Für Jesus gefoltert

Gott gibt Kraft.

ali

„Ich habe alle Arten von Folter erlebt.“ Nazar Hasquil wischt sich die Tränen aus dem Gesicht. „Sie schlugen uns mit Peitschen und streuten ein chemisches Pulver auf unsere Haut. Du kannst zusehen, wie Dir die Haut abfällt.“ Neun Jahre verbrachte er als Kriegsgefangener in einem iranischen Lager. Mit 25 Jahren zog ihn die Armee des Saddam Hussein ein. Er sollte wie Millionen andere als Kanonenfutter dienen und für den Tyrannen am Tigris Leib und Leben riskieren.

Nazar war einer von wenigen Christen in seiner Einheit. Im Mai 1982 geriet er in einen Hinterhalt und wurde von iranischen Soldaten gefangen genommen. In einem abgelegenen Gefangenenlager nahe der sowjetisch-iranischen Grenze verbrachte er die nächsten neun Jahre.

Ein Ungläubiger

Für die Iraner war Nazar nicht nur ein verachteter Kriegsgegner. Er war auch noch ein Christ, ein Ungläubiger. Und so hatte er doppelt zu leiden. „Jeden Tag fragten sie mich, ob ich Christ sei“, erzählt Nazar. „Sie machten mir Vorwürfe, wie ich es wagen konnte, gegen sie zu kämpfen. Dann schlugen sie mich mit einer Peitsche.“

Einige seiner Folterer wollten aus dem Christen unbedingt einen Muslim machen. Sie versprachen Nazar gute Behandlung, sollte er zum Islam übertreten. Ja, selbst die Freiheit schien nicht ausgeschlossen. Was für eine Versuchung bei dem Leben hinter Stacheldraht, ohne ausreichend zu Essen, von Folter bedroht und Ungeziefer geplagt. „Es kam mir nie in den Sinn, Christus zu verlassen“, sagt Nazar. „Was für ein absurder Gedanke“, empört er sich. „Ist Christus vom Kreuz gestiegen, weil es ihm zu schwer wurde? Hat Jesus mich auf Golgatha verlassen, weil er durstig und müde war?“

Die Wut seiner Peiniger steigerte sich, da Nazar auf keine Verlockung einging und keine Drohung wirkte. Vier Jahre verbrachte Nazar in Einzelhaft in einem unterirdischen Keller. Kälte, Nässe, modriger Geruch und schlechtes Essen griffen seine Gesundheit an. Unter den Folgen leidet Nazar bis heute. Doch seinen Geist konnte niemand brechen. Er blieb Christus treu.

„Die Iraner verlangten von uns, dass wir uns nach schiitischer Art auf die Brust schlagen. Es war verboten zu lachen, weil das bedeutet hätte, dass die Gefangenen sich mit der Situation angefreundet hätten. Wir sollten gefälligst traurig sein“, erzählt Nazar. „Es gab so viele absurde Szenen in dem Gefangenenlager“, Nazar zuckt mit den Schultern. Im Lager gab es noch mehr Christen, etwa 50. Die iranischen Bewacher taten alles, um die Christen voneinander zu isolieren. „Doch spätestens beim Hofgang sahen wir uns“, freut sich Nazar noch heute. Dann erzählt er mit leuchtenden Augen: „Wir hatten eine Bibel. Die gaben wir jeden Tag weiter, damit jeder bis zum nächsten Tag darin lesen konnte.“ So gut es ging, versuchten die Christen sich doch zu treffen und sich gegenseitig Mut zuzusprechen. Wer dabei erwischt wurde, den prügelten die Wächter fast zu Tode. „Es ist ja so lange her“, sagt Nazar, „doch in meinen Träumen werde ich diese schlimme Zeit nicht los.“ Nazar weint. „Was Menschen anderen Menschen antun, ist unbegreiflich“, sagt er.

Obwohl der Krieg zwischen Irak und Iran bereits 1988 beendet wurde, hielten die Iraner noch viele Kriegsgefangene jahrelang fest. So auch Nazar, der erst 1991 in seine Heimat entlassen wurde.

Keine Knechte, sondern Söhne Gottes

Als die Angriffe radikaler Muslime auf die irakischen Christen immer heftiger wurden, beschlossen Nazar und seine Familie, den Irak zu verlassen. Sie flüchteten nach Jordanien. Dort fanden sie Aufnahme bei einer evangelischen Gemeinde, die sie versorgt, ihnen Wohnung gibt und das Leben für die Flüchtlinge regelt.

„Ich liebe es, wenn der Pastor mir aus Jesaja 53 vorliest“, bemerkt Nazar. „Ich lehne mich zurück und höre die Worte vom Gottesknecht, der unsere Schmerzen und unsere Krankheit auf sich lud. Wir sind in der Welt häufig gefangen, ich war sogar jahrelang ganz konkret eingesperrt, aber auch Ihr im freien Westen seid vielfach gebunden. Aber Christus hat uns befreit, er hat mich befreit. Deswegen sind wir auch keine Knechte, sondern Kinder Gottes.“ Als wir Nazar verlassen, steht der Pastor seiner Gemeinde vor der Tür. Er wird Nazar Jesaja 53 vorlesen.

h-m-k.

Kommentare

  1. Anita Akcivan

    Solche Berichte sind so mutmachend und erschütternd zu gleich. Aber ich bin total beeindruckt von dem Glauben des Nazar´s. Denn für uns europäische Christen ist es leicht seinen Glauben zu bekennen und zu leben, aber unter Folter so wie Nazar es erlebt hat, da zeigt es sich wie tief der Glaube in einem gewurzelt ist. Gott segne Nazar und schenke ihm das er wieder schöne Träume haben kann. Ich habe die allerhöchste Hochachtung vor solch einem Bruder im Glauben.

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