MASKEN!!!! Das „perfekte Zeichen gelebter Nächstenliebe“?

Was bedeutet all das nun in der aktuellen Coronazeit? Vorweg sei betont, dass es aus biblischer Sicht natürlich kein allgemeines Maskenverbot gibt. Zum Schutz der eigenen Person oder anderer Menschen werden Gesichtsmasken ja schon lange vor allem in der Arbeitswelt eingesetzt. Aber dort trägt man sie eben nur dann, wenn es wirklich nötig ist, denn Masken stören einfach. Anders als Hut oder Mütze behindern Masken die Atmung und das Sprechen. Sie erschweren außerdem die Erkennbarkeit von Menschen deutlich (was schließlich der Grund für das sog. „Vermummungsverbot“ war), schränken die Kommunikation ein. Masken sind daher ein gravierender, auf keinen Fall zu bagatellisierender Eingriff in die menschliche Persönlichkeit. Der Einsatz von Masken ist für Schutz und Hygiene natürlich nicht pauschal zu verwerfen, muss aber gut begründet werden.

Mit dieser Begründung hapert’s nun aber ordentlich. Oder anders gesagt: zwischen der Strenge der aktuellen Vorschriften und dem Nutzen der Masken besteht ein Missverhältnis. Allein schon der Vergleich von Staaten mit strengen Maskenverordnungen und denen ohne (z.B. Schweden) zeigt, dass Masken – wenn überhaupt – nur einen sehr begrenzten Einfluss auf das Infektionsgeschehen haben. (Auch die in der Pandemie teilweise sehr unterschiedliche Praxis der US-Bundesstaaten bestätigt dies.) Eine wichtige dänische Studie vom November 2020 zeigt, dass es nur einen eher schwachen Schutzeffekt von Masken in Innenräumen gibt. Dass Masken die großen Lebensretter seien, ist wissenschaftlich schlicht und einfach nicht belegt.

Hinzu kommen gesundheitliche Beeinträchtigungen und Schäden durch längeres Maskentragen. Eine im April des Jahres veröffentliche Sammelstudie (Kai Kisielinski et al.; hier ein ausführliches Interview mit Kisielinski in deutscher Sprache) weist auf mitunter gravierende Nebenwirkungen hin. Das Tragen von Masken ist also keineswegs völlig risikofrei. Außerdem ist zu bedenken, dass es Alternativen gäbe. Der angesehene Hygieniker Prof. Klaus-Dieter Zastrow (übrigens gar kein Maskengegner) plädiert schon lange für eine regelmäßige Mund- und Rachendesinfektion, um die Virenlast deutlich zu reduzieren. Leider wurde seine einfache Idee von der Politik konsequent ignoriert.

Es spricht aus wissenschaftlicher Sicht also eigentlich so gut wie nichts dafür, dass man sich allgemein an die Maske wie an andere Hygienestandards gewöhnen müsste. Aber sollte man nicht, so wenden manche ein, alles tun, um auch nur ein Menschenleben zu retten? Also lieber möglichst immer die Maske aufsetzen, um nur ja niemanden zu gefährden? Im Zweifel immer für die Maske? Dies ist jedoch ein ethisch fragwürdiges Argument. Denn wir tun im Alltag nie „alles“, um andere Leben zu schützen. Wäre dies der normative Grundsatz, dürfte sich z.B. niemand mehr ans Steuer eines Autos setzen, denn von jedem fahrenden Automobil geht eine potentielle Todesgefahr aus. Im Einzelfall kann es wie etwa in Pflegeeinrichtungen geboten sein, Masken als Vorsichtmaßnahme zu tragen. Als Grundlage für allgemeine Gebote oder Verbote ist der Grundsatz „wir-müssen-alles-tun“ wenig praktikabel, ja im Grunde unsinnig.

Wir haben also auf der einen Waagschale einen recht begrenzten Nutzen und auf der anderen durchaus bestehende gesundheitliche Risiken. Hinzu kommen dort außerdem auf Grund des oben Gesagten gewichtige theologische Argumente: Das Gesicht will gesehen werden, sichtbar sein. Wir sind von Gott dazu geschaffen, das Angesicht wann immer möglich nicht zu verhüllen. Das Schauen „von Angesicht zu Angesicht“ ist auch unter Menschen das Ideal, eben nicht maximaler Schutz. Und wenn nichts anderes als die ewige Seligkeit mit diesem Begriff umschrieben wird, dann kann lange, dauerhafte Gesichtsbedeckung in Abwehr eines nur mäßig gefährlichen Erregers keine Option sein. Das Angesicht ist nur zu bedecken, wenn es wirklich nötig und von der Situation gefordert ist. Über diese Notwendigkeit und die genaue Dauer kann und muss im Einzelfall natürlich diskutiert werden.

Das unverhüllte, offene Gesicht hat für Christen eine ungeheure Symbolkraft. Es steht für personale Gemeinschaft mit Gott und Menschen. Von Angesicht zu Angesicht das Gesicht Christi erkennen, die Gnade des leuchtenden Antlitzes Gottes erfahren und selbst das strahlende Gesicht Gottes der Welt darstellen – all dies will nicht zu einer Normalität des verhüllten menschlichen Gesichts passen. In der Gemeinde sollte die Kommunikation von Offenheit, Klarheit und Direktheit gekennzeichnet sein; in ihr darf kein Platz für Lüge, Nachrede und Heuchelei sein, ist Verstecken, Verstellen und Verbergen zu meiden – dauerhaftes Tragen von Masken passt auch zu dieser Praxis nicht. Der Preis des sich Gewöhnens an Masken z.B. in Gottesdiensten wäre also hoch, zu hoch.

Christen sind daher aufgefordert, nach Möglichkeiten zu suchen, auf Masken möglichst bald zu verzichten. Sie sollten die rechtlichen Spielräume innerhalb der staatlichen Vorgaben ausschöpfen. Masken sind ein notwendiges Übel, kein an sich zu schätzendes Gut. Es ist kein Zufall, dass in den nicht vom Christentum geprägten Ländern Asiens das Tragen von Masken viel beliebter ist – das Gesicht hat dort einfach nicht die tiefe Bedeutung wie im Westen.

Sind Masken also das „perfekte Zeichen gelebter Nächstenliebe“, wie man von manchen Christen hören kann? Ein perfektes Zeichen sind sie sicher nicht; sie können ein Zeichen der Liebe sein, wenn man eine konkrete Gefährdung reduziert. Es macht ethisch aber überhaupt keinen Sinn, jeden als potentiellen Mörder anzusehen, der sich erst mit fleißigem Tragen der Maske von diesem Makel befreit. Solch moralisierende Überhöhung hilft nicht weiter, da wir nie unsere Unschuld beweisen könnten, schließlich verbreiten wir im Alltagsleben häufig verschiedenste Krankheitserreger.

Ein letzter Gedanke: Nächstenliebe braucht Freiheit und Freiwilligkeit. Das bloße Befolgen von Vorschriften und Befehlen mag zwar auch moralisch positiv zu werten sein, aber echte Liebe ist etwas anderes. Sie ist nicht erzwingbar. Sie braucht freie Luft zum Atmen. Wenn man also das Tragen von Masken mit Nächstenliebe in Verbindung bringen will, dann sollte man dies der freien Entscheidung des Einzelnen überlassen – und Maskenpflicht möglichst abschaffen.   Holger Lahayne.lt

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