Die Wehmut des Atheisten.

Die Wehmut des Atheisten. Der in London lebende Schweizer
Philosoph Alain de Botton ist Atheist. Trotzdem löst bei ihm der Anblick
einer Kathedrale jedes Mal einen Schub Wehmut aus. Ihn begeistert
diese Architektur. Als Historiker weiss er, dass die Bauleute damals ihre
aussergewöhnlichen Ideen und enormen Leistungen dankbar mit Gottes
Inspiration und Führung erklärten. Worauf führt ein Atheist seine Arbeit
zurück? Wem ist er dankbar? De Botton vermisst im atheistischen Dasein
den Austausch mit Gleichgesinnten. Ihm fehlen Verhaltensweisen und
Räume, wie sie Menschen haben, die von Gott her denken. In seinem
neuen Buch «Religion für Atheisten» regt de Botton an, von Religionen
zu lernen und Teile ihrer Kultur in einen atheistischen Kontext zu übernehmen.
Regelmässige Treffen, Vorträge, Kunst, Architektur, Moral,
Dankbarkeit – das alles soll auf menschlichen Ideen wachsen. Es wäre
«perfekt», meint der Denker, wenn Atheisten ihr Gemeinschaftsgefühl
ausserhalb einer Religion leben könnten. Nun will Alain de Botton ein
Zeichen setzen. Mitten im Londoner Bankenviertel plant er einen
schwarzen Turm. Der säkulare Tempel soll «in den Menschen schöne,
starke Gefühle auslösen». Angesichts des 46 Meter hohen Bauwerks sollen
sich die Besucher «klein, aber nicht gedemütigt fühlen». Im Inneren
des Turms sieht er die Darstellung der Evolution des Lebens; die Aussenhülle
soll der Gencode des Menschen zieren.
Das Kopieren der Form. Das Schaffen atheistischer Anbetungsorte
ist keine neue Idee. Schon im 19. Jahrhundert versuchte der Franzose
Auguste Comte den Humanismus in einen religiösen Mantel zu stecken.
Weil er der Pseudowissenschaft der Phrenologie glaubte, tippte er
sich jeweils an jene Stelle des Kopfes, wo diese Lehre die Impulse für
Fortschritt, Selbstlosigkeit und Ordnung vermutete. Das war sein tägliches
Ritual. 1870 wurde in London eine Kirche des Humanismus gegründet.
In Paris, Rio, New York und Liverpool entstanden atheistische
Tempel.
Alain de Botton dreht heute an einem Rad, das sich nie richtig
gedreht hat. Die Atheistentempel hielten sich kaum 60 Jahre.

www.3d-zeitschrift.de/p/c…bahpE/factum_02_2012.html

Kommentare

  1. Daniel Y

    Danke für deine Gedanken.
    Ist vielleicht wegen dem Fehlen von Glaube, Hoffnung und Liebe die
    moderne Architektur so kühl und pragmatisch, die Kunst so krank,
    die Musik so trostlos und die Wissenschaft so menschenfeindlich?

  2. Murat Kaleci

    Dieser atheistische Philosoph scheint ein sehr feinfühliger Mensch zu sein, aber seine Sentimentalität wird nicht ausreichen um einen Tempel der Gemeinschaft nach dem christlichen Paradigma zu bauen; denn dazu werden ihm die Grundelemente und Bausteine für das architektonische Wunderwerk fehlen. Auch wenn der Gottessohn Jesus Christus mit seiner Botschaft nicht zum Bau von Kathedralen, Basiliken, Kirchen und Domen aufgefordert hat, ist doch die gesamte europäische Kultur seit der Antike von einem einzigen „Bauelement“ getragen das auf drei Säulen gebaut ist und seine Spuren in der Symbolik von Gotteshäusern, in den Künsten und Wissenschaften hinterlassen hat: Glaube, Hoffnung, Liebe. Und genau diese elementaren Säulen fehlen dem Atheismus gänzlich. Als erstes fehlt ihnen der Glaub an eine transzendente Wirklichkeit außerhalb der Materie, weiterhin die Hoffnung auf eine größere Dimension des Lebens auch nach dem Tod und Jenseits von Leid, und schließlich die Liebe Christi welches die Liebe am Kreuz für die gesamte Schöpfung ist mit einem einzigartigen Aufopferungscharakter was die Welt bisher nur im Sohn des lebendigen Gottes erlebt hat.

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