EINE VISION ÜBER DIE VERLORENEN ( Langer großartiger Text-unbedingt lesenswert)

Auf einer meiner letzten Reisen, während ich so aus dem Abteilfenster starrte, wurde ich in eine Kette von Gedanken geführt, die den Zustand der Menschen um mich betrafen. Sie lebten sorglos in offenster, schamlosester Rebellion gegen Gott, ohne einen Gedanken an ihr Wohlergehen in der Ewigkeit. Als ich so aus dem Fenster blickte, schien ich sie alle zu sehen …Millionen von Menschen um mich herum, hingegeben dem Alkohol und ihrem Vergnügen, ihrem Tanzen und ihrer Musik, ihren Geschäften und ihren Sorgen, ihrer Politik und ihrenSchwierigkeiten. Unwissend – in vielen Fällen willentlich unwissend, in anderen Fällen alles über die Wahrheit wissend, aber sich überhaupt nicht darum sorgend. Aber alle, wirklich dieganze Menschenmenge, schwappte so auf und ab in ihrer Blasphemie und Teufelei bis zum Thron Gottes. Während ich so darüber nachdachte, bekam ich eine Vision.Ich sah einen dunklen, stürmischen Ozean.

Über ihm hingen schwer die schwarzen Wolken; hier und da zuckten leuchtende Blitze hindurch und lauter Donner rollte, während die Winde jammerten und sich die Wellen erhoben und schäumten, sich auftürmten und sich brachen, nur um sich anschließend wieder zu erheben und zu schäumen, aufzutürmen und zu brechen. In diesem Ozean glaubte ich unzählige arme Menschen zu sehen, die hineinstürzten und umhertrieben, schrieen und kreischten, fluchten und kämpften und ertranken. Und wenn sie fluchten und schrieen, erhoben sie sich und kreischten noch mal und dann versanken einige, um nie wieder hoch zukommen.Und dann sah ich, wie sich aus dem dunklen, wütenden Ozean ein mächtiger Fels erhob. Mit seinem Gipfel ragte er hoch über die schwarzen Wolken, die über der stürmischen See hingen, hinaus.

Rund um das Fundament dieses großen Felsens sah ich eine ausgedehnte Plattform. Mit Freude sah ich, wie pausenlos eine Anzahl der armen, kämpfenden, ertrinkenden Schlucker aus dem zornigen Ozean auf die Plattform herauskletterten. Und ich sah, dass einige, die schon sicher auf der Plattform waren, den armen Kreaturen, die sich noch in den wütenden Wassern befanden, halfen, den Ort der Sicherheit zu erreichen.

Beim näherem Hinsehen sah ich eine Anzahl derer, die schon errettet waren, fleißig arbeiten und mit Leitern, Seilen, Booten und anderen Mitteln viel effektiver darauf hinzuarbeiten, die armen Kämpfenden aus der See heraus zu befreien. Hier und da gab es tatsächlich einige, die ins Wasser sprangen und ohne Rücksicht auf die Konsequenzen ihrem Mitgefühl folgten, um dieUntergehenden zu erretten. Und ich kann schwer sagen, was mich mehr erfreute – der Anblick der armen, fast ertrinkenden Menschen, die auf den Felsen kletterten und den Ort der Sicherheit erreichten, oder die Hingabe und Selbstaufopferung derer, deren ganzes Dasein in der Bemühung um ihre Befreiung aufging.Als ich so schaute, fiel mir auf, dass die Bewohner auf dieser Plattform eine recht gemischte Gesellschaft waren. Sie waren in unterschiedliche Personenkreise oder Klassen unterteilt und beanspruchten für sich selber verschiedene Vergnügungen und Beschäftigungen. Aber nur sehr wenige von ihnen schienen es sich zu ihrem Auftrag gemacht zu haben, Menschen aus der See zu retten.Aber was mich am meisten verwunderte war die Tatsache, dass, obwohl sie alle zu dieser oder jener Zeit aus dem Ozean errettet worden waren, beinahe alle alles darüber vergessen zu haben scheinen.

