Weltweit gibt es laut WHO (Stand 2021) jährlich über 73 Millionen geplante Abtreibungen, und sie steigen jährlich weiter an.

Margaret Sanger (gestorben 1960), war nicht nur die Gründerin des weltweit größten Abtreibungsanbieters Planned Parenthood. Der deutsche Zweig dieser Organisation trägt den zynischen Namen Pro Familia. Diese Margaret Sanger propagierte nicht nur die Abtreibung, sondern sie war auch erklärte Rassistin. Sie lehrte: „Der Dreh- und Angelpunkt der Zivilisation sind die minderwertigen Rassen, die in Wirklichkeit menschliches Unkraut sind, eine Bedrohung der Zivilisation“. In ihrem Buch Frauen und die neue Rasse schreibt sie: „Das Barmherzigste, was eine große Familie einem ihrer kleinen Mitglieder antun kann, ist es zu töten.“
Was für eine Menschenverachtung spricht daraus. Wer Gott nicht kennt, der weiß auch nicht, wer der Mensch ist.

Jede Kultur beruht auf Vorentscheidungen, die nicht hinterfragbar sind, Tabus, die das Zusammenleben bestimmen. Eine dieser Säulen der christlich geprägten Kultur ist der unbedingte Schutz des Lebens – von seinem Anfang bis zum natürlichen Ende. Die Strategie der Unterwanderung stellt diese Tabus infrage. Im konkreten Fall war es der unbedingte Lebensschutz des ungeborenen Kindes.
Erster Schritt: Das Ungeheure des Geschehens, das Töten eines Kindes, wird aus der Debatte ausgeblendet. Statt vom Kind spricht man vom Fötus oder vom Embryo. Die Debatte wird auf eine „Nebenfront“ abgelenkt: Die (tatsächliche) oft schwere Not von Frauen wird wirkungsvoll in die Auslage gestellt, ihr Recht, über ihren Körper zu verfügen, die tödlichen Folgen dilettantisch durchgeführter illegaler Eingriffe – und dass strafrechtlicher Schutz nichts nütze, weil Abtreibungen ohnedies massenhaft stattfinden würden.
Kurzum: Die Sprache wird manipuliert, scheinbar rationale Gründe und der Appell an Verständnis und Barmherzigkeit werden in den Vordergrund gerückt, während man den transzendenten Grund für das Bestehen des Tabus – dass der Mensch Abbild Gottes, also kostbar ist – ausblendet.
Was da seit den siebziger Jahren geschehen ist, beschreibt der Chefredakteur von L’Homme Nouveau, Philippe Maxence, wie folgt: „Am 29. Oktober hat der französische Präsident seinen Wunsch bekannt gegeben, das Recht auf Abtreibung in die Verfassung zu schreiben. (…) Eine Ifop-Umfrage vom November 2022 kam zu dem Ergebnis, dass fast neun von zehn Franzosen (86%) für ein in der Verfassung festgeschriebenes Recht auf Abtreibung sind. (…) Vor der Abstimmung über die „Loi Veil“ (1975), mit der die Abtreibung straffrei gestellt wurde, war die Mehrheit der Franzosen eindeutig gegen diese Regelung. Nachdem das Gesetz beschlossen war, hat es seine Wirkung getan. Sie führt von der Strafbefreiung zum Recht, dann vom Recht zur demnächst erfolgenden Festschreibung in der Verfassung…“
Die Untat wird zum Recht, Leid und Tod der Kinder werden ausgeblendet. Was für ein Kulturbruch!
Auf diese Weise werden seit Jahrzehnten die Fundamente des christlichen Menschenbildes geschliffen. Eine neuheidnische Kultur hat sich etabliert, die nach dem Grundmodell des autonomen, über sich und seine Umwelt verfügenden Menschen konzipiert ist: Er bestimmt sein Geschlecht, handelt nach seinen sexuellen Vorlieben, bestimmt die Art und den Zeitpunkt seines Todes, handelt mit Organen von „Hirntoten“, gibt die Erzeugung von Kindern in Auftrag, beutet die Schöpfung und wirtschaftlich weniger entwickelte Länder aus…

Die Parole hatte René Descartes im 17. Jahrhundert ausgegeben. Es gehe darum eine Philosophie zu entwickeln, „die uns die Kraft und Wirkungsweise des Feuers, des Wassers, der Luft, der Sterne…“ so zu durchschauen hilft, dass wir sie „zu allen Zwecken verwenden“ können, um „uns so zu Herren und Eigentümern der Natur“ zu machen. Das ist recht gut gelungen – und auf die Herrschaft über den Menschen ausgedehnt worden.

Dass dieses Konzept jetzt an Grenzen stößt, merkt man an den vielen Krisen der Gegenwart, am Umsichgreifen von Süchten und psychischen Belas­tungen, an der wachsenden Unsicherheit und Einsamkeit… Das größte Elend wird jedoch deutlich in den Abtreibungszahlen: Weltweit werden laut jüngs­ten Meldungen 70 (!) Millionen Kinder im Mutterleib getötet! Abtreibung ist mit großem Abstand die häufigste Todesursache.

Hier müssen wir innehalten und die Zahl nicht routiniert abhaken. Es gilt zu erkennen, welche dunkle Wolke von Schuld über unserer Erde liegt. Sie verblendet den Menschen, macht ihn gegen die Wahrheit immun, führt ihn auf weitere Abwege, in die Gottferne. Wir alle leben unter dieser Wolke. Da ist dem Satan ein großer Coup gelungen.

Tatsächlich stehen wir nämlich in einem weitgehend unerkannten geistigen Kampf, auf den uns der Apostel Paulus eindringlich aufmerksam macht: „Wir haben nicht gegen Menschen aus Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern gegen die Fürsten und Gewalten, gegen die Beherrscher dieser finsteren Welt, gegen die bösen Geister des himmlischen Bereichs.“ (Eph 6,13) Darüber redet kaum jemand. Als Christen müssen wir uns jedoch dieser Realität stellen. Sobald wir dies tun, erkennen wir auch, woher uns Hoffnung zukommt. „Vor allem aber greift zum Schild des Glaubens. Mit ihm könnt ihr alle feurigen Geschosse des Bösen auslöschen,“ lädt uns Paulus ein. „Hört nicht auf zu beten und zu flehen! Betet jederzeit im Geist…“ (Eph 6, 16,18). Christof Gaspari

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