Wer die Offenbarung des Johannes kennt, der kann wissen wo wir stehen und was kommt.

Offenbarung

Das Buch der Offenbarung ist das besondere prophetische Buch des Neuen Testaments. Sein Inhalt umfasst im Wesentlichen die Zukunft der bekennenden Christenheit, wobei auch Israel erwähnt wird, denn die Zukunft der Erde ist untrennbar mit dem irdischen Volk Gottes verbunden.
Die Offenbarung wird oft als ein schwer verständliches Buch betrachtet. Dafür gibt es sicher mehrere Gründe. Einige davon sind:

Man beachtet nicht, dass es den Knechten des Herrn, also solchen, die Ihm gehorchen, vorbehalten ist zu wissen, «was bald geschehen muss» (1,1).
Man übersieht, dass der chronologische Ablauf durch verschiedene Einschaltungen unterbrochen ist.
Die symbolische Sprache, die der Geist Gottes in diesem Buch fast durchwegs verwendet, ist tatsächlich nicht immer leicht zu verstehen.

Die vorliegende Übersicht soll vor allem im Blick auf den zweiten Punkt zu grösserer Klarheit führen.
Als Gott den Apostel Johannes beauftragte, die Offenbarung niederzuschreiben, deutete Er auch ihre Haupteinteilung an, indem Er sagte: «Schreibe nun,
was du gesehen hast, und
was ist, und
was nach diesem geschehen wird» (1 ,19).

1. Was du gesehen hast

Kapitel 1: Der Herr Jesus als Richter

2. Was ist

Kapitel 2 und 3: Die Versammlung in ihrer Verantwortlichkeit, oder anders ausgedrückt: die Kirchengeschichte aus prophetischer Sicht (Verantwortung kommt immer in der örtlichen Versammlung zum Ausdruck, daher die namentliche Erwähnung der sieben Versammlungen.)

Ephesus: Zustand nach dem Ableben der Apostel bis zum Jahr 167.
Smyrna: Die Märtyrerkirche von 167 bis 313.
Pergamus: Unter Kaiser Konstantin wird das Christentum Staatsreligion (313 Edikt von Mailand), das Christentum bis zum Jahr 606.
Thyatira: Der Bischof von Rom wird Papst (606), römisch-katholisches Kirchensystem.
Sardes: Was aus der Reformation hervorgegangen ist: der Protestantismus, ab dem 16. Jahrhundert.
Philadelphia: Erweckung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts; weltweit; überall, wo wahre Gläubige sich erneut mit dem Wort Gottes beschäftigten.
Laodizea: Was aus Philadelphia folgte; die Zeit, in der wir leben! (Der Herr aber möchte, dass wir trotz allem den Zustand von Philadelphia bewahren!)

3. Was nach diesem geschehen wird

Kapitel 4-22: Es folgt nun das, was nach der Entrückung der Gläubigen auf der Erde geschehen wird, aber aus himmlischer Sicht betrachtet.

Da die Entrückung kein Bestandteil der Prophetie ist, wird sie in der Offenbarung nicht erwähnt. Das Fehlen des Ausdrucks «Versammlung» zwischen Kapitel 3,22 und 22,16 weist jedoch darauf hin, dass die Erlösten sich nicht mehr auf der Erde befinden, dass die Entrückung also stattgefunden hat. Zudem hält sich Johannes, als ein Bild der Erlösten, ab Kapitel 4 im Geist im Himmel auf, womit die Tatsache der Entrückung
ebenfalls unterstrichen wird.

Die Szene im Himmel

Kapitel 4: Johannes sieht als Folge der Entrückung nicht das Haus des Vaters. sondern den Thron Gottes.
Dieser ist die Quelle oder der Ursprung für das, was folgt, und der Sitz der Autorität
Beachte die wiederholte Erwähnung, dass etwas vom Himmel aus geschieht (8,1.2; 10,1; 18,1.2; 20,1).

Kapitel 5: Der Vollstrecker des Gerichts ist der Sohn Gottes (Joh 5,22.27), der in der Offenbarung als das Lamm gesehen wird. Er, der jetzt alle Macht hat, Gericht auszuüben, ist der, der einst verachtet, für nichts geachtet und geringschätzig behandelt wurde.

Die sieben Siegel

Kapitel 6: Das Zeitalter der Gerichte, das im Gegensatz zur Zeit der Gnade steht, beginnt jetzt (vgl. z.B. 6,10 mit Apg 7,60).
Einschiebung

Kapitel 7: Der zeitliche Ablauf der Gerichte wird hier unterbrochen und ein Bericht über das eingefügt, was Gott tut, bevor weitere Gerichte über die Erde kommen:
Die Versiegelung der 144’000 aus Israel, die vor der Drangsalszeit versiegeln und dann durch diese Notzeit hindurchbewahrt werden.
Die göttliche Annahme einer grossen Volksmenge aus den Nationen, die dem Evangelium des Reiches und dem ewigen Evangelium glauben (Mt 24,14; Off 14,6).

Die sieben Gerichtsposaunen

Kapitel 8: Fortsetzung im Ablauf der Gerichte. Das 7. Siegel löst 7 Posaunen aus.
Die Posaunen 1 – 4 treffen den dritten Teil der Erde, d.h. das wiedererstandene Weströmische Reich (vgl. dazu 12,3.4 und 13,1).