Jedenfalls schien sie die Erinnerung an seine Dunkelheit und Gefahr sie tatsächlich nicht mehr zu bekümmern. Genauso schien es sehr fremd und verwunderlich für mich, dass diese Leute keinerlei Sorge oder Verzweiflung über die armen Verlorenen zu haben schienen, die geradewegs vor ihren Augen kämpften und ertranken … wo sich doch unter ihnen die eigenenEhemänner und Frauen, Brüder und Schwestern und sogar die eigenen Kinder befanden. Nun, diese erstaunliche Gleichgültigkeit konnte nicht das Ergebnis von Unwissenheit oder mangelnder Erkenntnis gewesen sein, weil sie genau dort lebten und alles mit ansahen und sogar manchmal darüber sprachen. Viele gingen sogar hin, um regelmäßig Vorträge und Predigten zu hören, in welchen der schreckliche Zustand von diesen armen Ertrinkenden beschrieben wurde.Ich habe immer gesagt, dass die Bewohner dieser Plattform mit verschiedenen Tätigkeiten und Zeitvertreiben beschäftigt waren. Einige von ihnen waren Tag und Nacht von Handel undGeschäften in Anspruch genommen, um Gewinne zu machen und um anschließend alles in Kisten, Tresoren und Ähnlichem zu horten.Viele verbrachten ihre Zeit mit Vergnügungen: Manche züchteten Blumen auf der Seite des Felsens, andere bemalten Kleidungsstücke oder machten Musik. Einige legten besonderen Wert auf Kleidung, um dann herumzulaufen und bewundert zu werden. Manche waren voll ausgefüllt mit Essen und Trinken, andere waren in Diskussionen über die armen Ertrinkenden, die schon errettet worden waren, vertieft.Die Sache, die mich aber doch am meisten erstaunt hat, ist diese: Diejenigen auf der Plattform, die Er rief, die Seine Stimme hörten und fühlten, dass sie ihr gehorchen sollten – zumindestsagten sie dies – diese, die bekannten, Ihn sehr zu lieben, waren in voller Sympathie mit IHM für die Aufgabe, die er auf sich genommen hatte; diejenigen, die ihn anbeteten oder behaupteten dies zu tun, waren von ihrem Handel und ihren Berufen, ihrem Geldsparen und Vergnügungen, ihren Familien und Freunden, ihren Religionen und Diskussionen darüber und von ihren Vorbereitungen, um auf das Festland zu gehen, so vereinnahmt, dass sie nicht auf das Rufen hörten, das von diesem wunderbaren Lebewesen kam, welches selbst in die Seehinuntergegangen war. Und selbst wenn sie es hörten, schenkten sie dem keine Beachtung. Es kümmerte sie nicht. Und so ging das Kämpfen und Schreien und Ertrinken der Menschenmassen in die Dunkelheit hinein direkt vor ihnen weiter.Und dann sah ich etwas, was mir noch merkwürdiger vorkam als alles, was ich bisher in dieser seltsamen Vision gesehen hatte. Ich sah, dass einige der Menschen auf der Plattform, denendieses wunderbare Geschöpf zugerufen hatte, dass sie kommen sollten und Ihm bei dieser schwierigen Aufgabe, diese verlorenen Kreaturen zu retten, helfen sollten, immerzu beteten und zu Ihm ausriefen, dass Er zu ihnen kommen solle!Einige wollten, dass Er komme und bei ihnen bleiben sollte und Seine Zeit und Kraft dazu verwenden sollte, sie glücklicher zu machen. Andere wollten, dass Er komme und verschiedeneZweifel und Befürchtungen beseitige, betreffend der Wahrheit einiger Briefe, die Er an sie geschrieben hatte. Andere wollten dass Er komme, um ihnen ein größeres Sicherheitsgefühl aufdem Felsen zu geben – eine solche Sicherheit, die gewährleistete, dass sie nie wieder in diesen Ozean zurückrutschten. Viele andere wollten, dass Er sie ganz sicher fühlen ließe, dass sie eines Tages von diesem Fels herunterkommen und auf das Festland gelangen würden. Und das, weil die Tatsache wohl bekannt war, dass einige so sorglos gewandelt waren, dass sie den Boden unter den Füßen verloren und wieder zurück in die stürmische See gefallen waren.So pflegten sich diese Menschen zu treffen und stiegen dann, so hoch sie konnten, den Fels hinauf, und indem sie auf das Festland schauten (sie dachten, dort wäre das große Geschöpf)riefen sie: „Komm zu uns! Komm und hilf uns!“ Und während all dessen war Er dort unten (in seinem Geist) zwischen den armen, kämpfenden, ertrinkenden Kreaturen in der wütenden Tiefe, und seine Arme um sie schlingend versuchte er, sie herauszuziehen. Dabei schaute Er hilfesuchend, aber umsonst, zu denen auf dem Felsen und rief sie mit einer Stimme, die schon heiser war: „Kommt zu mir! Kommt und helft mir!“Auf einmal verstand ich alles. Es war einfach genug. Die See war der Ozean des Lebens, der See der realen menschlichen Existenz. Die Blitze waren der Schimmer der von Jahwes Thron ausgehenden, durchdringenden Wahrheit. Der Donner war das entfernte Echo von Gottes Zorn.Diese Massen von schreienden Menschen, die kämpften und in dieser stürmischen See verzweifelten, waren die Tausenden und Abertausenden von armen Huren und Zuhältern, vonAlkoholikern und deren Verführern, von Dieben, Lügnern, Gotteslästerern und gottlosen Leuten jeglicher Gesinnung, Zunge und Nation.Oh, welch eine schwarze See das war! Und oh, welche Mengen an Armen und Reichen, Ungebildeten und Gebildeten waren dort. In ihren äußerlichen Umständen und Verhältnissen waren sie alle so ungleich und waren doch in einer Sache alle gleich: Vor Gott waren sie alle Sünder – alle gebunden und festgehalten an eigenen Schwächen, fasziniert von irgendwelchen Idolen, die Sklaven irgendwelcher teuflischer Lüste und regiert vom widerlichen Unhold des Abgrundes!

