Prof. John C. Lennox: Der Zauber von Weihnachten.

…“Was für eine seltsame Verwechslung das ist – als ob Gott und Wissenschaft alternative Erklärungen seien? Gott konkurriert genau so wenig mit der Wissenschaft als Erklärung des Universums wie Henry Ford1 mit der Ingenieurwissenschaft und den Gesetzen der Physik als Erklärung für das Automobil konkurriert. Galileo, Kepler, Newton und Clerk Maxwell glaubten an Gott als Schöpfer und Erhalter des Universums. Das behinderte ihr wissenschaftliches Forschen nicht, sondern motivierte sie. Sie verwechselten allerdings unterschiedliche Erklärungsebenen nicht miteinander, also auf der einen Ebene den handelnden Urheber, auf einer anderen Ebene Mechanismen und gesetzmäßig ablaufende Vorgänge. So konnten sie sich daran erfreuen, Gottes Gedanken nachzudenken.
Beim Zauberer ist es anders. Bei ihm verletzen Wunder die Naturgesetze und können deshalb nicht vorkommen – sein Zauberstab verbietet es. Auch das ist falsch. Denn diese Naturgesetze, was sind sie? Sie sind unsere Beschreibungen dessen, was normalerweise passiert. Aus theistischer Perspektive sagen die Naturgesetze voraus, was ablaufen muss, wenn Gott nicht eingreift. Natürlich ist es keine Gesetzesübertretung, wenn der Schöpfer in seine eigene Schöpfung eingreift. Es ist wirklich ganz falsch gedacht, wenn behauptet wird, die Naturgesetze würden den Glauben an einen Gott und sein Eingreifen ins Universum unmöglich machen. Das ist, als würde man behaupten, das Verstehen der Verbrennungsgesetze würde es unmöglich machen zu glauben, der Erfinder des Autos könnte oder würde den Zylinderkopf entfernen. Selbstverständlich könnte er eingreifen. Und: Sein Eingreifen würde diese Gesetze nicht zerstören. Dieselben Gesetze, die erklärten, warum der Motor mit Zylinderkopf funktionierte, erklären auch, warum er ohne Zylinderkopf nicht funktioniert.
Daher ist es falsch und irreführend, mit Hume zu sagen, Wunder „verletzten“ die Naturgesetze. C. S. Lewis schrieb: „Wenn Gott ein Stückchen Materie vernichtet oder erschafft, so hat Er dort eine neue Situation geschaffen. Die umgebende Natur vereinnahmt diese neue Situation, nimmt sie in ihr Reich auf, passt alle anderen Ereignisse darauf an. Das neue oder veränderte Materiestückchen stellt fest, dass es mit allen Naturgesetzen übereinstimmt. Ein Spermatozoon, das Gott auf wunderbare Weise im Körper einer Jungfrau erschafft, bricht nicht anschließend irgendein Naturgesetz. Die Naturgesetze übernehmen sofort die Situation. Die Natur ist bereit: Eine Schwangerschaft stellt sich ein, die allen normalen Naturgesetzen entspricht, und neun Monate später wird ein Kind geboren.“
In diesem Sinne stimmen wir damit überein, dass Jungfrauen nicht aufgrund eines natürlichen Mechanismus schwanger werden. Aber Christen behaupten nicht, dass Maria durch einen natürlichen Mechanismus schwanger wurde, sondern durch eine übernatürliche Kraft, so dass ihr Sohn vollständig Mensch und vollständig Gott war. Die Naturgesetze als solche können diese Möglichkeit nicht ausschließen. Wenn sich ein Wunder ereignet, so sind es die Naturgesetze, die uns darauf aufmerksam machen, dass ein Wunder geschah. Es ist wichtig zu verstehen, dass Christen die Naturgesetze nicht verneinen, wie Hume behauptete. Vielmehr ist es wesentlicher Teil der christlichen Überzeugung, die Naturgesetze als Beschreibungen der Regelmäßigkeit und Ursache-Wirkung-Beziehungen zu verstehen, die der Schöpfer ins Universum eingebaut hat, und nach denen es normalerweise funktioniert. Wenn wir die Naturgesetze nicht kennen würden, so würden wir auch ein Wunder nie als solches erkennen können.“ www.iguw.de/

Prof. John C. Lennox von der University of Oxford spricht in München.
Zeit:
Mittwoch, 5. Dezember 2012
Beginn: 19.30 Uhr
Der Eintritt ist frei
Ort:
St. Matthäus-Kirche
Nußbaumstraße 1
80336 München

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