Zum 50. Todestag des «Narnia»-Autors C. S. Lewis.

„Ich glaube an das Christentum, wie ich daran glaube, dass die Sonne aufgeht. Nicht nur, weil ich es sehe, sondern weil ich dadurch alles andere sehe“

Am 29. Oktober 1898 wurde C.S. Lewis in Belfast geboren. Er schrieb mehr als 30 Bücher für Kinder und Erwachsene, Unterhaltung und Literaturkritik, Dichtung und christliche Apologetik. Für knapp 30 Jahre war Lewis Mitglied der Fakultät am Magdalen College, Oxford University und ab dem Jahr 1954 war er Professor für Literatur des Mittelalters und der Renaissance am Magdalen College der Cambridge University annahm. Dort blieb er bis kurz vor seinem Tod am 22. November 1963.

In den zwanziger Jahren fing Clive Staples Lewis seine Karriere als Dozent für Englisch und Philosophie in Oxford an, davor hatte Lewis als Soldat im Ersten Weltkrieg gekämpft. Nun war er froh wieder in das akademische Leben „einzutauchen“. In dieser Zeit begann in ihm die ernsthafte Suche nach dem was er „Freude“ nannte.

Ursprünglich wollte er nach seinem Studium Lehrer werden. Darin sah er seine Begabung. In seinem Schlussexamen erzielte er überragende Ergebnisse in Mods (griechischer und lateinischer Literatur) und Greats (Klassik und Philosophie). Er entschloss weiter an der Universität zu bleiben. Außerdem studierte er englische Sprache und Literatur. Dabei entwickelte sich in ihm ein Interesse für das Christentum, obwohl er schon seit einiger Zeit überzeugter Atheist gewesen war.

Obwohl er in einem Elternhaus aufwuchs, das von der christlichen Kultur geprägt war, verlor Lewis seinen Glauben an Gott als seine Mutter starb. In kindlichem Glauben betete er für ihre Genesung und war enttäuscht als ein Wunder ausblieb. Als er mit 12 Jahren auf das Internat nach Wyvern kam, verlor er seine christlichen Glauben endgültig. Er gelangte unter den Einfluss einer Lehrerin, die sich in „in den Labyrinthen der Theosophie, des Rosenkreuzertums, des Spiritismus und der ganzen anglo-amerikanischen Tradition“ (C.S. Lewis, Überrascht von Freude, Gießen 1998, S. 76) bewegte. Seine Suche nach Freude ging weiter. Er fand sie in Freundschaft und in der nordischen Mythologie, was ihn später auch mit J.R.R. Tolkien zusammenbringen sollte.

Als „das höchst Ziel seiner Wünsche“ bezeichnete Lewis die Freude. Seine ersten Begegnungen damit hatte er als Kind. Er beschrieb es als eine ungeheure Wonne einer anderen Dimension, die in ihm vor allem durch das Lesen von schöner Literatur erzeugt wurde. Später unterschied er „Freude“ von „Vergnügen“. „Ich bezweifle, dass irgendjemand, der die Freude je geschmeckt hat, sie gegen alle Vergnügungen der Welt eintauschen würde, wenn er über beides verfügen könnte. Freilich können wir über die Freude niemals verfügen, über das Vergnügen dagegen oft.“ (Überrascht von Freude, S. 27f.)

Lewiś Welt war gespalten. Auf der einen Seite war das Schöne, die Mythen und Dichtung auf der anderen die Realität mit ihrer ganzen schrecklichen Sinnlosigkeit. In seinem rationalistischen Weltbild war kein Platz für echte Freude. Dafür bot sie ihm etwas anderes – Freiheit, oder das, was er dafür hielt. Freiheit von Gott und vom Christentum, das für ihn nur aus Grenzen bestand. Beinahe alles was er liebte, hielt er für irreal. Beinahe alles Reale, erschien ihm erschreckend grausam. So wurde er nie einer der kühl berechnenden, nüchternen Intellektuellen; er blieb stets ein Romantiker.

Kritisieren, Analysieren und logisch Denken lernte Lewis noch vor seiner Zeit in Oxford, bei seinem Hauslehrer W.T. Kirkpatrick. Gleichzeitig bekam er von ihm Argumente für seine atheistische Einstellung. In dieser Zeit begann allerdings auch ein lebenslanger Briefwechsel zwischen Lewis und seinem irischen Freund Arthur Greeves, der ein Christ war. Immer wieder hinterfragte er seinen Atheismus. Lewis versuchte sich zu rechtfertigen indem er sagte, auch der Atheismus entbinde ihn nicht von moralischer Verantwortung. Er sagte, er habe trotz der deprimierenden Realität Spaß am Leben.

Zwei Autoren, die auch Christen waren, hinterließen mit ihren Werken einen bleibenden Eindruck auf C.S. Lewis. Es handelte sich um George MacDonald und G.K. Chesterton, beide überraschten Lewis in ihren Erzählungen durch etwas, was man mit Güte umschreiben könnte.
Er sah darin etwas von der Freude aufflackern, die ihm mehr und mehr verloren gegangen war. Nach dem Krieg, als er sich in Oxford eingetragen hatte, fasste er den Entschluss, mit allem Romantischem, Übernatürlichem, was er aus der Literatur von MacDonald und Chesterton übernommen hatte, abzuschließen. Ab jetzt sollte einzig die reine Vernunft für sein Weltbild zählen; zu seiner Beunruhigung wurde aber nun einer seiner vertrautesten Freunde, Owen Barfield , zum Christen. Er zeigte ihm in Gesprächen auf, dass wenn man nur das glaubte, was man sah, Dinge wie Gedanken oder Werte nicht existieren konnten. Lewis änderte seine Vorstellungen dahingehenden, dass er erklärte, „dass das Universum letzten Endes geistig war; dass unsere Logik die Teilhabe an einem kosmischen Logos war.“ (Überrascht von Freude, S. 253)

Nach dieser Änderung seiner Sichtweise, wurde er durch Beschäftigung mit englischer mittelalterlichen Literatur wieder neu mit dem Christentum konfrontiert. Unterdessen wurde er nach hervorragenden Leistungen zum Fellow des Magdalen College in Oxford gewählt.

