Weihnachten in Spanien.
ali
Obdachlose angezündet
Ihr Leben endete dort, wo ihre berufliche Karriere einst so hoffnungsvoll begonnen hatte. Die obdachlose Spanierin María del Rosario hatte – wie jede Nacht – im Vorraum einer Sparkasse in Barcelona Schutz vor der Kälte gesucht und neben dem Geldautomaten schlafen wollen. Dann drangen drei junge Männer in den Unterschlupf ein, peinigten die 51-Jährige, entzündeten eine brennbare Flüssigkeit und ließen die Bettlerin bei lebendigem Leibe verbrennen.
Spanien reagierte geschockt auf das Verbrechen kurz vor Weihnachten. Die Öffentlichkeit fragt sich: Was hat die Täter – zwei 18-Jährige und ein 16-Jähriger aus "gutem Hause" – nur dazu bewegt, eine wehrlose Frau qualvoll sterben zu lassen? Und wer war die Frau, die die vergangenen Monate bettelnd durch die Lokale der Umgebung gezogen war und deren Leben ein so trauriges Ende nehmen sollte?
Rasanter Aufstieg, tiefer Fall
María del Rosario stammte keineswegs aus armen Verhältnissen. In der Sparkasse, in der sie starb, hatte sie dereinst ihren ersten Job bekommen. Sie war als Mädchen der Stolz ihrer Eltern gewesen: ein bildhübsches Kind und eine gute Schülerin. Nach dem Abitur machte sie beruflich rasch Karriere, arbeitete als hoch qualifizierte Sekretärin für Topmanager und verkehrte in höchsten Kreisen. María del Rosario heiratete, bekam eine Tochter und bezog mit ihrer Familie eine Luxuswohnung in Barcelona.
"Vielleicht kam der rasante Aufstieg zu früh und zu schnell", vermutet die Zeitung "El País". "Ausgerechnet in dieser goldenen Zeit geriet die Frau an Drogen." Die Folgen: Der Mann ließ sich scheiden und erhielt das Sorgerecht für die Tochter. María del Rosario sank immer tiefer, sie brach alle Drogentherapien ab, wurde von den Eltern aus dem Haus geworfen und landete in der Gosse. An die Stelle harter Drogen trat nun der Alkohol.
Auf Schlafende uriniert
Die drei jungen Männer, die ihr das Leben nahmen, stammen wie das Opfer aus der sozialen Mittelschicht. Der 18-jährige Ricard, der als der Anführer des Trios gilt, stand kurz vor dem Abitur. Sein Vater ist Ingenieur. Er sagt: "Mein Sohn ist sicher kein Engel. Aber ich bin überzeugt, dass er die Frau nicht töten wollte. Er wollte sie nur ein wenig ärgern."
Ricard und seine Freunde kannten sich aus der Schule und einem Internet-Café. Sie wurden kurz nach der Tat festgenommen, weil sie auf den Videos einer Sicherheitskamera zu erkennen waren. Die Ermittler befragten Leute aus dem Freundeskreis und erfuhren, dass das Trio anscheinend seit längerer Zeit sich einen "Spaß" daraus machte, Bettler zu peinigen und sich dabei mit ihren Handys zu fotografieren.
Die drei jungen Männer sollen nach Zeugenaussagen Obdachlose geschlagen, mit Müll überschüttet oder ihrer Habseligkeiten beraubt haben. "Am meisten gefiel es ihnen, auf einen Schlafenden zu pinkeln", berichtete eine Ex-Freundin nach Angaben der Presse. "In ihren Augen waren Obdachlose keine Menschen."
ntv.de