Zwölf Jahre Wahnsinn von Led Zeppelin. Und ich war dabei. Jetzt hat die „Welt“ einen Artikel anlässlich des Geburtstages von Jimmy Page ins Netz gestellt:
„Mit 22 stößt er zu den Yardbirds und zwei Jahre später gründet er Led Zeppelin. Es ist eine der folgenreichen Fügungen des revolutionären Jahres 1968, während sich die Beatles auf dem Weißen Album auflösen, die Rolling Stones auf „Beggars Banquet“ verbeamten, Elvis ein Comeback in Lederjacke feiert und wieder verschwindet. Jimmy Page dreht mit Led Zeppelin die Fäden der sich aufdröselnden Popmusik zusammen. Folk („Bron-Yr-Aur“), Funk („The Crunge“), Country („Black Country Woman“), Bossa Nova („Fool In The Rain“), Reggae („D’yer Ma’ker“), Metaphysik („Stairway To Heaven“) und vor allem Rockmusik, die nach dem Orgasmus von „Whole Lotta Love“ nicht mehr dieselbe ist.
Die große Katastrophe, die bereits im Namen angelegt ist und auf ihrem ersten Album illustriert wird durch ein Bild des brennenden Luftschiffs „Hindenburg“, ereignet sich, nach vielen kleineren Katastrophen, im Herbst 1980: Nach einem Besäufnis im Haus seines Gitarristen wacht der Schlagzeuger John Bonham nicht mehr auf. Led Zeppelin erklären sich für aufgelöst.
Es gibt die wildesten Geschichten über Jimmy Page aus seinen Tagen mit Led Zeppelin. Die üblichen Erzählungen von Drogen aller Art und Spuren der Verheerung, die er mit der Band in den zwölf Jahren weltweit hinterlässt. Wahrscheinlich sind sie alle wahr.
Aber das Bild von Jimmy Page ist falsch. Der Irre aus diesen Geschichten ist er nie gewesen. Wie er das Gitarrenriff erfunden hat, so hat er den Gebrauch von LSD und Alkohol studiert. Auch die okkulten Bräuche und die schwarzen Messen, die er in den Siebzigern gefeiert haben soll, gehen darauf zurück, dass er den Magier und Mystiker Aleister Crowley interessant fand.
Crowley war ein finsterer Lebenskünstler, der die Nachkriegskinder fesselte. Ein Spinner, Kommunarde, Maler und Poet, der 1947 starb und Schriften hinterließ, die nicht nur Page begleiteten. Auf „Sgt. Pepper“ von den Beatles steht Aleister Crowley hinten links. Vorübergehend lebte Page in Crowleys Haus am schottischen Loch Ness. Als sich nichts Übersinnliches ereignete und sich kein Abgrund auftat, zog er wieder aus. 2012 veröffentlichte er die Filmmusik, die er als Jüngling für den Film „Lucifer Rising“ komponiert hatte. Eine versteckte Botschaft, die man heute hören kann, ist das Gelächter des gereiften Komponisten über seine Suche nach dem Bösen in der Jugend.
Vielleicht ist es das, was Jimmy Page, den Musiker, bisher daran hindert hat, zum anerkannten Solitär des Rockstartums zu werden: Seine Ratio hat die Band gelenkt, dafür hat ihn der Rest der Band dazu verführt, das Rationale und das Feingeistige zu vergessen und das Dionysische zu feiern. Nach Led Zeppelin veröffentlichte er eine durchdachte Filmmusik zum „Mann ohne Gnade“ mit Charles Bronson.“ www.welt.de/kultur/pop/ar…oelf-Jahren-Wahnsinn.html
Rocksterne sind Irrsterne, die kommen und gehen – allein unser Herr bleibt.