Die Sportwelt blickte nach Zürich – und es war kein erhebendes Schauspiel. Trotz Kritik wurden gleich zwei Weltmeisterschaften vergeben. Wann werden die Machenschaften im Weltfussballverband so enthüllt, wie es der Wikileaks-Betreiber in seinem Geltungsdrang mit der Weltpolitik vorführen möchte?
Putins Russland, wo kritische Geister ungestraft abgeknallt werden und der fähigste Unternehmer hinter Gittern ergraut, hat es erneut geschafft. Nach 2014 (Olympische Winterspiele im Badeort Sotschi) wird das Reich der postsowjetischen Moskowiter 2018 erneut die Welt zu Gast haben. Die Flächenbrände, die russische Städte im vergangenen Sommer wochenlang in giftigen Rauch hüllten, werden sich nicht wiederholen; dafür wird Putin persönlich sorgen. Denn sonst sieht der Goalie beim Abschlag die Stürmer nicht.
Die Schweiz war nicht gross genug, um die EM 2008 zu organisieren – nun erhält Katar, das weniger Einwohner zählt als der Kanton Zürich, den Zuschlag für die WM 2022. Milliarden von Petrodollars für klimatisierte Stadions, die nach dem televisierten Mega-Event leer stehen? Leer – wenn nicht dauernd von der halben Welt Fussballteams und Zuschauer eingeflogen werden. Das Fernsehen macht ihn möglich, den ökologisch widersinnigen Triumph Katars – während in Cancun die Weltklimakonferenz stattfindet…
Sepp Blatter und seine Mannen katapultieren die FIFA auf eine unheimlich exotische Laufbahn, um Fussball als globale Sportart – als völkerverbindende Ersatzreligion – zu positionieren. Den Scheichs vom Golf, die bereits den höchsten Turm gebaut haben, wird für den Grössenwahn ums runde Leder applaudiert. Zu hoffen ist, dass auch einheimische Männer und Frauen die Spiele miteinander ansehen können. Erhöht das Turnier im benachbarten Saudi-Arabien (wo sich Frauen noch nicht ans Steuer setzen dürfen) den Reformdruck?
Die Emire lassen ihre Monumente von Massen von Arbeitern errichten, die wie Sklaven gehalten werden. Diese explosivste Gegend der Welt wird auch der Fussball nicht befrieden. Denn auf der anderen Seite des Golfs werkeln die Ingenieure der Mullahs an der schiitischen Atombombe. Kommt es vor 2022 zum Endspiel? jesus.ch
