Menschenwürde hat christliche Wurzeln

Prof.Di Fabio (Bundesverfassungsrichter) äußerte sich ferner zu den jüdisch-christlichen Wurzeln des modernen Staates. Dazu gehöre die Menschenwürde. Es sei falsch, wenn behauptet werde, dass sie erst durch die Aufklärung zum Thema geworden sei: „Nachweislich war der christliche Renaissance-Humanist Pico della Mirandola (1463-1494), derjenige, der die Würde des Menschen zum Ausgangspunkt des neuzeitlich humanistischen Gesellschaftsentwurfs gemacht hat.“ Er habe die Menschenwürde aus der Gottesebenbildlichkeit des Menschen abgeleitet.
Nach Ansicht des Bundesverfassungsrichters befinden sich heute alle Gesellschaften des Westens in einer Identitätskrise. In einer solchen Krise suche man nach Wurzeln: „Die einen suchen ein ursprünglicheres Christentum, andere entdecken die antikirchliche Stoßrichtung der Aufklärung wieder.“ Nächste Frage:
In Ihrem Buch „Die Kultur der Freiheit“ machen Sie folgendes Gedankenexperiment: „Was wäre, wenn man die heute im gesamten Westen ohne großes Aufheben durchgeführten, in jedem Jahr in die Millionen gehenden Abtreibungen in einer zukünftigen Zeit mit einer nur etwas anders gewichtenden Werteordnung als schweres Verbrechen an der menschlichen Gattung verstünde?“ idea

Mich macht es nachdenklich, dass es in jeder Gesellschaft mindestens ein Thema gibt, das eine nachfolgende Generation als falsch betrachtet. Ein Beispiel: 1914, zu Beginn des Ersten Weltkrieges, lagen sich die Menschen jubelnd in den Armen. Sie empfanden es mehrheitlich als Glück, in den Krieg ziehen zu können. Fast alle Intellektuellen, Pfarrer und sogar Sozialdemokraten – die sich immer für internationale Verständigung eingesetzt hatten – verfielen in einen kollektiven Taumel.
Für uns ist das heute ebenso unverständlich wie die Grausamkeiten während des Dreißigjährigen Krieges oder die erbarmungslose Eroberung Südamerikas durch Spanier und Portugiesen.
Aus heutiger Sicht völlig unverständlich ist es auch, dass sich die USA als freiheitlicher Staat gründete und dennoch so lange an der Sklaverei festhielt.
Meine Frage ist also: Könnte es sein, dass auch unsere Gesellschaft in ihrer Gerechtigkeitswahrnehmung einen blinden Fleck hat? 

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