Gestern ist der Film über ELVIS PRESLEY in den Kinos angelaufen. Der Film erzählt die Rock’n’Roll-Story schlechthin.

Die endlose Vermarktung dieses Menschen geht weiter und weiter und weiter….

Elvis war und ist einfach ein Lebensgefühl, und mal ehrlich: Welcher Sänger heute könnte Schlager, Rock’n Roll, Country, Blues und Gospel so singen wie er ? Elvis Presley starb leider mit 42 Jahren.

Elvis war ein Phänomen, eben weil er viele Widersprüche in sich vereinigte. Der Kritiker Greil Marcus schrieb: „Elvis ist als großer Künstler in Erscheinung getreten, als großer Rock’n’Roller, großer Kitschproduzent, großer Mädchenschwarm, großer Langweiler, großes Potenzsymbol, großer Schmierenkomödiant, großer Kumpel und, jawohl, als großer Amerikaner.“ Von letzterem hat Elvis selbst das Gegenteil behauptet: „Ich bin nicht der typische amerikanische Mann, und ich habe nicht vor, ein solcher Trottel zu werden.“ Da ging es um seine gescheiterte Ehe mit Priscilla, und man könnte daher an die Liste von Marcus noch anfügen: Er war mitunter ein großes Arschloch, aber das gehört zum Mythos auch dazu.

„Mythos“ wird hier nicht als abgegriffene Vokabel gebraucht. Immerhin glauben sehr viele Menschen, Elvis sei in Wirklichkeit gar nicht tot, und nicht wenige behaupten, sie seien ihm nach seinem Tod leibhaftig begegnet. Der amerikanische Autor Scott Linker hat aus dieser bizarren Elvis-Religion einen satirischen Roman gemacht: „Church of E“, in dem er das nur ein wenig weiterdreht. Da feiern durchgeknallte Priester, legitimiert dadurch, dass sie Zeugen seines bemerkenswerten Lebens waren, bizarre Elvis-Gottesdienste. Jetzt zum Todestag wird sich in Memphis nicht viel Anderes abspielen…

Der Mensch Elvis ist hinter diesem gigantischen Mythos kaum auszumachen. Er war, um das mindeste zu sagen, ein hübscher Junge mit einem, wie viele urteilen, eher weiblichen Sex-Appeal. Er konnte gut singen und traute sich vor allem, was 1954, als er seine erste Single bei Sun Records aufnahm, quasi ein Tabu war: nämlich leidenschaftlich und schamlos wie die schwarzen Blueser zu kieksen, zu heulen, zu stöhnen, und er bewegte sich auch so. Elvis kam aus dem Süden der USA und kannte diese Musik genau. So etwas hatte sich bis dahin kein weißer Amerikaner freiwillig angehört oder angesehen, aber bei Elvis schauten plötzlich alle hin. 1956 durfte er allerdings in der „Johnny Carson Show“ nicht mit den Hüften wackeln und überhaupt nur von der Brust aufwärts auf dem TV-Schirm erscheinen – Jugendgefährdung!

In einem Punkt ist Greil Marcus zu widersprechen: Ein Rock’n’Roller war Elvis nicht, auch wenn er in gewissem Sinn den Urknall dieser Musik auslöste. Wie die meisten glaubte er nicht an den Rock’n’Roll und wechselte bald zu Countrysongs, schmalzigen Liebesliedern und Schlagern aller Art. 1960 erschien er Arm in Arm mit Frank Sinatra auf der Bühne, und letztlich war er wie Sinatra, Bing Crosby, Perry Como oder Peggy Lee vor allem eine Showbusiness-Größe. Dafür sorgte nicht zuletzt sein gewissenloser Manager, „Colonel“ Tom Parker. Als Präsident Richard Nixon Elvis Anfang der 70er Jahre eine Audienz im Weißen Haus gewähren wollte, zeigte sich Parker großzügig: Für den Präsidenten werde er sich mit einer Gage von 25 000 Dollar begnügen, aber klar sei: Umsonst tritt Elvis nirgendwo auf!

Wie bei anderen großen Popstars wie Marilyn Monroe oder John F. Kennedy ranken sich um den Tod von Elvis Presley viele Geheimnisse. Gesichert scheint zu sein, dass er um 14.15 Uhr im Badezimmer seines Anwesens gefunden wurde – von wem, ist schon strittig. Er lag vor seiner Toilettenschüssel, die Hose seines grünen Pyjamas war heruntergelassen. Er war übergewichtig, litt unter Darmverschluss, Leber- und Herzproblemen, aber die Autopsie gibt „multiple Einnahme von Medikamenten“ als Todesursache an. Offiziell nahm er keine Drogen, rauchte und trank wenig, aber unter den Medikamenten, die er ständig brauchte, waren Amphetamine, Morphine und Opiate. Ohne Aufputschmittel konnte er zuletzt nicht auftreten, ohne Beruhigungsmittel hinterher nicht wieder runterkommen und in der Nacht nicht schlafen. Er brauchte Spritzen für seine Stimme, etwas zur Befreiung seiner Atemwege, Kreislaufmittel, Abführmittel und Appetitzügler. Im Schnitt nahm er 20 Medikamentendosen pro Tag. Er war schwer medikamentenabhängig und wurde nur 42 Jahre alt.

Elvis war ein Familienmensch und liebte es, großzügige Geschenke zu machen. Aber er herrschte über sein Reich wie der Sonnenkönig Louis XIV. Ex-Gattin Priscilla erinnerte sich: „Alle standen im Wohnzimmer herum und redeten und lachten, bis Elvis auftauchte. Sobald er da war, wurde es still im Raum, bis man wusste, in welcher Stimmung er sich befand. Niemand, und das galt auch für mich, wagte es, einen Scherz zu machen, bevor er selbst lachte – und dann lachten wir alle.“ Aber trotz all seines Starruhms wurde Elvis mit der Zeit immer einsamer, immer gelangweilter, alles kam ihm sinnlos vor.

Seit 1964 beschäftigte er sich viel mit Religionen und Esoterik. Er suchte ein „Selbstverwirklichungszentrum“ eines Gurus bei Hollywood auf und ließ sich von seinem Friseur in die New-Age-Philosophie einführen. Von seiner Herkunft her war er auch vom Christentum geprägt und las viel in der Bibel. Die wichtigste Botschaft darin hat er aber offenbar nie verstanden: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern gerettet werden.“ (Johannesevangelium, Kapitel 3, Vers 16). Es heißt, der „King“ sei unsterblich, aber Elvis ist tot und begraben – Jesus lebt.

Andreas A.

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