Durch die Lektüre von Samuel Alexanders „Space, Time and Deity“kam Lewis zu dem Gedanken, dass es einen Unterschied gibt zwischen „Freude“, als dem Akt des Denkens oder Sehens, und dem „Nachdenken“ über das, was man gerade denkt oder sieht. Mit anderen Worten, man kann seine inneren Vorgänge nicht gleichzeitig genießen und betrachten. Folglich gibt es auch einen Unterschied zwischen dem Erlebnis von Freude und dem Nachdenken über das Erlebnis. Er erkannte, dass er nach dem Erlebnis der Freude gesucht, diese jedoch musste auf etwas anderes hinweisen.

Lewis kam nun dazu, die Quelle der Freude im Absoluten zu sehen. Er lehnte sein Gottesbild an das des Philosophen George Berkeley an. Es war ein schlichter, anwendbarer, theistischer Idealismu. Lewis nannte das Absolute auch nicht „Gott“, sondern „Geist“. Gott blieb für ihn etwas Unpersönliches. In der Zeit dieses gedanklichen Entwicklungsprozesses hatte Lewis Besuch von einem Mann, den er für den hartgesottensten Atheisten überhaupt hielt. Zu seiner Bestürzung sprach der auf einmal davon, dass die biblischen Berichte wahr sein könnten.

Lewis machte also immer mehr Zugeständnisse in Richtung Gott. Er sah sich gejagt von Gott, den er seinen „Gegner“ nannte, der wie in einem Schachspiel „Züge“ benutzte, um ihn zu schlagen. Im Jahr 1929 war es dann so weit, dass Lewis niederkniete und anerkannte, dass Gott Gott war. Das war eine erste Hinwendung zum Theismus, nicht die zum Christentum.

Er versuchte sein Bild von Gott zu konkretisieren indem er nun sonntags die Kirche besuchte und das Johannesevangelium im griechischen Originaltext las. Außerdem sprach er mit seinen engen Freunden Tolkien, Barfield und Dyson über das Christentum. Besonders wichtig wurden ihm in dieser Zeit jedoch die Briefwechsel mit Arthur Greeves, Lewis gab immer mehr zu, sich in Richtung Christentum zu bewegen.

Schließlich kam Lewis zu dem Entschluss, dass von allen Religionen nur der Hinduismus oder das Christentum richtig sein könnten. Am Hinduismus störte ihn allerdings, dass seine Moral Dinge wie Tempelprostitution oder Grausamkeiten zuließ und dass er nicht wie das Christentum mit einem historischen Anspruch auftreten konnte. Als Literaturwissenschaftler erkannte er, dass die Evangelien keine Mythen waren und doch verkörperte dieser Jesus den Stoff, aus dem die großen Mythen gemacht sind. Kein literarisches Werk war den Evangelien gleich und so kam er zu der Feststellung: „Hier und nur hier in allen Zeiten musste der Mythos zur Tatsache, das Wort Fleisch, Gott Mensch geworden sein.“

Nach vielen Gesprächen kam Lewis bei einem Besuch im Zoo zu der Überzeugung, dass Jesus Christus Gott sei. Er schloss einen Brief an Arthur Greeves mit den Worten: „Ich bin gerade vom Glauben an Gott zum festen Glauben an Christus -an das Christentum- übergegangen. Ich werde ein andermal versuchen es zu erklären. Meine lange nächtliche Unterhaltung mit Dyson und Tolkien hatte eine Menge damit zu tun.“

Über die Freude, nach der er so lange suchte schrieb er später:
„Ich glaube (falls das überhaupt des Berichtens wert ist), dass der alte Stich, die alte Bittersüße, mich seit meiner Bekehrung so oft und scharf getroffen hat wie eh und je.

Doch ich weiß jetzt, dass dieses Erlebnis, als Zustand meines eigenes Geistes betrachtet, niemals die Bedeutung hatte, die ich ihm einst gab. Es war wertvoll nur als ein Hinweis auf etwas anderes, Äußeres. Solange dieses andere im Dunkeln blieb, nahm der Hinweis natürlich großen Raum in meinem Denken ein. Wenn wir uns im Wald verirrt haben, ist der Anblick eines Wegweisers ein großes Ereignis. Wer ihn zuerst entdeckt, ruft `Seht mal!’ Und die ganze Gruppe versammelt sich darum und schaut ihn an. Doch wenn wir den Weg gefunden haben und alle paar Meter an Wegweisern vorbeikommen, bleiben wir nicht mehr stehen und schauen. Sie ermutigen uns, und wir sind dankbar für die Behörde, die sie aufgestellt hat.“ Der Atheist auf der Suche nach Freude entschloss sich schließlich dazu, den Wegweisern am Weg zu folgen. Conrad

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