Glücklich ohne Fernseher: Warum ich auf die Mattscheibe verzichte.

“Warum hast du keinen Fernseher?” So fragen mich immer wieder Freunde und Bekannte mit einer gewissen Verwunderung. “Man muß doch informiert sein. Und ein bißchen Unterhaltung würzt das Leben.” Das ist sicherlich richtig. Und trotzdem habe ich mich entschlossen, freiwillig auf den Fernseher zu verzichten, und zwar aus persönlicher Erfahrung und christlicher Motivation heraus. Ich möchte damit keinesfalls ein Gesetz aufstellen, das für jeden gültig wäre. Ich möchte auch nicht behaupten, daß ein Christ grundsätzlich dem Fernseher entsagen muß. Nein, ich möchte einfach die Gründe nennen, die mich persönlich bewogen haben, diesen Schritt zu tun. Und vielleicht kann mancher seine eigenen Bedenken hierin wieder entdecken.

Im wesentlichen sind es zwei Gründe: Zum ersten habe ich immer wieder schmerzlich empfunden, wieviel Zeit mir durch den Fernseher für andere Dinge verloren geht. Schaue ich einen Spielfilm an, so sind ein oder zwei Stunden weg. Und meistens bleibt es nicht bei einem Film. Als Kind war ich so fernsehsüchtig und saß so viele Stunden vor der Mattscheibe, daß meine Augen bereits Schaden litten und mir der Arzt ein zeitweiliges totales Fernsehverbot auferlegen mußte. Wieviel Zeit für eigenschöpferische, produktive Tätigkeiten ging durch das stundenlange Fernsehen verloren! Zudem merkte ich, wie unser Familienleben darunter litt. Der Satz, den ich damals von meinen Eltern (ebenfalls TV-süchtig) am häufigsten zu hören bekam, lautete: “Sei ruhig, wir wollen den Film zuende sehen!” Nachdem ich Jesus Christus als lebendigen Herrn und Erlöser angenommen und eine Wiedergeburt durch seinen Geist erlebt hatte, wurde mir das Kapitel 5 des Epheserbriefs immer wichtiger, das vom Leben der Kinder des Lichts handelt. Darin steht z.B. folgender Aufruf: “So seht nun sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht als Unweise, sondern als Weise, und kauft die Zeit aus; denn es ist böse Zeit” (Epheser 5,15f.). “Kauft die Zeit aus!” “Nutzt die Zeit, die Gott euch geschenkt hat, für ihn und den Dienst in seiner Gemeinde!” -Konnte ich es mir angesichts dieser Dringlichkeit des Dienstes für Jesus Christus noch länger leisten, meine Zeit sinnlos vor dem Bildschirm totzuschlagen?

Nein, sondern der HERR rief mich in seine Nachfolge, um seine Liebe weiterzutragen in eine finstere Welt hinein. Für diesen Dienst ist mir jede Stunde so kostbar, daß ich sie nicht sinnlos verschleudern möchte. Und bei diesem Wirken für den HERRN empfange ich so viel Freude, daß sie alle oberflächlichen und schalen Unterhaltungen bei weitem übertrifft. Freilich kenne ich auch Phasen der Erholung und Entspannung und schaue mir durchaus auch einmal einen guten Film an. Aber die Prioritäten in meinem Leben sind jetzt völlig anders gelagert als früher, wo ich im buchstäblichen Sinne ein “Sklave der Mattscheibe” war.

Der zweite Grund, warum ich keinen Fernseher habe, ist schwerwiegender. Ich möchte ihn mit Hilfe zweier Bibelzitate erklären. Jesus spricht in der Bergpredigt über den Zusammenhang zwischen dem Auge und der inneren Reinheit des Menschen: “Das Auge ist das Licht des Leibes. Wenn dein Auge rein ist, so wird dein ganzer Leib licht sein. Wenn aber dein Auge böse ist, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis sein” (Mt 6,22f.). ‘Wenn dich dein rechtes Auge zum Abfall (von Gott) verführt, so reiß es aus und wirf es von dir. Es ist besser für dich, daß eins deiner Glieder verderbe und nicht der ganze Leib in die Hölle geworfen werde” (Mt. 5,29). Es besteht also ein Zusammenhang zwischen demjenigen, was ich über das Auge aufnehme, und meinem geistlichen Zustand.

Das Auge ist das entscheidende Einfallstor von Licht und Finsternis im wörtlichen und übertragenen Sinn. Für das, was ich mir anschaue, trage ich eine Verantwortung. Wenn mich mein Auge bzw. das, was ich mit ihm konsumiere, von Gott wegzieht, so wäre es besser, das Auge auszureißen und blind, aber gerettet durch das Leben zu gehen. Jesus gebraucht immer wieder solche drastischen Beispiele, die man freilich nicht wörtlich, sondern in ihrer Zielrichtung verstehen sollte. welche im Bildwort deutlich wird. Jesus meint, man soll solche Bilder und Eindrücke meiden, die uns von Gott wegziehen.