Kapitel 9: Die Posaunen 5 – 7 werden mit «Wehe» bezeichnet, da die Gerichte noch ernster werden (9,12; 11,14). Das erste Wehe richtet sich gegen die Juden, das zweite gegen das Weströmische Reich, also die Christenheit (wieder der «dritte Teil»; V. 18).

Einschiebung

Kapitel 10,1 – 11,13: Es folgt ein ähnlicher Unterbruch im zeitlichen Ablauf der Gerichte, wie in Kapitel 7.
Das geöffnete Büchlein symbolisiert die Prophetie des Alten Testaments.
Mit dem Geheimnis Gottes sind seine Wege mit den Menschen während all den Jahrhunderten gemeint, da Er nicht öffentlich in ihre Angelegenheiten eingegriffen hat. Mit dem Kommen des Herrn Jesus in Herrlichkeit zum Gericht und zur Übernahme seiner Herrschaft findet dieses Geheimnis Gottes sein Ende oder seine Vollendung.
Die Erwähnung der 42 Monate oder 3 ½ Jahre verbindet die Prophetie der Offenbarung mit jener des Propheten Daniel (Dan 7,25; 12,7). Diese Periode entspricht der «grossen Drangsal» nach Matthäus 24,21. Zwei Zeugen treten auf.

Die siebte Gerichtsposaune

Kapitel 11,14-18: Mit dem dritten Wehe endet die Gerichtszeit, und es beginnt die Herrschaft Christi. Eine eigentliche chronologische Fortsetzung finden wir erst wieder ab Kapitel 19,11.
Einschiebung

Kapitel 11,19 – 12,18: Bis Kapitel 19,10 beschreibt der Geist Gottes verschiedene Einzelheiten während der Drangsalszeit, d.h. der letzten 3 ½ Jahre der heute noch zukünftigen Gerichtszeit. In Kapitel 12 sind es:
die Geschichte Israels (die Frau)
Satan in der Gestalt des Herrschers des Weströmischen Reiches
der Widerstand Satans gegen Christus und den treuen Überrest seines Volkes

Kapitel 13: Die Beschreibungen des Herrschers des Weströmischen Reiches (das Tier aus dem Meer) und des Antichristen (das Tier aus der Erde).

Kapitel 14: Was Gott tut, während Satan durch die beiden Tiere herrscht:
Bewahrung des treuen jüdischen Überrests in der Drangsalszeit (144’000 aus Juda)
Verbreitung des ewigen Evangeliums (Anerkennung Gottes, des Schöpfers, als höchste Autorität)
Fall der falschen Kirche (Babylon)
Urteil Gottes über die Anhänger des Antichristen
Erwähnung der Märtyrer während der Drangsalszeit
Bild der Gerichtsernte

Kapitel 15 und 16: Eine detaillierte Beschreibung des Grimmes Gottes über den Herrschaftsbereich des Tieres (Weströmisches Reich) anhand der 7 Zornschalen. Zeitlich gehören diese Ereignisse zum dritten «Wehe» (11 ,14).

Kapitel 17 und 18: Die göttliche Beschreibung des falschen religiösen Systems, das behauptet, die Kirche zu sein, und sein Gericht. Dieses System mit Sitz in Rom umfasst die ganze abtrünnige Christenheit, also die grosse Masse derer, die wohl ein christliches Bekenntnis, aber kein Leben aus Gott haben.
Bemerkung zu diesen Gerichten: Während der einzelne ungläubige Mensch einmal ewige Verdammnis erleiden wird, werden böse, gottfeindliche Systeme auf dieser Erde vollständig vernichtet.

Szene im Himmel

Kapitel 19,1-10: Nach der Vernichtung der falschen Kirche auf der Erde ist der Weg frei für die offizielle Vereinigung von Christus mit seiner Versammlung: die Hochzeit des Lammes.

Die Vollendung

Kapitel 19,11-21: Christus erscheint, um seine Herrschaft anzutreten.
In Verbindung mit der direkten Auseinandersetzung zwischen Christus und dem Weströmischen Reich mit seinen Verbündeten vollzieht der Herr sowohl an seinem Herrscher (das Tier) als auch am Antichristen (der falsche Prophet) ein direktes und endgültiges Gericht.

Kapitel 20: Das Tausendjährige Reich. Es fehlt jedoch die Beschreibung des dann herrschenden Zustands auf der Erde. Sie findet sich in der Prophetie des Alten Testaments.
Nach der tausendjährigen Friedensherrschaft des Herrn Jesus findet unter der Führung Satans eine letzte Empörung gegen Christus statt. Dann erfolgt die Vollstreckung des Gerichts über den Teufel, der schon am Kreuz besiegt worden ist.
Zuletzt folgt das Endgericht aller ungläubig gestorbenen Menschen.

Kapitel 21,1-8: Beschreibung des ewigen Zustands, nachdem Himmel und Erde der ersten Schöpfung im Brand aufgelöst sein werden (2. Pet 3,7.10).
Anhang

Kapitel 21,9 – 22,5: Beschreibung der Versammlung im Tausendjährigen Reich.

Kapitel 22,6-21: Schluss der Prophetie und des ganzen Wortes Gottes.
Dreimal «ich komme bald», weil das ganze Verständnis der Offenbarung mit der Wahrheit des Wiederkommens des Herrn Jesus für sein himmlisches und für sein irdisches Volk zusammenhängt.
Das Alte Testament schliesst mit Fluch, das Neue Testament hingegen, und damit die ganze Bibel, mit Gnade (Mal 3,24; Off 22,21).

aus: haltefest, Jahrgang: 1995 – Seite: 244 Verfasser: Marcel Graf

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