Weihnachten, Fest der Liebe. Was ist Liebe überhaupt?

Liebe ist die überwindende Macht in einer Welt voller Hass, Zank und Egoismus. Sie kann erreichen, was keine andere Tugend erreichen kann, und in diesem Sinne ist sie die Königin aller Gnadengaben. Liebe vergilt schlechte Behandlung mit Freundlichkeit. Sie bittet bei Gott sogar um Gnade für ihre Totschläger. Sie handelt selbstlos, auch wenn alle um sie herum nur auf ihre Rechte pochen. Sie verschenkt sich, bis sie nichts mehr geben kann.
Ein Inder trieb eines Tages seinen Elefanten die Straße entlang und schlug dauernd mit einer Eisenstange auf ihn ein, damit er schneller gehen sollte. Plötzlich rutschte ihm die Stange aus der Hand und fiel mit lautem Scheppern aufs Straßenpflaster. Da drehte sich der Elefant schnell um, nahm sie mit seinem Rüssel auf und reichte sie seinem Meister. Genauso ist die Liebe.
In einer Fabel von Aesop ist die Rede von einem Wettstreit zwischen der Sonne und dem Wind darüber, wer von den beiden wohl einen Mann dazu bringen könnte, seinen Mantel auszuziehen. Der Wind blies wütend, aber je mehr er blies, desto fester zog der Mann den Mantel um sich. Dann schien die Sonne auf den Menschen herab, und er zog schon bald den Mantel aus. Die Sonne veränderte ihn durch ihre Wärme. Genauso ist die Liebe.
Sir Walter Scott erzählt, dass er einmal einen Stein nach einem streunenden Hund warf, und zwar so fest und so gezielt, dass er dem Tier damit ein Bein brach. Als Scott nun dastand und sich Vorwürfe machte, hinkte der Hund zu ihm hin und leckte die Hand, die den Stein auf ihn geschleudert hatte. Genauso ist die Liebe.
Stanton stieß wüste Beschimpfungen gegen den Präsidenten Lincoln aus, er nannte ihn »einen gemeinen, gerissenen Clown« und »einen wahren Gorilla«. Er meinte, die Leute seien dumm, dass sie nach Afrika führen, um einen Gorilla zu bewundern, wenn sie doch einen in Springfield sehen könnten. Lincoln aber hielt auch die andere Wange hin. Ja, er ernannte Stanton später sogar zu seinem Kriegsminister und bestand darauf, dass er der geeignetste Mann für diesen Posten wäre. Als Lincoln später erschossen wurde, stand Stanton neben dem Toten, weinte und sagte: »Hier liegt
der größte Regent, den die Menschheit je gesehen hat.« Lincoln hatte ihn überwunden, indem er ihm auch die andere Wange hingehalten hatte. Genauso ist die Liebe.
E. Stanley Jones schreibt: »Indem wir unserem Feind auch die andere Wange hinhalten, entwaffnen wir ihn. Er schlägt uns ins Gesicht; wir aber schlagen ihn durch unseren moralischen Wagemut mitten ins Herz, indem wir ihm auch die andere Wange anbieten. Damit fällt seine Feindschaft in sich zusammen. Unser Feind ist damit verschwunden. Wir werden unseren Feind los, indem wir seine Feindschaft loswerden.
Die Welt liegt dem Mann zu Füßen, der die Macht hat, zurückzuschlagen, aber wer hat schon die Kraft, nicht zurückzuschlagen? Das aber ist die allergrößte Macht.«
Manchmal kann es so aussehen, als ob man mehr erreichen könnte, wenn man ein paar harte Worte spricht, wenn man Auge um Auge, Zahn um Zahn fordert, Vergeltung übt und für seine Rechte aufsteht. Be diesen Maßnahmen wirkt sicherlich ein gewisses Maß an Macht. Aber die größere Macht ist die Liebe, weil sie nicht die Feindschaft vertieft, sondern aus Feinden Freunde macht. »… die größte aber von diesen ist die Liebe.«

Bill MacDonald/Clv.de

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