Festival ohne Ende: Schon Goethe ließ seinen Dr. Faust resigniert sagen: “So taumle ich von Begierde zu Genuss, und im Genuss verschmacht ich nach Begierde.”

Glück gehabt!”, jubelt die Frau, die im Lotto die richtigen Zahlen getippt hat. “Glück im Unglück!”, sagt der Mann, der nach dem Verkehrsunfall sein demoliertes Auto ohne Verletzungen verlässt. “Ich bin glücklich”, haucht das junge Mädchen, nachdem ihr Freund ihr die bedeutungsschweren Worte “Ich liebe dich” ins Ohr gehaucht hat. Ja, wir möchten glücklich leben. Aber wieso ist die Nähe zu Gott mein Glück? Der indische Theologe Sundar Singh erzählte dazu einmal eine Geschichte: Ein Junge geht mit seiner Mutter und einem Diener durch einen herrlichen Park. Plötzlich ist die Mutter nicht mehr da. Sie hat sich unbemerkt versteckt. Als der Junge das Fehlen der Mutter bemerkt, ruft er nach ihr. Der Diener versucht ihn zu trösten: “Sieh doch den schönen blauen Himmel”, sagt er. “Sieh mal: die Wiesen, die bunten Blumen und die guten Früchte.” Aber das Kind jammert weiter nach seiner Mutter. Da tritt die Mutter aus dem Verborgenen. Sofort wird der Junge fröhlich. Jetzt sieht er auch all die schönen Dinge in seiner Umgebung. Mit der Mutter ist die Liebe zu dem Kind gekommen. Und nur wer Liebe erfährt, kann fröhlich sein. Alles Schönheit dieser Welt Unsere Welt ist herrlich und berauschend schön. Doch schon der Liederdichter vom Niederrhein, Gerhard Tersteegen, wusste: “Welt, du bist mir zu klein.” Alle Schönheit der Welt reicht uns nicht, wenn das Herz leer und traurig ist. Was braucht ein Amerikaner heute zum Glücklichsein? Als Antwort hörte ich einmal: “Zum Glück braucht man fünfmal das C: cash, creditcard, condo, car, country club membership (Bargeld, Kreditkarte, Eigentumswohnung, Auto, Mitgliedschaft in einem teuren Gesellschaftsclub). Schön und gut – Aber die Lebenserfüllung ist eben nicht im Kaufhaus zu haben. Es gibt Menschen, die glücklich sind ohne all das. Und es gibt Menschen, die das alles haben und dennoch unglücklich sind. Immer mehr wollen sie haben. Ihr Leben ist wie ein Eimer mit einem Loch im Boden. Schon Goethe ließ seinen Dr. Faust resigniert sagen: “So taumle ich von Begierde zu Genuss, und im Genuss verschmacht ich nach Begierde.” Bärbel Wilde

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