Assyrischer Christ Cebrail: «Wir sind heimatlos und hilflos. Wir haben unsere Menschlichkeit und Freiheit verloren. Wir leben vertrieben in allen Erdteilen.»

«Wir Assyrer haben bei den Wahlen 0,0 Prozent Chancen. Erdogan wird gewinnen. Selbst bei einem anderen Wahlausgang würde sich für uns nichts ändern. Wir wollen unsere Freiheit und Menschlichkeit. Ohne Anschläge, Unterdrückung und Verfolgung.» Besserung ist laut Cebrail jedoch nicht einfach so in Sicht, nach all den Jahrzehnten des Drucks ist zudem das Vertrauen verloren. «Sowohl unter der grossen Partei Erdogans wie auch durch die anderen Parteien stehen wir unter Druck; es gibt keine, die uns geholfen hat.» Anfeindungen erlebt die alte Christengemeinschaft in sämtlichen Ländern der Region.

«Jeden Tag denke ich an meine Heimat. Wir sind über die ganze Welt verteilt. Bis zu 15 Millionen von uns leben in den verschiedenen Nationen.» Ein Volk ohne Land. Auch im Irak nimmt die Zahl der Assyrer und anderer christlicher Konfessionen seit mehreren Jahren stetig ab.

«Wir haben alles verloren», blickt Cebrail zurück. Europa müsse wach bleiben und die Augen offen haben, «weil ich es in meinem Heimatland gesehen habe. Wenn wir ein christliches Fest feierten, mussten wir immer wache stehen, weil wir sonst angegriffen worden wären. Mein Ort hiess früher ‘Anhil’, nun wurde daraus ‘Yemisli’. Auch unsere Nachnamen wurden von den Behörden geändert. Aus assyrischen Nachnamen wurden türkische.»

In der heutigen Türkei leben nur noch wenige tausend Assyrer in der angestammten Heimat. «Mehrere Tausend wurden massakriert, weit nach dem Völkermord 1914 und 1915 an den Armeniern und Assyrern und weiteren christliche Konfessionen: etwa in zwei grösseren Wellen in den Jahren 1982 und 1993; bei letzterem protestierten die Exil-Assyrer schriftlich bei der Ministerpräsidentin der Türkei Tansu Ciller.» Reaktion erfolgte darauf keine. «Assyrische Christen werden nicht akzeptiert. Die wenigen werden unterdrückt, so etwa die Kinder in der Schule.»

Die wenigen noch verbliebenen Assyrer leben im Südosten der Türkei. «Ich lebte früher ebenfalls dort. Wir durften unsere Muttersprache in der Schule nicht sprechen, manchmal wurden wir geschlagen. Wenn ich ein Kreuz trug, erhielt ich Prügel und wurde angespuckt. Das ist Schikane und kein gutes Leben. Wir sind nicht freiwillig in die Schweiz gekommen.» jesus.ch

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Ich stimme zu

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.