Atomkrieg und Klimainferno: Doomsday-Uhr fünf vor zwölf
Von Raphael Satter
Die Welt rückt näher auf eine nukleare Katastrophe und ein Klimainferno zu, ist sich eine Gruppe internationaler Wissenschaftler sicher – und stellte die Zeiger ihrer Doomsday-Uhr auf fünf Minuten vor zwölf (Doomsday ist der Tag des Jüngsten Gerichts). Die Gruppe des "Bulletin of Atomic Scientists" gab ihre Entscheidung, den Zeiger um zwei Minuten nach vorne zu drehen, am Mittwoch in London bekannt.
"Die Welt steht am Rande eines zweiten Atomzeitalters", begründete die Organisation den Schritt – unter anderem mit Blick auf den Atomstreit mit Nordkorea und dem Iran. Als Wissenschaftler sähen sie die Gefahren durch Atomwaffen sowie die drohende Klimakatastrophe, sagte der britische Astrophysiker Stephen Hawking. "Als Erdenbürger haben wir die Pflicht, die Öffentlichkeit zu warnen."
Die Doomsday-Uhr, die symbolisch die verbleibende Zeit bis zum Jüngsten Tag anzeigt, misst seit 60 Jahren die nuklearen Spannungen in der Welt. Jetzt wird bei der Einschätzung der aktuellen Gefährdung auch der Klimawandel berücksichtigt, wie "Bulletin"-Redakteur Mark Strauss erklärte.
Das "Bulletin of Atomic Scientists" wurde 1945 angesichts der Sorge vor einem möglichen Nuklearkrieg als Informationsbrief für Atomphysiker gegründet und entwickelte sich zu einer Organisation, die ihren Blick allgemein auf Bedrohungen für das Überleben der Menschheit gelenkt hat. Die Gefahren des Klimawandels seien fast so schlimm wie die Bedrohung durch Atomwaffen, betonte die Gruppe. Seit die Doomsday-Uhr bei ihrer Einrichtung 1947 auf sieben vor zwölf gestellt wurde, wurde sie bislang 18 Mal angepasst.
Am nahesten rückten die Zeiger der Katastrophenzeit im Jahr 1953 nach einem Wasserstoffbombentest der USA – damals war es zwei vor zwölf. Am weitesten – ganze 17 Minuten – entfernt waren sie 1991 nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem Ende des Kalten Krieges. (AP)