auf Abstand“.
Die Gräuel des Dreißigjährigen Krieges
Paul Gerhardt: eine Hiob-Existenz. Mit 14 Jahren Vollwaise, durchlebt er die Gräuel des Dreißigjährigen Krieges und die Leiden der Pest. Vier seiner fünf Kinder sterben, und auch mit dem Tod seiner Frau muss er fertig werden. Dennoch strahlen seine Texte unerschütterliche Hoffnung und Zufriedenheit aus. Die Not, heißt es bei seiner Biografin Erika Geiger, lehrte ihn dichten.
Der Sohn eines „Ackerbürgers“ wird 1622 auf die Fürstenschule nach Grimma geschickt, 1628 bezieht er die Universität Wittenberg, um Theologie zu studieren. Der Studiosus hört aber auch Vorlesungen über Dichtkunst und findet Anschluss an den Wittenberger Dichterkreis. Er verdingt sich als Hauslehrer in Berlin und wird 1651, mit 44 Jahren, Propst in Mittenwalde.
1657 geht Gerhardt als Diakon an die Kirche St. Nikolai in Berlin. Er trifft dort auf eine heikle konfessionelle Gemengelage. „Streit um den Kirchenfrieden“ wird dieses Kapitel einmal überschrieben werden. Es führt zu einem einschneidenden Bruch in Gerhardts Biografie. Kurfürst Friedrich Wilhelm, genannt der Große, dem reformierten Bekenntnis zugehörig, verbietet „das unnötige Eifern, Gezänk und Disputieren auf den Kanzeln“ zwischen lutherischen und reformierten Geistlichen.
Die Konkordienformel außer Kraft setzen
Er versucht, entgegen einem Versprechen von 1653, die „Konkordienformel“ außer Kraft zu setzen, eine der wichtigsten Bekenntnisschriften der Lutheraner. Sie bekräftigt und interpretiert die lutherische Lehre, dass im Abendmahl der Leib und das Blut Christi „wahrhaftig und wesentlich gegenwärtig sei, mit Brot und Wein wahrhaftig ausgeteilet und empfangen werde“, und sie verwirft die Lehre Calvins, dass „Brot und Wein mit dem Munde, der Leib Christi aber allein geistlich durch den Glauben empfangen werde“.
Es ist eine kämpferische Theologie, die der Abendmahlsartikel verteidigt. Ein Lebensprogramm. Dieser existenzielle Ernst, der damit einhergeht, sei uns heute verloren gegangen, konstatiert rückblickend die EKD-Kulturbeauftragte Petra Bahr. „Das mag in der einen oder anderen Frage Frieden stiften. So mancher faule Friede wird allerdings mit einer Sprachlosigkeit erkauft, die weniger mit Konsensen denn mit Wahrheitsvergessenheit zu tun hat. Denn Wahrheitsansprüche verpflichten.“
In Preußen Mitte des 17. Jahrhunderts führen „Religionsgespräche“, vom Kurfürsten angeordnet, zu keinem Ende der theologischen Kontroversen. Nun fordert Friedrich Wilhelm von den Pfarrern die Unterschrift unter „Toleranzedikte“. Wer sich weigert, den wolle er jagen, bis ihm die Schuhe abfielen. Viele fügen sich. Nicht aber Paul Gerhardt. Er rückt zum Kopf des Widerstandes auf. Wo es um sein Luthertum geht, da gibt es für den Prediger an St. Nikolai keine Kompromisse.
“Gott sitzt im Regimente”
Dabei betont er immer wieder, dass er seinen Landesherrn als von Gott eingesetzte Obrigkeit anerkenne. Die Freiheit des Gewissens und Glaubens jedoch, in Bindung an die Bibel, liege auf einer anderen Ebene. Hier habe sich ein weltlicher Herrscher nicht einzumischen. „Bist du doch nicht Regente, der alles führen soll. Gott sitzt im Regimente und führet alles wohl“, dichtet Gerhardt.
Der Konflikt treibt auf die Spitze zu, Gerhardt wird seines Amtes enthoben. Aber er ist schon als Poet so bekannt, dass die Absetzung selbst beim Adel mit Murren aufgenommen wird. Und der Berliner Magistrat verweist in einem Schreiben an den Kurfürsten darauf, dass sogar in dessen „Märkischem Gesangbuch“ eine große Anzahl der Gerhardt-Lieder abgedruckt sei: „Sollte nun ein solcher frommer, geistreicher und in vielen Landen berühmter Mann diese Stadt quittieren, wäre zu besorgen, dass ein sonderliches Nachdenken bei den Extris (Auswärtigen) entstehen und Gott daher unsere Stadt heimsuchen möchte.“
Der Kurfürst lenkt etwas ein, er will dem Diakonus die Unterschrift erlassen. Aber um welchen Preis? Er soll sich auch so im Sinne des „Toleranz-Edikts“ verhalten. Für Gerhardt ein nicht akzeptables Angebot. Er lässt sein Amt ruhen, die weltliche Obrigkeit wertet dies als Amtsverzicht. Und im Jahr seiner Absetzung erscheint ein Lied von Paul Gerhardt im Erstdruck, dessen Anfangszeilen als Protest gegen falsch ausgeübte Macht gedeutet werden kann: „Was trotzest du, stolzer Tyrann, / Dass deine verkehrte Gewalt / Den Armen viel Schaden tun kann?“
Das Lied ist, so der Gerhardt-Kenner Brunners, weithin unbekannt geblieben: „Es passte nicht zu dem für Gerhardt-Darstellungen bevorzugten Bild von einer ‚milden‘ Persönlichkeit. Es zeigt aber, dass der Dichter zusammen mit seiner Befiehl-du-deine-Wege-Frömmigkeit auch flammende Kritik an bedrückenden Verhältnissen und Einsatz für die Armen geübt hat.“

Uwe Siemon-Netto, der an der lutherischen Hochschule in St. Louis (USA) lehrt, kommt zu dem Schluss: In seinen Versen trotzt Gerhardt dem erlittenen Leid, aber nicht denjenigen, die ihm das Leid zufügten, und auf diese Weise schaffte er Trost: „Hier liegt der Unterschied zwischen Trotz und Kampf.“ Luthers Situation sei eine andere gewesen: Der Reformator kämpfte verbal gegen die Pervertierung des Evangeliums und widersetzte sich dessen Widersachern. Gerhardt hingegen trug das von ihm und seinen Mitmenschen zugefügte Leid, zeigte ihm jedoch die Stirn, weil er von Luther und Paulus gelernt hat, dass das Kreuz im Grunde schon überwunden ist. „Damit gehören Luther und Gerhardt zusammen.“ 

welt.de