Das ist häufig die Kardinalfrage, die gestellt wird, wenn Leid und Not in unser
Leben tritt, wenn wir einen lieben Menschen an unserer Seite verlieren oder
andere Schicksalsschläge uns treffen. Da ist es gut, wenn wir „den Spieß
einmal umdrehen“ und diese Frage einmal so stellen:
Warum lässt Gott das zu, dass die Sonne über alle Menschen ihr Licht verströmt,
dass der Regen die Erde befeuchtet, dass Pflanzen wachsen und Blumen blühen,
dass Bäume leben und Früchte bringen, dass Vögel und Insekten durch die Luft
schwirren, Fische das Wasser beleben und Menschen und Tiere die Erde bevölkern?
Warum lässt Gott das zu, dass Mann und Frau sich in der Liebe erkennen, dass
Kinder geboren und groß werden, dass Augen sehen und Ohren hören, Hände tasten
und Menschen miteinander sprechen können?
Warum lässt Gott das zu, dass Menschen denken und arbeiten, ruhen und spielen,
lieben und lachen, laufen und leben können, dass sie Bilder malen und anschauen
können, Musik machen und anhören, Bücher schreiben und lesen, Häuser bauen und
bewohnen können?
Warum lässt Gott das zu, dass es Jahreszeiten und Festzeiten, Saat und Ernte,
Himmel und Erde, Land und Meere, Berge und Täler, Wege und Ziele gibt?
Warum lässt Gott das zu, dass wir atmen und essen, singen und tanzen, nehmen
und geben, festhalten und loslassen, forschen und erkennen, planen und aufbauen
können?
Warum lässt Gott das zu, dass die Erde von der Sonne so weit entfernt ist, dass
das Leben erwärmt, aber nicht verbrannt wird, dass sich die Erde um sich selber
dreht, damit Tag und Nacht, Licht und Dunkel entstehen, dass die Erdachse um
23° geneigt ist, damit es vier Jahreszeiten gibt?
Warum lässt Gott das zu, dass die Menschen zu ihm kommen, mit ihm reden und
unter seiner Obhut Zuflucht finden können?
Warum lässt Gott das zu, dass sein Sohn Jesus Christus für uns lebt, leidet,
einen grausamen Tod an einem Kreuz stirbt, damit wir Vergebung unserer Sünden
empfangen können, aufersteht und wiederkommt, damit wir nach einem gesegneten
Leben hier an einem ewigen Leben dort mit Gott teilhaben dürfen?
Warum lässt Gott das zu?
Weil ER uns liebt und ER es gut mit uns meint! Die Güte Gottes leitet uns zur Umkehr.
Joachim Kelle .agwelt.de/
Zu dieser Ich-haften Ethik gehört damit zwingend das Postulat der Fehlerlosigkeit des modernen Menschen. Denn die neue Ethik passt sich ja flexibel an die jeweiligen Lebensformen an, deswegen konnten Fehler, Schuld und Sünde abgeschafft werden. Schuld: die haben höchstens die anderen. Damit muss in der Schmerzabwehr der Täter zum Opfer umgedeutet werden: Man wälzt so seine Fehler aggressiv auf andere ab. …
Diese Dynamik der krampfhaften Schmerzvermeidung durch rigides Festhalten an der eigenen Fehlerlosigkeit mit reflexartiger aggressiver Fremdbeschuldigung kann der moderne Mensch nur mit mühsamer Anstrengung in kontinuierlichem Selbstbetrug durchhalten. In psychoanalytischer Terminologie nennt man diese Anstrengung „Verdrängung“. Heute wird in erster Linie Schuld verdrängt, denn dafür hat der unbarmherzige Zeitgeist keine wirkliche Lösung. Eine Aufdeckung dieser Verdrängung ist schmerzhaft und muss mit Aggression abgewehrt werden.
Univ.-Doz. Dr. Dr. Raphael M. Bonelli
„Es entsteht eine Diktatur des Relativismus, die nichts als endgültig anerkennt und als letzten Maßstab nur das eigene Ich und seine Wünsche gelten lässt.“