„Ich fühle mich wie neu geboren.“ Das sind die Worte des 45-jährigen Clark McMillan, der 22 lange Jahre als verurteilter Verbrecher im Gefängnis saß. 22 Jahre lebte er mit dem Vorwurf, ein 16-jähriges Mädchen vergewaltigt zu haben. Eine DNS-Analyse brachte es jetzt ans Licht: unschuldig!
Diese Nachricht konnte man neulich in der Zeitung lesen – solche Meldungen rufen in uns Empörung und Unverständnis hervor – wie kann ein Mensch für so eine Tat unschuldig verurteilt werden? Sicherlich gab es eine Verkettung unglücklicher Umstände, aber muss bei einer Verurteilung nicht jeder Zweifel ausgeräumt sein? Ich will mich hier jedoch nicht mit den Gründen für so einen falschen Schuldspruch, auch nicht mit rechtlichen Fragen auseinandersetzen, sondern mit der Situation des Menschen McMillan.
Gehen wir doch mal 22 Jahre zurück. Ich stelle mir vor, wie McMillan verurteilt wird und immer und immer wieder versucht, den Richter von seiner Unschuld zu überzeugen. Dann der Schuldspruch – eine Welt bricht für ihn zusammen, das ist endgültig. Alle schauen den Menschen an, der ein verurteilter Vergewaltiger ist – und dabei schauen sie ihn an.
Dann muss er die erste Nacht in seiner Zelle verbringen – vielleicht schlägt er anfangs noch mit den Fäusten an die Tür, beteuert seine Unschuld, doch niemand wird ihn ernstnehmen. Tag für Tag und Nacht für Nacht muss er die verriegelten Türen anschauen, er wird behandelt wie ein Verurteilter, er ist ein Verurteilter. Aber das schlimmste ist: die Leute sehen in ihm den Menschen, der ein 16-jähriges Mädchen vergewaltigt hat – er hat keine Würde mehr.
Tage, Monate und Jahre vergehen – vielleicht hat McMillan einige Monate, vielleicht auch einige Jahre, gehofft, dass alles nur ein Traum ist, doch irgendwann schließlich muss er seine Situation akzeptieren – innerlich zerbrochen, verbittert, keine Kraft mehr.
Lange hört man nichts von McMillan, doch irgendwann in den 90ern beginnt eine Organisation namens „Innocence Projects“ ihre Arbeit aufzunehmen. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht unschuldig Verurteilte zu finden und dann ihre Unschuld zu beweisen. Sie stoßen auf McMillan – neue Hoffnung. Der Prozess wird tatsächlich wieder neu aufgerollt.
Schließlich kommt der Tag an dem McMillan nach etwa 8.000 Tagen dieses eine Wort hört, das die letzten 22 Jahre immer und immer wieder durch seinen Kopf gegangen ist: „unschuldig!“ Er kann es noch nicht glauben – in seinem Kopf hallt dieses Wort immer und immer wieder, die letzten 22 Jahre gehen an ihm vorbei, langsam realisiert er: Er ist freigesprochen. Nichts ist mehr so wie es war. „Ich fühle mich wie neu geboren.“ – das sind seine ersten Worte.
Ich werde erinnert an einen anderen Freispruch, der schon vor vielen Jahren erlassen wurde:
„[…] indem er uns alle Vergehungen vergeben hat; er hat den Schuldschein gegen uns gelöscht, […] der gegen uns war, und ihn auch aus unserer Mitte fortgeschafft, indem er ihn ans Kreuz nagelte;“ (Kolosser 2,13-14)
Schuldschein? McMillan war ja zu unrecht verurteilt, doch wie ist das mit uns?
„denn alle haben gesündigt […]“ (Römer 3,23)
Nach dem Gesetz Gottes sind wir alle schuldig. Wir alle stehen unter einem Urteilsspruch – und ab hier hat uns die Geschichte von McMillan viel zu sagen. Es gibt Hoffnung, es gibt einen Freispruch, für jeden, der ihn annimmt. Unser Schuldschein ist „ans Kreuz genagelt“ – was bedeutet das? Jesus Christus hat unsere Schuld, auch deine Schuld dort am Kreuz auf sich genommen. Und das bedeutet, dass wir freigesprochen werden können von der Schuld, die auf uns lastet.
Jesus Christus ist es, der einmal über jeden ein Urteil sprechen wird – und über jeden, der einmal in seinem Leben seinen Schuldschein ans Kreuz hat nageln lassen, wird er das Urteil „unschuldig!“ sprechen. Egal, ob Mörder oder Büroklammerdieb.
Egal wie hoch dein Schuldenberg ist: „Er hat den Schuldschein gegen uns gelöscht.“ Was bedeutet „gelöscht“? Andere Bibelstellen erklären das ganz gut – dort sagt Gott:
„Ihrer Sünden […] werde ich nicht mehr gedenken.“ (Hebräer 10,17)
„So fern der Osten ist vom Westen, hat er von uns entfernt unsere Vergehen.“ (Psalm 103,12)
Wenn Gott vergeben hat, dann kramt Er es später auch nicht mehr hervor; wenn Er vergibt, dann ist es wirklich vergessen – es ist so, als wenn es nie getan worden wäre. Denken wir noch mal an McMillan zurück – gerade weil er wirklich unschuldig war, ist er ein so gutes Beispiel für uns. Jetzt steht über seinem Leben das Urteil „unschuldig“ – niemand wird ihn mehr wegen dieses Verbrechens beschuldigen, niemand wird mehr in ihm einen Vergewaltiger sehen. Es ist gerade so, als hätte er das Verbrechen nie begangen, was ja auch wirklich stimmt.
Aber genauso ist es auch bei uns – obwohl wir eigentlich wirklich schuldig sind, will Gott uns völlig von unserer Schuld befreien, für Ihn ist es dann so, als hätten wir es nie getan. Und das ist gültig, egal wie viel Mist du in deinem Leben schon gebaut hast – denn Jesus Christus ist dafür gestorben.
Dieses „unschuldig“ spricht Er heute zu dir, wenn du mit deiner Sünde zu Ihm kommst – und dann beginnt ein neues Leben. Dann wirst du wie McMillan sagen können „Ich fühle mich wie neu geboren“, denn dann bist du neu geboren!
Das wünsche ich dir.