„Alle gleich in einer Sache?“ Nein, alle gleich in zwei Sachen – nicht nur gleich in ihrer Niedertracht, sondern auch, wenn sie nicht gerettet werden, gleich in ihrem Sinken, Sinken …abwärts, abwärts, abwärts … zum gleichen schrecklichen Schicksal.Dieser große schutzgebende Felsen steht für Golgatha, der Platz, an dem Jesus für sie gestorben war. Die Menschen auf diesem Stein wurden gerettet. Die Weise, wie sie ihre Energien, Gaben und Zeit einsetzen, repräsentiert die Beschäftigungen und Vergnügungen derer, die behaupten, von Sünde und Hölle gerettet zu sein. Nachfolger des Herrn Jesus Christus. Die Handvoll wilder, entschiedener Menschen, die ihr eigenes Leben riskieren, um die Verlorenen zu retten, waren die wahren Soldaten des Kreuzes Jesu. Das gewaltige Geschöpf, das sie aus der Mitte der tobenden Wasser rief, war der Sohn Gottes, „derselbe gestern, heute und in Ewigkeit“. Er kämpft immernoch und tut Fürbitte, um die sterbende Vielzahl der Menschen unter uns vor dem schrecklichen Schicksal der Verdammnis zu retten. Seine Stimme, die den Erretteten zuruft, zu kommen undihm zu helfen, die Welt zu retten, kann durch die Musik, das Räderwerk und die Geräusche des Lebens gehört werden.Meine Freunde in Christus, ihr seid aus den Wassern gerettet und auf dem Felsen. Er ist in der schwarzen See und ruft euch, um Ihm zu helfen. Werdet ihr gehen? Schaut selbst. Die wogende See des Lebens, überfüllt mit der Vielzahl der Verlorenen, rollt überall wo ihr steht an euch heran.Die Vision verlassend, komme ich nun auf eine Tatsache zu sprechen, eine Tatsache, die so real wie die Bibel ist, so real wie Christus der am Kreuz hing, so real wie der kommende Gerichtstag sein wird und so real wie Himmel und Hölle, die ihm folgen werden.Schaut! Lasst euch nicht durch äußere Erscheinungsbilder täuschen – Menschen und Dinge sind nicht das, was sie vorgeben zu sein. Alle, die nicht auf dem Felsen sind, sind in der See. Schau auf sie aus der Warte des großen weißen Throns, welche Aussicht Du da hast! Jesus Christus, der Sohn Gottes, ist durch seinen Geist inmitten dieser sterbenden Vielzahl von Menschen und kämpft, um sie zu retten. Er ruft dich auf, in die See zu springen, dass du geradewegs an seine Seite kommst und ihm in diesem heiligen Streit hilfst. Wirst du springen? Das bedeutet, ob du vor Seine Füße kommen wirst und dich selbst absolut zu Seiner Verfügung stellen wirst.Einmal kam eine junge Christin zu mir und erzählte, dass sie nun schon seit einiger Zeit dem Herrn ihr Talent, ihr Gebet und Geld gegeben hatte, aber nun wollte sie dem Herrn auch ihrLeben geben. Sie wollte direkt in den Kampf ziehen. Mit anderen Worten: Sie wollte Ihn in der See unterstützen. So, wie ein Mann, der vom Ufer aus einen anderen im Wasser kämpfen sieht, die Sachen, die ihm bei seiner Anstrengung und bei seinen Sprüngen für die Rettung hinderlich sind, ablegt – so sollst du, der du noch immer am Flussufer verweilst, singst und betest und der armen Verlorenen gedenkst, nun