Ein Baum, der fällt,macht mehr Lärm, als ein ganzer Wald, der wächst.

Der Salesianerpater Martin Lasarte aus Uruguay arbeitet in Angola. Am 6. April des vergangenen Jahres schrieb er einen Brief und adressierte ihn an die nordamerikanische Zeitschrift „The New York Times“. Es geht P. Lasarte in seinem Brief, den die NYT übrigens nie veröffentlicht hat und der sich im Internet rasant verbreitet hat, nicht um die Rechtfertigung oder Entschuldigung von Verfehlungen durch Priester. Es geht ihm darum, aufzuzeigen, dass ein Baum, der fällt, mehr Lärm macht, als ein ganzer Wald, der wächst. Ich bin weder katholisch, noch will die katholische Kirche unterstützen. Allerdings soll darauf hingewiesen werden, daß die Medien sehr einseitig gegen alles christliche berichten und schreiben:
Lieber Bruder Journalist und Schwester Journalistin! Ich bin ein einfacher katholischer Priester. Ich bin stolz auf diese meine Berufung und bin in ihr glücklich. Seit zwanzig Jahren lebe ich als Missionar in Angola. Ich empfinde großen Schmerz durch das schwere Übel, dass Personen, die Zeichen der Liebe Gottes sein müssten, ein Dolch im Leben von Unschuldigen sind. Es gibt keine Worte, die diese Handlungen rechtfertigen würden. Es gibt keinen Zweifel, dass die Kirche nur auf der Seite der Wehrlosesten stehen kann. Deshalb werden alle Mittel, die unternommen werden um die Würde der Kinder zu schützen und vorzubeugen immer absoluten Vorrang haben.
Ich sehe in vielen Massenmedien, besonders in ihrer Zeitschrift, eine Vergrößerung des Themas in aufreizender Form. Einige journalistische Beiträge sind gemäßigt und ausgeglichen, andere übertrieben und voll von Vorurteilen und sogar Hass.
Es ist seltsam, wie wenig Aufmerksamkeit und Interesse man an tausenden Priestern hat, die ihr Leben aufbrauchen im Dienst an tausenden von Kindern, Heranwachsenden und am wenigsten Begünstigten in den vier Ecken der Welt. Ich glaube, Ihr Informationsblatt interessiert nicht, dass ich im Jahre 2002 viele unterernährte Kinder von Cangumbe a Lwena (Angola) auf verminten Wegen transportieren musste, weil sich die Regierung nicht dafür bereit erklärte und die Mitglieder der NGOs [Nichtregierungsorganisationen] nicht dafür autorisiert waren; dass ich –zig kleine Tote begraben musste von solchen, die wegen des Krieges verzogen sind und von solchen, die dann wieder zurückgekehrt sind; dass wir Tausenden von Personen das Leben gerettet haben in Moxico mit nur einem Gesundheitsposten auf 90.000 km2, ebenso durch die Verteilung von Nahrungsmitteln und Samen; dass wir in den letzten zehn Jahren Erziehung angeboten haben und Schulen für mehr als 110.000 Kinder…
Es ist nicht von Interesse, dass wir, mit anderen Priestern, etwa 15.000 Personen in ihrer humanitären Not in Kriegslagern zu Hilfe kommen mussten, nachdem man sie aufgegeben hatte, weil die Nahrungsmittel der Regierung und der UNO nicht an ihr Ziel gelangt sind.
Es ist keiner Nachricht wert, dass ein Priester mit 75 Jahren, Pater Roberto, nachts durch die Stadt Luanda lief, um sich um die Straßenkinder zu sorgen, sie in ein Haus zu bringen, das sie aufnimmt, um sie vom Benzin zu entwöhnen; der Hunderten von Gefangenen das Lesen beibrachte; dass andere Priester, wie Pater Stefano, Durchgangshäuser haben für Minderjährige, die Missbrauch erlitten und sogar Gewalt und irgendwo Zuflucht suchen.
Ebenfalls interessiert nicht, dass Bruder Maiato mit seinen 80 Jahren von Haus zu Haus geht, um die Kranken und Verzweifelten zu stärken. Es ist ebenfalls keiner Nachricht wert, dass mehr als 60.000 der 400.000 Priester und Ordensleute ihre Heimat und Familie verlassen haben, um ihren Brüdern in einer Leprastation zu dienen, in Krankenhäusern, Flüchtlingslagern, Waisenhäusern für Kinder, die der Zauberei angeklagt werden oder deren Eltern an AIDS gestorben sind, in Schulen für die Ärmeren und in Berufsschulen …, oder, vor allem in Pfarreien und Missionsstationen, in denen sie den Menschen Mut zum Leben und Lieben vermitteln.
Es ist keiner Nachricht wert, das mein Freund, Pater Marcos Aurelio, Jugendliche von Kalulo nach Dondo transportiert hat, um sie während des Krieges in Angola zu retten, und dass er bei seiner Rückkehr zur Missionsstation auf dem Weg erschossen wurde; dass Br. Francisco mit fünf Katechistinnen bei einem Verkehrsunfall starben als sie in eine sehr abgelegene Gegend Hilfe bringen wollten; dass zig Missionare in Angola wegen einer einfachen Malaria gestorben sind, nur weil es an ärztlicher Hilfe gefehlt hat; dass andere beim Besuch ihrer Verwandten aufgrund einer Mine in die Luft geflogen sind… Auf dem Friedhof von Kalulo liegen die Gräber der ersten Priester die in diese Gegend kamen… Keiner wurde älter als 40 Jahre.
Es ist keiner Nachricht wert, das Leben eines „normalen“ Priesters in seinem Alltag zu begleiten, in seinen Schwierigkeiten und Freuden, aufgezehrt von einem Leben zugunsten der Gemeinde der er dient. Die Wahrheit ist, das wir keine Schlagzeilen machen wollen, sondern einfach die Frohe Botschaft bringen wollen, die ohne großes Aufsehen in der Weihnachtsnacht und in der Osternacht begann.
Ein Baum, der fällt macht mehr Lärm als ein ganzer Wald, der wächst.
Ich will keine Verteidigung der Kirche und der Priester schreiben. Der Priester ist weder ein Held noch ein Neurotiker. Er ist ein einfacher Mensch, der mit seiner Menschlichkeit Jesus zu suchen und seinen Brüdern und Schwestern zu dienen versucht. Es gibt in seinem Leben Nöte, Armut und Gebrechlichkeiten wie in jedem menschlichen Leben, aber auch Schönes und Gutes wie bei jedem Geschöpf.
Deshalb bitte ich Sie nur, lieber Freund Journalist, dass Sie die Wahrheit suchen, das Gute und Schöne. Das macht Sie edel in Ihrem Beruf.
In Christus, P. Martin Lasarte, SDB

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