Loveparade II: Hooligans sind gefährlich, Raver sind heilig

Über die eigenartigen Unterschiede in der Berichterstattung über zwei Katastrophen
Am 29. Mai 1985 starben 39 Menschen beim Europapokalendspiel im Brüsseler Heysel-Stadion. Schlägereien zwischen Fußball-Hooligans hatten eine Massenpanik ausgelöst. In den folgenden Wochen wurde umfangreich über das Wesen fanatischer Fußballfans und ihre Mitverantwortung an der Katastrophe diskutiert. Stadien wurden am Ende umgebaut, Alkoholausschank eingeschränkt, Stehplätze weitgehend abgeschafft, Eintrittskarten personalisiert und vieles mehr.
25 Jahre später sterben 19 Menschen bei einer vergleichbaren Katastrophe in Duisburg anlässlich der Loveparade. Eigenartigerweise findet eine Diskussion über eine mögliche Mitverantwortung der Teilnehmer auch im Ansatz nicht statt. Wer es dennoch wagt, wird bezichtigt, die Opfer zu verhöhnen. Schuld mögen die Veranstalter, die Polizei, die Stadt haben, so hören wir hier und dort. Nur die „Raver“, die wollten nichts als ein „friedliches Fest fröhlicher junger Menschen feiern“, wie es der Bundespräsident höchst persönlich formuliert.
Es ist die Einheitlichkeit der immer gleichen Meinung, die hier irritiert, wo das Verhalten der Teilnehmer doch ganz offenbar fragwürdig ist, wenn Absperrzäune aggressiv niedergerissen werden. Warum wird gerade über diese Mitschuld so laut geschwiegen, dass es dröhnt? Sind die „Raver“ so etwas wie die letzten Heiligen unserer Tage, die anders als Polizisten und Hooligans auch beim Wort zum Sonntag noch als unantastbar zu gelten haben? ef-magazin.de

Kommentare

  1. ali

    Jeder Mensch ist schuldig. grundsätzlich schuldig vor Gott und menschen.
    ob ich in einen sinnlosen getrampel im Stadion oder im noch sinnloseren zappeln mein leben verliere. es bleibt mein verschnektes leben. ich bin vor gott verantwortlich wohin ich gehe und was ich tue.

  2. Daniela

    Ich finde nicht, dass die Ursachen dieser beiden Tragödien zu vergleichen sind. Im Heysel Stadion waren die Liverpool Hooligans die Auslöser der Massenpanik, da sie in den anderen Sektor eindrangen und so die Juventus Fans in eine Ecke drängten. Dies führte zur Massenpanik. In Duisburg hingegen, war schlicht und einfach kein Platz für solch große Menschenmengen. Die Leute gerieten aufgrund des mangelnden Platzes in Panik. In Brüssel wurden Absperrungen niedergerissen, um “Jagd” auf gegnerische Fans zu machen, weshalb man auch die Liverpool Hooligans dafür zu einem großen Teil verantwortlich machen kann. In Duisburg wurden die Absperrungen jedoch eingerissen um einfach aus dieser Enge zu entkommen. Hier lässt sich von meiner Seite kein absichtlich gewalttätiges Verhalten feststellen. Somit sind auch die Besucher der Loveparade nicht als Schuldige zu sehen.

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