Berlinale eröffnet: Es glitzert und funkelt in Berlin. Internationale Stars geben sich die Klinke in die Hand.

„Stars sind offensichtlich dazu da, gleichzeitig angebetet und missbraucht zu werden. Wir zerren an ihnen, weil sie ständig an uns herumzerren, an unseren Gefühlen, unseren Träumen,
weil sie es sind, die zunächst mal diese falsche Nähe herstellen im Dunkel des Kinosaals. Sie sind Freunde, Geliebte, Wunschsöhne, Wunschväter, Wunschpartner….
Stars vertreiben die Einsamkeit … Was Groschenpresse, Fernsehen und Internet bewerkstelligt haben, ist eine ständig wachsende Durchlaufgeschwindigkeit an Berühmtheiten. Ständig ist Götzendämmerung*, und immer nervöser suchen wir nach neuen Vorbildern. Götzen werden gebraucht in säkularen* Zeiten. Je verwechselbarer der Einzelne wird, desto mehr sehnt
er sich nach dem Unverwechselbaren. Die Tröstung durch Religion in früheren Zeiten bestand ja darin, dass sie dem Einzelnen das Gefühl der Einzigartigkeit vor Gott gab. Nun ist die Religion aus dem Alltag verschwunden und mit ihr das Gefühl des Angesprochenseins. Das Göttliche fehlt. Doch es hat einen Mangel zurückgelassen, eine atavistische Andachtssehnsucht und gestaltlos gewordene Frömmigkeit, die nach Befriedigung suchen. Die Kirchen sind leer, aber in unzähligen Haushalten gibt es Altäre für Robbie Williams und Schreine für Britney Spears. Letztere, selbst Kunstprodukt, hat eine ganze geklonte Armee kreiert, in der Starlets und Gefolgschaft nicht mehr auseinanderzuhalten sind … Unser Verhältnis zum Ruhm also ist zynisch
geworden. Es ist das Zeitalter einer ewigen Götzendämmerung, in der wir unglücklich aufgeklärt zu den bunt bemalten Lampions hinaufschauen, die wir selbst aufgehängt haben, und uns für eine Weile einbilden, sie seien die Sonne und vertrieben uns die Angst vor Einsamkeit und Nacht. Das ist das, was wir heute Ruhm nennen – eine schnell erlöschende Angelegenheit.“ (Matthias Matussek im „Siegel“)

Ein altes und bekanntes Beispiel dafür liefert auch der König Herodes in biblischer Zeit. Als er einmal eine öffentliche Rede hielt, rief das Volk ihm zu: „[Das ist] eines Gottes Stimme und nicht eines Menschen! Sogleich schlug ihn ein Engel des Herrn, dafür, dass er nicht Gott die Ehre gab; und von Würmern zerfressen, verschied er“ (Apostelgeschichte 12,22.23) (jochenklein.de)

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