endlich dein Schamgefühl beiseite legen, sowie deinen Stolz, die Sorgen um die Meinung anderer Leute, deine Liebe zur Bequemlichkeit und all die selbstsüchtige Liebe, die dich solange zurückgehalten hat, um zur Rettung der Vielzahl von sterbenden Männern und Frauen zu eilen.Sieht die wogende See nicht schwarz und gefährlich aus? Ohne Frage ist es so. Es gibt keinen Zweifel, dass dieser Sprung für dich, wie auch für jeden anderen, Schwierigkeiten undVerachtung und Leiden mit sich bringt. Für dich mag es vielleicht noch mehr als das bedeuten.Es bedeutet vielleicht Tod. Wie auch immer, der dir von der See aus Zeichen gibt, weiß was es bedeuten wird – und es wissend, ruft Er dich trotzdem und bittet dich zu kommen.Du musst es tun! Du kannst nicht zurückweichen. Du hast lang genug das Christsein genossen.Du hattest angenehme Gefühle, angenehme Lieder, angenehme Gottesdienste, angenehme Aussichten. Da war viel vom menschlichen Glücklich sein, eine Menge Beifall und Rufen des Preisens, sehr viel vom Himmel auf Erden.Nun denn, geh zu Gott und sage ihm, dass du jetzt ausreichend vorbereitet bist, um diesem allem den Rücken zu kehren und dass du für den Rest deiner Tage gewillt bist, inmitten diesermverlorenen Vielzahl zu kämpfen, was immer es dich auch kosten mag.Du musst es tun. Mit dem Licht, das nun in deinen Geist eingebrochen ist, und dem Ruf, der nun in deinen Ohren klingt, und den Zeichen gebenden Händen, die nun direkt vor deinen Augen sind, hast du keine Alternative. Zu den Verlorenen zu gehen, ist deine Pflicht. Von nun an wird deine Glückseligkeit darin bestehen, ihr Elend zu teilen, deine Bequemlichkeit wird dadurch ersetzt, dass du an ihren Schmerzen teil hast. Deine Krone wird sein, dass du ihnen hilfst, ihr Kreuz zu tragen, und dein Himmel, dass du in den Rachen der Hölle steigst und sie rettest.Nun, was wirst du tun?

William Booth gründete die Heilsarmee im Jahre 1865. Sein Mitleid für die Verlorenen, besonders für jene, die für die etablierte Kirche als “unrettbar” galten, war legendär.Sein ganzes Leben lässt sich mit seinen eigenen Worten zusammenfassen: “Geht ihnen nach – und zwar den Schlimmsten!”Mit unübertroffenem Eifer widmete sich die von Booth gegründete “Heilsarmee” den vergessenen und verlassenen Männern und Frauen. Sie riefen den “Heilskrieg” zuerst in denSlums von London, dann in ganz Europa und schließlich in jedem bewohnten Teil der Erde aus.Ihre Botschaft war Umkehr und ein Leben der Heiligung vor dem Herrn. Auf jeder ihrer Fahnen war ihr Abzeichen mit den furchterregenden Worten “Blut und Feuer!”Es ist unser Anliegen, dass alle Christen einen Blick auf das Leben von William Booth werfen und mit seiner Vision vertraut werden. Wie viele christliche Organisationen gleichen einem

schlafenden Riesen. – Was könnte geschehen, wenn wir – vom Geist Gottes bewegt – dem Teufel erneut den Kampf um verlorene Menschen ansagen würden! Von William Booth (1829–1912)

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