Was nun das Fernsehen angeht, so möchte ich behaupten: Es ist heutzutage kaum möglich, den negativen Einflüssen zu entgehen, wenn man das Gerät erst einmal in der Wohnung hat. Ich kenne das Argument, daß jeder Fernseher einen Knopf zum Ausschalten habe und daß man ja die Sendungen streng auswählen könne. Aber ich frage mich, ob es wirklich jemanden gibt, der immer diese Disziplin besitzt. Der Fernseher hat eben leider nicht nur einen Knopf zum Ausschalten, sondern auch eine Tastatur zum Umschalten in eine wachsende Zahl von Programmen – und wie schnell hat sich der Betrachter hier in eine gewalttätige, okkulte oder unzüchtige Sendung verirrt. Gottes Wort lehnt solche Dinge klar ab. Aber gerade über das Fernsehen werden solche Sünden und Greuel Tag für Tag in die privaten Räume und die Seelen der Menschen geschickt. Ein befreundeter Pfarrer sagte mir, daß es die heutige Jugend schwer habe, in das Himmelreich zu kommen, weil eine immer größere Flut von Verführungen auf sie einströmt. Ob es die Videohandlung an der Ecke oder der Spätfilm im Fernsehen ist – der Schaden im Blick auf die Ewigkeit ist katastrophal. Und keiner möge sagen, er sei hier nicht versuchbar. Ich war einmal bei einem älteren Ehepaar zu Gast. Der Mann hatte früher viele Menschen zu Jesus geführt. Nun aber spürte ich eine seltsame Spannung und einen Unfrieden im Haus. Geistlich war kaum noch etwas da. Als ich spät in der Nacht aufstand, weil ich Geräusche gehört hatte, merkte ich, womit diese Veränderung zusammenhing: Durch die Scheibe der Wohnzimmertür flimmerte immer noch das Blau des Fernsehapparats, der sein verführerisches Gift in die Seelen der alten Menschen hineinträufelte. Ich habe in dem Moment beschlossen, keinen Fernseher zu besitzen, als ich merkte, daß die Gesamttendenz der Programme immer gottfeindlicher wird. Zwar gibt es auch heute noch manche guten und wertvollen Sendungen. Ich begrüße auch die Bemühungen vieler Christen um “mehr Evangelium in den Medien”. Zugleich aber sehe ich mit Trauer, daß diese mit ihren Anliegen kaum durchdringen. Den Charakter der Programme prägen mehr und mehr die Sendungen, die gegen Gottes Willen und Gebote stehen. die staatlichen Programme bis dahin noch halbwegs bemüht hatten, den “bürgerlichen Geschmack” nicht allzu-sehr zu verletzen und ein gewisses Niveau der Sendungen zu wahren, kam mit den Privatprogrammen der völlige Tiefschlag gegen alles, was heilig und christlich ist. Ich möchte es dem Leser und mir ersparen, Beispiele hierfür zu nennen. Der Blick in eine Programmzeitschrift eines beliebigen Tages und der Vergleich vieler Sendungen mit Gottes Wort möge zur Beweisführung genügen. Ich habe die Konsequenz daraus gezogen, einen Fernseher überhaupt nicht in meiner Wohnung zu haben, um nicht in Versuchung zu geraten.

Meine Fantasie, die mir Gott geschenkt hat, ist zu kostbar, um Tag für Tag der Verführungsgewalt des Bildes ausgesetzt zu werden. Viele Christen leben in einer Schizophrenie: hier Bibellese mit Gebet um Vergebung, dort neue Berieselung mit Schmutz und Schund. Wie lange noch soll dieser traurige Zustand dauern? Kann man hoffen, der Sünde zu entfliehen, wenn man “das Auge nicht ausreißt”, das einen dazu verleitet – und das heißt: wenn man die Ursache nicht beseitigt, die einen verführt. Für jeden Menschen mag das etwas anderes sein. Für sehr viele Menschen allerdings ist es heutzutage das Fernsehen, das man nicht mehr beherrschen kann, sondern das seinerseits Leben, Zeit, Denken und Fühlen diktiert und leider allzu oft den Weg zum Himmel verschließt. Nach meiner Beobachtung gibt es zwei Phasen, in denen sich die Produktionen deutlich weiter von Gott entfernten. Die erste Phase begann Ende der sechziger Jahre im Zusammenhang mit der Studentenrevolution. Hier wurden die (scheinbare) “große Freiheit”, der Anarchismus und die sexuelle Revolution propagiert, die sich auch auf die TV-Programme auswirkten. Man kann deutlich feststellen, wie die meisten Filme etwa seit 1967 “freizügiger” wurden. Die zweite Phase setzte Ende der achtziger Jahre mit dem Aufkommen der Privatsender ein. Während sich Ich persönlich kann bezeugen, daß mir durch den Verzicht auf das Fernsehen überhaupt nichts fehlt.

Gott hat mir vielfältige Aufgaben gegeben und produktive Möglichkeiten gezeigt, um die Freizeit erholsam zu füllen. Und manche Anfechtung, mancher innere Kampf bleibt mir erspart, den ich früher durch das Fernsehen erleiden mußte. Ich wünsche jedem die Freude, die allein Jesus Christus schenken kann, der Sünden vergibt und das Leben mit seiner Liebe erfüllt. “Ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem HERRN. Lebt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. Prüft, was dem HERRN wohlgefällig ist, und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis; deckt sie vielmehr auf… Ermuntert einander mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern, singt und cpialt riPm HFRRN in eurem Herzen und sagt Gott, dem Vater, allezeit für alles Dank, im Namen unseres Herrn Jesus Christus” (Epheser 5, 8-11.19f.). (von Dr. theol. Lothar Gassmann)

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