Drogengelder für Selbstmordattentäter

Das Kapital der Taliban: Drogengelder für Selbstmordattentäter
Von Can Merey, dpa
Neu Delhi/Tarin Kowt – Wenn Patrouillen der Internationalen Schutztruppe in Afghanistan (ISAF) in diesen Tagen an blühenden Schlafmohnfeldern vorbeifahren, können die Soldaten beobachten, wie neben ihnen das Kapital ihrer Feinde wächst.

Die Ernte ist in vollem Gange, Bauern ritzen die Blumenkapseln an, aus denen der weiße Saft tritt, der zu Heroin werden wird. Das Drogengeschäft ist für die Taliban zu einer der wichtigsten Geldquellen geworden. Die Rebellen bezahlen damit ihre Kämpfer. Und sie finanzieren so nach Angaben von Experten auch ihre Selbstmordattentäter, von denen einer am Samstag drei deutsche Soldaten im nordafghanischen Kundus mit in den Tod riss.

92 Prozent der weltweiten Heroinproduktion geht inzwischen auf afghanischen Schlafmohn zurück, im vergangenen Jahr vermeldeten die Vereinten Nationen erneut eine Rekordernte am Hindukusch. Die NATO-geführte ISAF steht vor einem Dilemma: Sie unternimmt nichts gegen den Mohnanbau, um die Bauern nicht zum Volksaufstand und in die Arme der Taliban zu treiben. Damit hilft sie dabei, dass die Kriegskasse der Rebellen nicht versiegt. Die Bundeswehr etwa darf ihre Tornado-Jets nicht zur Suche nach Mohnanbauflächen einsetzen – das deutsche Mandat verbietet den Anti-Drogen-Kampf. Überspitzt fragt ein Kritiker, wie lange deutsche Steuerzahler es wohl noch durchhielten, den größten Heroinhersteller der Welt militärisch abzusichern.

In der südafghanischen Provinz Helmand sagte die ISAF den Bauern vor kurzem über Radio und Flugblätter zu, Schlafmohnfelder nicht anzugreifen, da man wisse, «dass die Menschen kein anderes Einkommen haben». Die afghanische Regierung tobte, die ISAF zog die Botschaft zurück. Helmand ist eine Taliban-Hochburg und die Provinz mit dem größten Anbaugebiet. Zwar wird besonders im umkämpften Süden Schlafmohn angebaut, doch nicht nur: An zweiter Stelle nach Helmand folgt Badakhshan, wo die Anbaufläche im vergangenen Jahr nach UN-Angaben um 77 Prozent zunahm. Badakhshan liegt in der Nordregion, hier führt Deutschland das ISAF-Kommando. In der Provinzhauptstadt Feisabad betreibt die Bundeswehr ein Wiederaufbauteam.

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