Gäbe es eine Weihnachtslieder-Hitparade, würde „O du fröhliche“ wohl auf Platz eins stehen.
Dichter Johannes Daniel Falk wurde am 28. Oktober 1768 in Danzig geboren. Er war Sohn eines Perückenmachers und lebte in ärmlichen Verhältnissen. Im Alter von 16 Jahren ging er aufs Gymnasium und verdiente sich seinen Lebensunterhalt mit Unterricht. Der Rat der Stadt Danzig stiftete ihm ein Stipendium für ein Studium in Halle.
Doch zunächst einmal widmete sich Falk der weltlichen Fröhlichkeit. Der Dichter Christoph Martin Wieland entdeckte sein poetisches Talent, woraufhin Falk das Theologie-Studium abbrach und bissige Satiren dichtete. Mit 28 Jahren zog er als Privatgelehrter nach Weimar.
Wenn er auch als Dichter nicht sehr erfolgreich war, wurde doch sein diplomatisches Geschick gelobt. Als 1806 nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt französische Truppen plündernd durch Weimar ziehen wollten, soll Falk persönlich ihnen Einhalt geboten haben. Er sorgte für die Verpflegung der Truppen und bewahrte damit die Stadt vor weiterem Schaden. Der französische Stadtkommandant machte ihn daraufhin zum Dolmetscher und Sekretär. Herzog Carl August ernannte ihn später zum Legationsrat mit festem Jahresgehalt.
1813 jedoch wurde für Falk zum Schicksalsjahr. Innerhalb weniger Wochen verlor er vier seiner Kinder durch Fieber. Kurze Zeit nach dem Schicksalsschlag soll, so heisst es in der Legende, ein kleiner, zerlumpter Waisenjunge mit bittenden Augen vor seiner Tür gestanden haben. Er nahm ihn auf und gab ihm Kleider und Spielzeug seiner verstorbenen Kinder.
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Diese gute Tat sprach sich herum, und so kamen immer mehr Kriegswaisen in das Haus. Für sie dichtete er im Jahre 1816 das später so bekannt gewordene Weihnachtslied „O du fröhliche“.
1819 und 1821 starben zwei weitere Kinder des Dichters. Falk gründete in Weimar die „Gesellschaft der Freunde in der Not“. Verwaiste und verwahrloste Kinder wurden aufgenommen und in Familien vermittelt. Später kaufte er den „Lutherhof“ und entwickelte hier eine für seine Zeit völlig neue Pädagogik. „Ohne Kette, ohne Zwang, ohne Schläge“ sollten die Kinder aufwachsen. Falk: „Wir schmieden unsere Ketten inwendig und verschmähen die, die man aussen anlegt.“ Er setzte auf eine Pädagogik der Freiheit: „Sie können davon laufen, aber es läuft keiner davon.“
Autor: Thomas Morell
Quelle: jesus.ch