Ihre Aussage, Hitlers Familienpolitik wäre positiv, kostete Eva Hermann ihre Stelle beim NDR. Aber – wie falsch
lag sie eigentlich?
Angesichts der gegenwärtigen Diskussion über
vermeintliche Familienwerte im Nationalsozialismus erklärte der Leiter
des evangelikalen Instituts für Lebens- und Familienwissenschaften des
Treffs Christlicher Lebensrechts-Gruppen, der Theologie und Soziologe
Prof. Thomas Schirrmacher in einer Presseerklärung, dass Hitler in dem
Vater nur den Krieger gekannt habe, also keinerlei Betreuungsaufgabe
des Vaters für die Kinder. Er habe die Rolle der Mutter rein biologisch
als Gebärerin und Pflegerin gesehen, um das Überleben des Nachwuchses
und damit des Volkes und der Rasse zu sichern. Die eigentliche
Erziehungsaufgabe und Betreuungsaufgabe habe
Hitler (national-)sozialistisch beim Staat gesehen, weswegen er
Kinderbetreuungseinrichtungen, Jugendverbände und Schulen
gleichschaltete, die Kinder möglichst früh in NS-Organisationen zwang
und mit ‚Kinderlandverschickungen’ und ähnlichen Aktionen längere Zeit
von den Eltern trennte.
Gegenüber Staat und Partei sei die Familie entrechtet worden,
schreibt Thomas Schirrmacher. "In Ratgebern wurde Müttern geraten, früh
abzustillen und auch sonst die Kinder möglichst wenig zu betreuen,
damit sie stark würden. Hatten die Mütter erstmal Kinder zur Welt
gebracht, konnten sie ruhig in der Kriegsindustrie arbeiten. Abtreibung
der nicht Rassereinen war selbstverständlich, das sonstige
Abtreibungsverbot diente nicht dem ungeborenen Leben, sondern dem
Rassenkrieg."
Schirrmacher geht mit seiner Einschätzung sogar
soweit zu sagen, dass der Nationalsozialismus am verbreiteten
Zusammenbruch der Familie schuld gewesen sei. Er begründet das mit
folgenden sieben Punkten:
1. alle nichtarischen Familien wurden bekämpft, bis hin zur physischen Ausrottung
2. angeblich rassische Mischehen wurden zur Auflösung gezwungen und tief in das Menschenrecht auf freie Partnerwahl eingriffen
3.
alle arischen Familien wurden nicht mehr an irgendwelchen
Familienwerten gemessen, sondern allein an ihrer Bedeutung für Volk,
Rasse und Krieg
4. die Rolle der Mütter wurde auf eine biologische
reduziert. Für die gefühlsmässig-seelische Seite der Elternschaft und
das Selbständigwerden als Erziehungsziel hatte Hitler nur Hohn und
Spott übrig
5. die Kinder wurden den Eltern möglichst früh
entfremdet und in nationalsozialistische Organisationen und damit neuen
‚Vorbildern’ und Autoritäten unterstellt
6. der Rassekrieg brachte
die ‚vaterlose Gesellschaft’ (Mitscherlich) erst hervor und zerstörte
nicht nur in Deutschland, sondern auch bei den Kriegsgegnern Millionen
Familien, was bewusst in Kauf genommen wurde
7. die Bedeutung der
Ehe wurde hintan gestellt, indem Hitler den Gedanken eines ‚Kindes für
den Führer’ auch ohne feste Beziehung zu dem biologischen Vater (z. B.
einem SS-Offizier) propagierte, was die Grundlage des
Lebensborngedankens war
8. Hitler war verbal sehr frauenfeindlich
Erfahrungen
mit Rechtsradikalen heute würden zeigen, so Schirrmacher, dass auch ihr
Rassismus trotz häufiger Anrufung bestimmter Familienbilder
familienzerstörerisch ist. Zum einen gelte das Familienglück immer nur
für die Angehörigen des eigenes Volkes bzw. der eigenen Rasse, zum
anderen stünden Volk und Staat über der Familie und die Familienpolitik
müsse im Dienste der eigenen Ideologie Wohl und Wehe der Familien
planen, statt den Eltern die Verantwortung für die Kinder zu überlassen.
Prof.
Schirrmachers Ausführungen sind in einem erst vor kurzem erschienen
Buch zu finden mit dem Titel "Hitlers Kriegsreligion", ISBN:
978-3-938116-31-9. quelle. factum-magazin